Ein Kanalnetz von ungefähr 110 Kilometern Länge verläuft unter Weißenhorn und seinen Stadtteilen. Etwa zwei Drittel der Kanäle sind älter als 20 Jahre. Wie ist es um die Rohre im Untergrund bestellt? Das lässt die Stadt im Zuge einer Eigenüberwachung untersuchen. Die ersten 24 Kilometer sind schon mal geschafft. Die Ergebnisse der Befahrung mit einer Kamera zeigen auf, an welchen Stellen große Schäden vorhanden sind.
Eine Firma aus Oberschönegg im Unterallgäu hat in den Jahren 2019 und 2020 vorrangig die Kanäle untersucht, welche im Grundwasser liegen. Eine Strecke von 3,5 Kilometern wurde in Hegelhofen begutachtet, 4,5 Kilometer in Bubenhausen und knapp 16 Kilometer im Weißenhorner Gewerbegebiet. Ein Ingenieurbüro hat die Kanaldaten anschließend ausgewertet und in sechs Schadensklassen eingeteilt - von 0 (schadensfrei) bis 5 (schwere Schäden).
In Weißenhorn, Hegelhofen und Bubenhausen sind mehrere Straßen betroffen
Der Stadtrat zeigte sich in seiner jüngsten Sitzung erfreut über die vorliegende Datenbasis. "Endlich ist es so weit, dass wir eine erste Untersuchung haben, wie es mit Kanalschäden aussieht", sagte Bürgermeister Wolfgang Fendt. Allerdings betonte er auch: "Wir haben Schäden, die zu erheblichen Sanierungskosten führen werden."
Laut Sitzungsvorlage besteht zum Beispiel für 18 Prozent der Mischwasserkanäle in Bubenhausen, insgesamt 800 Meter, umgehender Handlungsbedarf wegen schwerer Schäden. Die Sanierungskosten belaufen sich demnach auf knapp 300.000 Euro, wobei die Beseitigung leichterer Schäden mit eingerechnet ist. Betroffen sind die Kanäle in der Weberstraße, Brühlstraße, Kreuzbergstraße und Dachsbergstraße. Dort sind noch sogenannte Spitzmuffenrohre mit ungenügenden Dichtungen eingebaut.
In Hegelhofen liegen die schadhaften Kanäle hauptsächlich in der St.-Nikolaus-Straße, der Günzburger Straße, Frühling- und Sommerstraße sowie in der Hegelhofer Straße. Die Kosten für dringend notwendige Sanierungen werden auf etwa 90.000 Euro beziffert.
Eine gute Koordination der Bauarbeiten im Untergrund ist gefragt
Gut 1,2 Millionen Euro wird die Stadt nach Angaben der Ingenieure zur Beseitigung größerer Schäden im Bereich des Industriegebiets aufbringen müssen. Dort hat die Untersuchung ergeben, dass in der Regel Fremdwasserzuflüsse und nachträglich hergestellte Anschlüsse, für die Kanäle aufgebrochen wurden, die schwersten Schäden aufweisen. Betroffen sind Adolf-Wolf-Straße, Daimlerstraße, Siemensstraße, Eschachweg und Zeissstraße. Darüber hinaus wird auch die Richard-Wagner-Straße in der Sitzungsvorlage genannt.
Die Kosten für die Kanalerneuerung im Schlesierweg werden mit 30.000 Euro angegeben. Die Arbeiten sind für dieses Jahr vorgesehen, weil der Schlesierweg ans Fernwärmenetz angeschlossen und die Straße in dem Zusammenhang auch umgestaltet wird.
Idealerweise sollten die Arbeiten an Kanälen und Leitungen im Untergrund so koordiniert werden, dass eine Straße nur einmal aufgerissen werden muss. Das betonte Wolfgang Fendt einmal mehr im Stadtrat und berichtete von einem geplanten Workshop, in dem es darum gehe, wie sich die Fernwärme weiterentwickeln soll. Unter Berücksichtigung der Ausbaupläne und der vorgesehenen Verlegung von Glasfaserkabeln solle ein Ablauf erarbeitet werden, um die aufgezeigten Schäden am Kanalnetz peu à peu zu beseitigen, fügte Fendt hinzu.
Angedacht ist auch eine Untersuchung der Straßen in Weißenhorn
"Koordination ist ganz wichtig", sagte auch Herbert Richter (SPD). Er forderte, bei dem Sanierungskonzept, das in den nächsten fünf Jahren umgesetzt werden soll, alle Leitungen zu berücksichtigen, die in der jeweiligen Straße verlegt sind. Dem stimmte auch das Gremium zu.
Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW) schlug als weiteres Vorhaben eine systematische Untersuchung der Straßen in Weißenhorn vor. Das sei bereits angedacht, aber noch in der Anfangsphase, antwortete die Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold.
Während die ersten Angebote für die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen eingeholt werden, soll auf Beschluss des Stadtrats die Untersuchung der Kanäle fortgesetzt werden. Das Tiefbauamt regt an, den Fokus im nächsten Abschnitt auf alte Kanäle zu richten.
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