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Vöhringen: Umweltminister wirft kritische Blicke auf die Iller

Vöhringen

Umweltminister wirft kritische Blicke auf die Iller

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    Der Bayerische Umweltminister Marcel Huber (von links) begutachtet zusammen mit dem Vorsitzenden der Fischereigenossenschaft „Untere Iller“, Wolfgang Höß, und dem Bezirksrat Herbert Pressl das Illerufer in Vöhringen.
    Der Bayerische Umweltminister Marcel Huber (von links) begutachtet zusammen mit dem Vorsitzenden der Fischereigenossenschaft „Untere Iller“, Wolfgang Höß, und dem Bezirksrat Herbert Pressl das Illerufer in Vöhringen. Foto: Alexander Kaya

    Wo könnte man besser über die Iller sprechen als an der Iller? Und dann auch noch bei deutlich mehr als 20 Grad? Einen sonnigen Nachmittag verbrachte nun der Bayerische Minister für Umwelt und Verbraucherschutz, Marcel Huber (CSU), an dem Fluss, um – zwischen den Wieland-Werken auf der einen, und einem Waldstück auf der anderen Seite – über die Iller zu diskutieren. Dass es dabei auch emotional zugehen würde, war vorauszusehen. Denn immer noch steht eine Entscheidung zu den umstrittenen Kraftwerksplänen bei Dietenheim aus. Wie berichtet, möchte eine Münchner Firma in bestehende Betonschwellen in der Iller acht Schacht-Kraftwerke errichten. Das Land Baden-Württemberg stimmte zu, hiesige Naturschützer klagten. Dieser Zwist ist auch an dem Bayerischen Umweltminister nicht vorbei gegangen. Und er vertritt eine klare Meinung.

    Gehe das Genehmigungsverfahren zugunsten der Kraftwerksbetreiber aus, werde das dem Projekt „Agile Iller“ im Wege stehen, sagte er. „Dann ist das das Gegenteil von dem, was wir hier machen wollen“, so Huber. Die „Agile Iller“ sei das bedeutendste Programm zur Gewässerrenaturierung in ganz Deutschland (Lesen Sie dazu auch: Von der „stinkenden Kloake“ zum Vorzeigefluss). 70 Millionen Euro werden seit 2017 über einen Zeitraum von zehn Jahren in den Fluss gesteckt. Dieser soll mehr Raum erhalten, attraktiver gestaltet werden – und mehr Lebensqualität sowohl für Menschen als auch für Tiere bieten. „Ich spreche dabei immer gerne von einer Win-win-win-Situation“, sagte Huber: Hochwasserschutz, Lebensqualität und Natur.

    Der Politiker machte aber keinen Hehl daraus, dass es noch ein langer Weg wird, ehe die Gewässerziele erreicht sein werden. „Das, was sich in 150 Jahren entwickelt hat, kann man nicht von heute auf morgen verändern“, so Huber. „Es gibt aber viele gute Ideen für die Iller.“ 60 Einzelmaßnahmen gehörten zum Programm „Agile Iller“. Querbauwerke sollen beispielsweise umgebaut werden, um den Fluss durchgängig zu machen und Rampen für Fische entstehen. Nicht zu vergessen: Die Naturräume um das Gewässer, auch in diese soll investiert werden. „All das, was jetzt beeinträchtigt ist, muss sich als Ganzes entwickeln.“ Der Zeitplan ist straff: 2027 sollen die Arbeiten für die „Agile Iller“ umgesetzt sein. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen“, sagte Huber.

    Wolfgang Höß: Kraftwerkspläne bei Dietenheim seien ein gordischer Knoten

    Dem schloss sich der Altenstadter Bürgermeister und Vorsitzende der Fischereigenossenschaft „Untere Iller“, Wolfgang Höß, an. Er nutzte seine Chance und verdeutlichte dem Minister in einer emotionalen Rede, wie wichtig ihm die Klage der Naturschützer im Dietenheimer Kraftwerks-Fall ist. „Wir stehen hier vor einem renaturierten Abschnitt. Es ist eine tolle Erkenntnis, was man aus so einem Gewässer machen kann.“ Im Süden des Landkreises Neu-Ulm hingegen stehe der Fluss regelrecht. Die 70 Millionen Euro seien nun ein „großer Wurf“ für die Iller – wäre da nicht dieser „gordische Knoten“ bei Dietenheim. „Das ist ein Zipfel aus Baden-Württemberg, der zu uns ragt. Und die haben sich erdreistet, da eine Genehmigung zu erteilen“, so Höß. Werde dieses Vorhaben umgesetzt, stelle das die Investitionen für die „Agile Iller“ infrage. Die Schwelle bei Dietenheim teilten sich die beiden Länder. „Vielleicht sagt Bayern jetzt: ’Ich gebe das nicht mehr her’.“ Er wünsche sich, dass es eine Abstimmung mit dem Land Baden-Württemberg geben wird, ohne einen riesen Rechtsstreit, den die Verbände letztlich führen müssen, sagte Höß. „Damit die 70 Millionen Euro richtig angelegt sind.“ Aber nicht nur Höß nutzte die Gunst der Stunde, dem Umweltminister seine Anliegen zu verdeutlichen.

    Auch die Illerzellerin Gisela Brocke wagte sich ans Rednerpult. Sie wohne an der Iller und könne die Ansichten der Naturschützer verstehen. Trotzdem, sagte die Bürgerin, ginge es nach den neuen Ideen, hätte ihre Familie keinen direkten Zugang mehr zum Fluss. „Wir heißen aber Illerzell und nicht Dammzell“, sagte die 44-Jährige in Anspielung auf einen Damm, der gebaut werden könnte. Auf der anderen Seite befürchte sie, dass die Keller durch das Anheben des Grundwassers überflutet werden könnten.

    Huber versicherte der Illerzellerin: „Das schauen wir uns direkt mal an“, und kündigte so indirekt seinen nächsten Besuch an der Iller an.

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