Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Vöhringen: Wie gefährlich sind coliforme Keime?

Vöhringen

Wie gefährlich sind coliforme Keime?

    • |
    Bürger in Vöhringen müssen das Leitungswasser bis auf Weiteres zur Sicherheit abkochen.
    Bürger in Vöhringen müssen das Leitungswasser bis auf Weiteres zur Sicherheit abkochen. Foto: Lukas Schulze, dpa

    Es klingt im ersten Moment besorgniserregend: Im Vöhringer Trinkwasser wurden Keime – sogenannte coliforme Bakterien – festgestellt. Was im gesamten Stadtgebiet aus dem Hahn kommt, muss deshalb vorsorglich abgekocht werden. Doch wie gefährlich sind die

    Wie Küfer auf Nachfrage unserer Zeitung sagt, handelt es sich bei coliformen Keimen um eine ganze Gruppe stäbchenförmiger Bakterien. Dabei gebe es sowohl Arten, die im Darm von Menschen und Tieren lebten, als auch sogenannte Umweltcoliforme. Sie kommen außerhalb des Darmtraktes in der Umwelt vor.

    Gesundheitsschädlich sind die Keime in der Regel nicht

    Gesundheitsschädlich seien die coliformen Bakterien zunächst einmal nicht. Aber: Wie bei allen Erregern oder Schadstoffen könne eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden. Anfällig für die Erreger sind vor allem die Personen, deren Abwehr generell geschwächt ist. Auch bei Kindern oder Senioren bestünde ein höheres Risiko. Generell entscheide aber vor allem die Menge darüber, wie groß die Gefahr ist. Erst wenn der Körper mit vielen Bakterien konfrontiert wird, kommt das Immunsystem in Bedrängnis. „Das Wasser müsste schon literweise getrunken werden“, erklärt Küfer.

    Dass im Trinkwasser coliforme Bakterien gefunden werden, komme in der Region zwar nicht häufig, aber immer mal wieder vor. Wie die Keime ins Wasser gelangen, lasse sich nicht pauschal sagen. In Vöhringen könnten Baumaßnahmen am Rohrnetz zu der Verunreinigung geführt haben. Es werde aber auch nach anderen Ursachen gesucht, hieß es in einer Mitteilung der Stadt.

    Dabei muss die Verunreinigung nicht zwangsläufig von außen in das Wassernetz gelangt sein. Wie der Leiter des Gesundheitsdienstes erklärt, könne es beispielsweise bei plötzlicher Erhöhung der Fließgeschwindigkeit zu einer Freisetzung der Bakterien aus vorhandenen Ablagerungen kommen.

    Vörhinger müssen das Leitungswasser bis auf Weiteres abkochen

    Sicher ist jedenfalls: Solange die Herkunft der Bakterien nicht geklärt ist, sollten nach Angaben von Hauptamtsleiter Jürgen Herzog alle Bewohner im Stadtgebiet (samt Ortsteilen) vorsorglich abkochen. Die Stadt rät dabei, das Leitungswasser vor Gebrauch einmal sprudelnd aufzukochen – und langsam, über mindestens zehn Minuten, abkühlen zu lassen. Händewaschen, Duschen oder Baden mit belastetem Wasser sei kein Problem, denn coliforme Keime dringen nicht durch die Haut und werden auch nicht eingeatmet wie etwa Legionellen.

    Im Laufe der Woche stehe nach Einschätzung von Mediziner Küfer das Ergebnis weiterer Proben fest. Dann entscheide sich, ob Entwarnung gegeben werden kann oder ob weitere Schritte ergriffen werden müssen – etwa, ob das Wasser eine Zeit lang gechlort werden muss.

    Laut Trinkwasserverordnung dienen coliforme Bakterien generell als Verschmutzungsindikator für Trinkwasser. Der Grenzwert liegt bei null. Werde bei Messungen an einer Stelle ein geringfügig höherer Wert festgestellt, werde der Zustand des Wassers laut Experte Küfer zunächst beobachtet und weitere Proben an mehreren Stellen genommen. Werden auch dort Grenzwerte überschritten, wird die Bevölkerung, wie nun in Vöhringen, informiert.

    Hoch sind die im Stadtgebiet gemessenen Werte nach Angaben von Küfer nicht. So wurden etwa im Ortsnetz in der Nähe der Baustelle am Berliner Ring 3 coliforme Keime pro 100 Milliliter Trinkwasser festgestellt. Am Übergabeschacht Thal waren es 4 coliforme Keime pro 100 Milliliter. „Wäre das Wasser richtig verschmutzt, würden die Zahlen bei 100 oder 1000 liegen.“

    Mehr zum Bakterienfund im Vöhringer Trinkwasser lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden