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Vöhringen: Nach Haftstrafe: Hat der Giftmischer von Vöhringen erneut zugeschlagen?

Vöhringen

Nach Haftstrafe: Hat der Giftmischer von Vöhringen erneut zugeschlagen?

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    Ein vor 18 Jahren in Memmingen verurteilter Mann steht möglicherweise hinter Giftanschlägen auf eine Familie in Hessen.
    Ein vor 18 Jahren in Memmingen verurteilter Mann steht möglicherweise hinter Giftanschlägen auf eine Familie in Hessen. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Der Fall hat vor 18 Jahren in der Region Aufsehen erregt: Weil er einem Ehepaar in Vöhringen das tödliche Gift Arsen verabreicht und dadurch schwer verletzt hatte, wurde ein damals 30 Jahre alter Mann zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Das Landgericht Memmingen befand den Justizwachtmeister damals für schuldig. Jetzt könnte der Mann erneut zugeschlagen haben: Nach übereinstimmenden Medienberichten wurde er kürzlich in Rüdesheim in Hessen von der Polizei festgenommen. Er stehe in Verdacht, Lebensmittel einer im Ort lebenden Familie vergiftet zu haben, heißt es. Die Ermittlungen dauern an.

    Rückblick: Oktober 2001. Von „heimtückischen Anschlägen“ und einem „teuflischen Plan“ ist in dem Gerichtsprozess in Memmingen die Rede. Sechs Mal soll der Angeklagte einem früheren Arbeitskollegen und dessen Frau Arsen in Speisen getan haben. Sie überlebten – dank glücklicher Umstände, wie es heißt. Fast wäre es wohl niemals zur Anklage gekommen: Weil Arsen in Deutschland kaum noch verwendet werde, seien die Symptome der Vergiftung sogar von Fachärzten zunächst falsch eingeschätzt worden, ist in der Verhandlung zu erfahren.

    Der Täter soll aus Eifersucht gehandelt haben, weil der ehemalige Kollege ihm die Freundschaft gekündigt habe. Von mehreren bizarren Begebenheiten ist in dem Verfahren die Rede: So soll der Angeklagte von dem späteren Opfer einmal aus der Wohnung in Vöhringen geworfen worden sein, weil es einen Lauschangriff in seinem Schlafzimmer bemerkt hatte. Noch seltsamer: Es soll im Asservatenraum der Neu-Ulmer Staatsanwaltschaft zu einer skurrilen Begegnung zwischen dem Angeklagten und seinem späteren Opfer gekommen sein. Dort habe sich der 30-Jährige nackt ausgezogen, ein Fleischermesser genommen und vom Kollegen verlangt, er solle ihn entmannen – angeblich allein deshalb, weil dieser nicht mehr sein Freund sein wollte.

    Giftmischer leidet an psychischer Erkrankung

    Auch die psychische Erkrankung des Angeklagten ist in der Verhandlung im Jahr 2001 ein Thema: Ein Gutachter stellt eine schizoide Störung fest, eine verminderte Schuldfähigkeit sieht die Staatsanwaltschaft deshalb aber nicht gegeben. Der Antrag lautet: lebenslange Freiheitsstrafe. Dass das Urteil am Ende mit dreizehneinhalb Jahren milder ausfällt, sei lediglich der Tatsache zu verdanken, dass die Opfer die Arsen-Anschläge überlebten – so steht es in einem Bericht unserer Zeitung über den Prozess. Der Täter sagt vor der Urteilsverkündung, es tue ihm leid, er habe die Eheleute nicht töten wollen. Seine kriminelle Energie wird vom Richter dennoch als „einzigartig“ beschrieben.

    Das ist lange her. Und über den Fall hätte wohl niemand mehr öffentlich groß gesprochen. Darauf hat ein Straftäter nach der Verbüßung schließlich ein Recht. Doch nun sieht es so aus, als könnten die nahezu zwei Jahrzehnte zurückliegenden Taten in Vöhringen wieder aktuell werden. Die Staatsanwaltschaft in Memmingen bestätigt auf Anfrage, dass es sich bei dem verhafteten Mann in Hessen um denjenigen handelt, der damals für die Giftanschläge verurteilt worden ist. Wurde der heute 48-Jährige erneut straffällig? Das ist momentan Gegenstand der Ermittlungen.

    Erneuter Giftanschlag auf Familie in Hessen

    Angeblich soll es seit November 2018 in Rüdesheim im Umfeld der Familie mehrere Vorfälle gegeben haben: Von Sachbeschädigungen an den Fahrzeugen und am Haus ist die Rede. Als die Hunde der Familie wegen Vergiftungsanzeichen tierärztlich behandelt wurden, hätten Nachforschungen auf die Spur des 48-Jährigen geführt.

    Wie die Bild-Zeitung online berichtet, soll der Tatverdächtige es in Rüdesheim auf einen Bekannten aus dem örtlichen Tennisclub abgesehen gehabt haben, weil dieser ihm die Freundschaft verweigerte. Der 48-Jährige sei daraufhin wohl in das Haus des anderen eingedrungen und habe dort einen Topf mit Suppe mit dem Gift des roten Fingerhuts versetzt, heißt es in dem Bericht, der keine konkreten Quellen nennt. Die Familie habe offenbar Glück gehabt.

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