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Weinried: Bald in Weinried: Eine Ferienwohnung für Menschen mit Handicap

Weinried

Bald in Weinried: Eine Ferienwohnung für Menschen mit Handicap

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    Ein etwas anderer, symbolischer Spatenstich: Markus Schneider (Mitte, mit grünem Helm) im Kreis seiner Unterstützer. Die Spaten im Vordergrund sollen die Vielfalt und die Inklusion aller Menschen symbolisieren.
    Ein etwas anderer, symbolischer Spatenstich: Markus Schneider (Mitte, mit grünem Helm) im Kreis seiner Unterstützer. Die Spaten im Vordergrund sollen die Vielfalt und die Inklusion aller Menschen symbolisieren. Foto: Anna Katharina Schmid

    In dem kleinen Dorf an der Günz mitten in einer Baugrube stapeln sich Spaten auf einem Haufen. Diese sind so vielfältig wie Spaten nur sein können: Einige haben abgenutzte Griffe, manche sind aus Plastik, andere aus Holz, groß, klein, teils verblichen oder glänzend neu. Die Werkzeuge sind Teil eines besonderen, symbolischen Spatenstichs.

    Die Wohnung wird als Ferienwohnung dienen, aber auch als Anschauungsobjekt

    Es geht um den Bau einer barrierefreien Ferienwohnung. Diese soll einerseits Menschen mit Behinderungen einen angenehmen Urlaub ermöglichen, andererseits diene sie auch als Anschauungsobjekt.

    Initiator des Projekts ist der Weinrieder Markus Schneider. Der 38-Jährige geht mit vorsichtigen Schritten und auf eine Krücke gestützt zur Baugrube. Im Jahr 2011 änderte sich das Leben des gebürtigen Benningers mit einem Schlag: Bei einem Autounfall erlitt er schwerste Kopfverletzungen. Schneider schnipst mit den Fingern. „So schnell ging das“, sagt er. Wochenlang lag er im Koma, dann monatelang im Wachkoma. Die Diagnose, die die Ärzte seiner Frau gaben, lautete in Schneiders Worten: „Schnabeltasse.“ Das heißt: gravierende körperliche Einschränkungen und das Ende des eigenständigen Lebens.

    Der 38-Jährige setzt sich für Menschen mit Handicaps ein

    Doch Schneider brachte die Ärzte zum Staunen. Er lernte von Grund auf alles neu, wie etwa seinen Kopf zu halten oder zu schlucken. Um Menschen mit ähnlichen Schicksalen zu helfen, gründete er den Verein „Phönix Allgäu“. Seit fünf Jahren hält er nun Vorträge in Firmen und an Schulen, um Menschen für Handicaps und die Bedeutung von Inklusion zu sensibilisieren.

    Das ist Schneider auch bei seiner barrierefreien Ferienwohnung wichtig. Die Wohnung, die der 38-Jährige selbst entworfen hat, kostet insgesamt 400000 Euro und wird zu einem Viertel mit Fördergeldern finanziert. „Es war mir wichtig, dass sie schön aussieht und lebenswert ist“, sagt Schneider. Neben Ebenerdigkeit und besonders angepassten Griffen helfe auch die Einrichtung eines sogenannten Smart Home bei einer einfacheren Bedienung von Lichtschaltern oder dem Fernseher.

    In Bayern gebe es kaum rollstuhlgerechte Hotels

    Schneider zufolge gibt es von 20000 Hotels in Bayern nur etwa 20, die rollstuhlgerecht seien. Er kenne viele Menschen mit Behinderung, die noch nie im Urlaub gewesen seien oder lange nach einem passenden Hotel suchen müssten. Das habe ihn zum Nachdenken angeregt. Die idyllische Lage an der Günz sei dafür gut geeignet.

    Neben Gästen soll die Ferienwohnung gegen einen kleinen Beitrag auch Interessierten für Besichtigungen offen stehen und als Anschauungsobjekt dienen. Schneider will dies vor allem jungen Familien nahe legen. „Wer denkt als junger Mensch schon ans Alter? Oder an plötzliche Veränderungen?“ fragt er. Im Sommer soll der Bau starten und nach einem Jahr abgeschlossen sein.

    Sein Wunsch für die Zukunft: ein rollstuhlgerechter Garten

    Zu der Wohnung wünscht sich Schneider in Zukunft auch einen barrierefreien Garten, in dem Hochbeete vom Rollstuhl aus bearbeitet werden könnten. Doch den teuren Garten, der durch große Umstrukturierungen etwa 100 000 Euro kosten würde, könne er in der nächsten Zeit nicht realisieren.

    Die aufgehäuften Spaten, die Schneider von seinen Unterstützern hat mitbringen lassen, symbolisierten die verschiedenen Menschengruppen und Inklusion. Jeder sei Teil der Gesellschaft, alle zögen zusammen an einem Strang – wie bei diesem Projekt.

    Schneider will Menschen mit Behinderungen eine Perspektive bieten. „Ich will zeigen, dass das Leben mit einem Handicap lebenswert ist, und sehr schön sein kann“, sagt er.

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