Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt, der Frühling meldet sich trotz des kühlen Lüftchens mit seiner ganzen Farbenpracht. Das i-Tüpfelchen ist die aufmunternde Musik, die aus geöffneten Fenstern bis auf die menschenleeren Straßen klingt. Aber wie geht das? Es herrscht doch Kontaktverbot. Moderne Medientechnik macht’s möglich, dazu der Einfallsreichtum von Andreas Blätzinger und die Musiker der Stadtkapelle Vöhringen.
Ein Notenblatt brachte ihn auf die Idee
Eigentlich war es ein Sonnentag, der für einen Spaziergang wie gemacht war. Andreas Blätzinger durchstreifte jedoch nicht die Natur, sondern sein Arbeitszimmer. Und da fiel ihm ein Notenblatt in die Hände. Es war der „Woodstock der Blasmusik-Marsch“. Der Dirigent der Stadtkapelle ist auch öfter bei Youtube unterwegs und schaut sich Videos an. So stieß er auf kleine Filme, auf denen ein Musiker zu sehen ist, der als Solist ein komplettes Kammerkonzert spielt. „Das ist nicht so kompliziert wie man glaubt“, sagt Blätzinger. Der Solist spielt auf seiner Violine die erste Stimme, greift dann zur Bratsche, spielt die zweite Stimme und wiederholt das mit dem Cello in dem Part, den das tiefer gestimmte Instrument zu spielen hat, dann legt er die Melodien auf einem Computer übereinander und fertig ist ein Streicher-Trio.
Da schoss dem leidenschaftlichen Musiker ein Gedanke durch den Kopf: „Was einer kann, sollten wir als Orchester doch auch können.“ Nachdem dieser Marsch frei verfügbar war, was bedeutet, dass man das Musikstück ohne Tantiemen spielen darf, schritt Blätzinger sofort zur Tat.
Am Computer werden die Stimmen der Musiker übereinander gelegt
Der Dirigent stellte ein Notenpult auf und postierte darauf sein Handy. Zunächst musste er die Noten aufnehmen. Dann griff er zu seiner Trompete und spielte die erste Stimme, er schloss die zweite Stimme mit dem Flügelhorn an und lichtete sich selbst beim Dirigieren ab, aber nicht aus Eitelkeit, sondern um den Takt vorzugeben. Er selbst steckte ein Metronom im Kleinformat ins Ohr, damit er beim Spiel im exakten Taktmaß blieb. Dann schickte er das Video samt Noten an seine Musiker, die alle über Whats App miteinander verbunden sind.
Und das schier Unglaubliche geschah. Elf Musiker sahen das Video, griffen zu ihren Instrumenten und spielten ihre Stimme. „Das war gar nicht so einfach“, sagt Jutta Haisch. „Alle hatten Kopfhörer auf und mussten sich sehr konzentrieren.“ Insgesamt kamen elf Stimmen, Posaunen, Klarinetten, Flügelhorn, Bariton und Schlagzeug zusammen. „Ich legte die Videos mit den Stimmen am PC übereinander – und fertig war der Marsch“, erzählt Blätzinger. Er war selbst überrascht, wie gut dieser Versuch gelungen war.
Sie wollen Menschen helfen, den Mut nicht zu verlieren
Die Musiker waren von der Idee begeistert und hatten viel Freude. Für sie war es ein Zeichen, wie man Gemeinschaft pflegen kann, auch wenn man allein ist. Damit wollen sie auch Menschen helfen, in schwierigen Zeiten den Mut nicht zu verlieren. Besonders schön ist, dass sich jeder diesen Woodstock-Marsch anhören kann. Wer hier klickt, kommt auf die Internet-Seite der Stadtkapelle und kann sich an den flotten Melodien erfreuen.
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