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Vöhringen/Weißenhorn: Illegaler Tiertransport: Sechs Hunde finden neues Zuhause in Weißenhorn

Vöhringen/Weißenhorn

Illegaler Tiertransport: Sechs Hunde finden neues Zuhause in Weißenhorn

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    Wie es mit den sechs neuen Hunden im Weißenhorner Tierheim weitergeht, ist noch unklar.
    Wie es mit den sechs neuen Hunden im Weißenhorner Tierheim weitergeht, ist noch unklar. Foto: Alexander Kaya

    Zu kleine Boxen, ein nicht ausgebildeter Tollwutimpfschutz und der Transport einer hochträchtigen Hündin, sind nur einige Beobachtungen, die Polizisten und Veterinärmediziner am vergangenen Samstagmittag in Vöhringen machten, als sie einen illegalen Tiertransport gestoppt haben. 40 Hunde und Katzen wurden unter fragwürdigen Bedingungen in einem Lieferwagen nach Deutschland gebracht. Sechs der Vierbeiner haben im Tierheim in Weißenhorn vorerst ein neues Zuhause gefunden. So soll es weitergehen.

    So kam die Polizei in Vöhringen dem Tiertransport auf die Spur

    Begonnen hatte alles mit dem misslungenen Versuch eines Mannes, seinen Hundewelpen anzumelden. Das Problem: Der kleine Vierbeiner fiel unter die sogenannte Kategorie 1 der Bayerischen Kampfhundeverordnung. Die Polizei startete ihre Ermittlungen. In einer Befragung gab der Besitzer des Welpen an, dass er den Hund von einem Transport, der einmal wöchentlich nach Bayern käme, erworben habe.

    Daraufhin kontrollierten Beamte der Operativen Ergänzungsdienste Neu-Ulm den besagten Transporter in Vöhringen. Vertreter des Veterinäramtes des Landkreises Neu-Ulm unterstützten die Polizisten dabei. Die beiden Fahrer im Alter von 30 und 31 Jahren transportierten mehr als zehn ausgewachsene Hunde, mehrere Jungtiere und Welpen sowie vier Katzen.

    Hündin und ihre vier Welpen sind nun Bewohner im Tierheim Weißenhorn

    Die tatsächliche Kontrolle führten die Beamten auf dem Gelände des Tierheims in Weißenhorn durch. "Das war naheliegend, da wir ein eingezäuntes Areal haben", sagt Ute Prestele, die Leiterin des Tierheims und Vorsitzende des Tierschutzvereins Weißenhorn. Bei der Begutachtung der Tiere stellten die Kontrolleure fest, dass eine Hündin hochträchtig war. Ungefähr eine Stunde nach Beginn der Kontrolle brachte sie dann einen ersten Welpen zu Welt.

    Die insgesamt vier neugeborenen Welpen und ihre Mutter haben nun vorübergehend Obhut im Weißenhorner Tierheim gefunden. "Die kleinen Vierbeiner sind fit. Sie wachsen und gedeihen", sagt Prestele. Gesundheitliche Probleme hat allerdings der Mutterhund am rechten Hinterlauf. Dieser werde aber noch tierärztlich untersucht und versorgt, so die Leiterin.

    Verbleib der aufgenommenen Tiere ist noch unklar

    Darüber hinaus stellten Veterinärmediziner bei der Kontrolle des Transporters fest, dass bei einer anderen Hündin der Tollwutimpfschutz nicht ausgebildet war und sie daher in Quarantäne musste. Auch diesen Vierbeiner hat das Weißenhorner Tierheim aufgenommen. Das Besondere: Eine Tierärztin stellte am Mittwoch fest, dass die Hündin trächtig ist. Grundsätzlich gehe es den sechs neuen Tieren gut, sagt Prestele. Sie seien zugänglich und nicht abgemagert.

    Zum Verbleib der Tiere konnte Ute Prestele aber noch keine verbindlichen Angaben machen: "Wir sind nur der Verwahrort und haben sie im Auftrag der Polizei und des Veterinäramtes in Obhut. Wie es weitergeht, obliegt den Behörden." Genug Platz hätte das Tierheim in Weißenhorn. Im Schnitt werden pro Jahr 320 bis 350 Tiere aufgenommen. Grundsätzlich sei die Weißenhorner Einrichtung ein guter Platz für Vierbeiner, sagt Prestele. Die Hunde können tagsüber zum Beispiel immer an die frische Luft. Zudem fände man für die sechs neuen Tiere sicherlich ein schönes Zuhause, so die Leiterin.

    Prestele erklärt außerdem, wie die Einrichtung sicherstellt, dass die Tiere an gute Halter vermittelt werden. Wer einen Hund bei sich aufnehmen möchte, muss beim Tierheim auch Angaben zu seiner persönlichen Lebenssituation machen. So wird zum Beispiel an Personen, die in Vollzeit arbeiten, kein Hund vermittelt. Anschließend finden Termine in der Weißenhorner Einrichtung statt, bei denen sich Tier und Interessent kennenlernen können. Die Mitarbeiter vor Ort stellen dann auch fest, wie gut der jeweilige Vierbeiner und der mögliche neue Besitzer zusammenpassen.

    Transporteure verstießen gegen mehrere Vorschriften

    Grundsätzlich begingen die beiden Transporteure Verstöße gegen das Tierseuchenrecht und mehrere Ordnungswidrigkeiten nach der Tierschutztransportverordnung. So ist die Beförderung einer hochträchtigen Hündin verboten. Zudem seien laut Polizei die Boxen im Transporter zu klein und teilweise doppelt belegt gewesen. Auch der fehlende Tollwutimpfschutz sei ein Problem.

    Aufgrund der Verstöße mussten die beiden Männer vor ihrer Weiterfahrt eine Sicherheitsleitung in mittlerer dreistelliger Höhe hinterlegen. Momentan gehen die Beamten davon aus, dass die Hunde aus einer ausländischen Zucht stammen, wo sie unter "widrigsten Haltungsbedingungen als Massenware aufgezogen und mit hohen Gewinnspannen, unter anderem nach Deutschland, verkauft werden", so die Polizei.

    Tierheim Ulm fordert Gesetzesänderung

    Es kommt immer wieder vor, dass Polizei und Veterinäramt Tiere aufgrund schlechter Haltung von ihren Besitzern beschlagnahmen müssen. Dann sind die Tierheime gefragt, die sich übergangsweise um die Vierbeiner kümmern, um sie dann an neue Besitzer zu vermitteln. Das funktioniert nicht immer so reibungslos, wie ein aktueller Fall im Tierheim in Ulm zeigt. Seit mehr als acht Monaten werden dort 20 Welpen betreut, die aber nicht weitergegeben werden dürfen - obwohl sich schon viele vom Schicksal der kleinen Hunde betroffenen Tierfreunde gemeldet haben, die einen Welpen bei sich aufnehmen würden.

    Der Grund dafür liegt im Gesetz: Werden Tiere von den Behörden beschlagnahmt, gehören sie dennoch weiterhin deren Besitzer. Erst wenn gerichtlich - etwa durch ein Tierhalteverbot - entschieden ist, dass die Vierbeiner nicht zu ihrem Besitzer zurückgebracht werden können, können sie weiterverkauft werden. Doch diese Gerichtsverfahren ziehen sich häufig in die Länge. Das Tierheim in Ulm hat deshalb Alarm geschlagen, die Verantwortlichen dort fordern diesbezüglich eine Änderung des Tierschutzgesetzes, sodass die aus der Not entstandene Betreuung in den Heimen nicht weiter zur Sackgasse für Welpen, Kätzchen und andere Vierbeiner wird. (mit fwo)

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