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Vöhringen: Millionenkredit: Vöhringen muss 2021 neue Schulden machen

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Millionenkredit: Vöhringen muss 2021 neue Schulden machen

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    In Vöhringen wird durch die Pandemie das Geld knapp. Ohne Kredit geht es heuer nicht.
    In Vöhringen wird durch die Pandemie das Geld knapp. Ohne Kredit geht es heuer nicht. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Für Kämmerer Andres Maaß war die Erstellung des Haushalts heuer ein besonders schwieriges Spiel mit den Zahlen. Als er das Werk den Vöhringer Stadträten präsentierte fand er deutliche Worte: "Es ist kein schöner Entwurf, der zum Geldausgeben anregt." Die Devise lautet Sparen. "Dieses und das kommende Jahr werden wir einfach genau überlegen müssen, was wirklich nötig ist", erklärt der Experte für die Stadtfinanzen. Wofür also will die Stadt Vöhringen 2021 ihr Geld ausgeben?

    Der Haushalt weist nach dem aktuellen Entwurf ein Gesamtvolumen von aufgerundet 47.160.000 Euro auf. Damit liegt er sogar etwas über dem Ansatz aus 2020. Der Löwenanteil (etwa 37.274.000 Euro) entfällt auf den Verwaltungshaushalt, im Prinzip die laufenden Kosten der Stadt für Personal, Gebäudeunterhalt, Bauhof und andere Pflichtaufgaben. Rund 9.882.000 Euro sind für den Vermögenshaushalt angesetzt, der im Prinzip aus einmaligen Investitionen besteht, die heuer anfallen.

    Hier investiert Vöhringen Geld

    Weit oben auf der städtischen To-Do-Liste steht auch der Ausbau der Möslegasse. Mit 530.000 Euro gehört das zu den teuersten Posten im gesamten Haushalt. Auffällig ist aber, bei wie vielen Straßen, bei denen Ausbau und Sanierung bereits als Haushaltsposten angelegt ist, der Vermerk "zurückgestellt" steht.

    Beim Baugebiet Kranichstraße steckt die Stadt gerade mittendrin. Auch hierfür werden in diesem Jahr viele Ausgaben anfallen. Mit der Herstellung der Abwasseranlage (20.000 Euro), Herstellung der Wasserversorgung (12.000 Euro), Errichtung eines Kinderspielplatzes (40.000 Euro), Erwerb von Grundstücken (160.000 Euro), Erwerb von Straßengrundstücken (200.000 Euro) und noch einigen anderen Posten summiert sich ein ansehnlicher Betrag auf.

    Teuer werden auch die Erweiterung und Umgestaltung des Friedhofs Süd. Dieses Jahr sind dafür im Haushalt 450.000 Euro angesetzt, 2022 werden voraussichtlich nochmal 230.000 Euro fällig sein. Ebenfalls mit 450.000 Euro schlägt die Sanierung der Entwässerungsanlagen an Wertstoffhof und Recyclinghof zu Buche.

    Trotz Sparprogramm stellt sich die Stadt den drängenden Problemen des Klimaschutzes. Insgesamt 450.000 Euro sollen dafür ausgegeben werden. In diesem Betrag stecken zum einen einige Klimaschutzmaßnahmen, aber auch die neu geschaffene Stelle des Vöhringer Klimaschutzmanagers. In Illertissen hat sich diese Investition bewährt: Die Stadt beschäftigt schon seit einigen Jahren jemand, der sich explizit um Klimafragen kümmert.

    Wie kürzlich beschlossen wurde, soll es eine Trinkwassernotverbundleitung zwischen Senden und Vöhringen geben. 520.000 Euro sind dafür heuer angesetzt. Die Trinkwasserversorgung ihrer Bürger sicherzustellen ist für die Stadt eine Pflichtaufgabe, die trotz knappem Budget keinen Aufschub duldet.

    Für die Fertigstellung der Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses werden heuer nochmal 170.000 Euro benötigt. Der größere Betrag war vergangenes Jahr fällig. Damals stand an diesem Posten 442.000 Euro. Und schließlich schlägt in dieser Liste der größten Ausgaben noch die Sanierung des Kanalnetzes und Erneuerung betriebstechnischer Einrichtungen mit 380.000 Euro zu Buche.

    Die Personalkosten steigen

    Genug Geld für all die anstehenden Ausgaben zusammenzubekommen, ist heuer schwer. Dabei musste Kämmerer Maaß noch steigende Kosten im Vermögenshaushalt ausgleichen. Die für Personal sind um fast eine halbe Million Euro höher. Ein Großteil davon geht an neu eingestellte Arbeitskräfte im Kindergartenbereich. Dort hat die Stadt einige neue Betreuungsplätze geschaffen, um den stetig steigenden Bedarf zu decken.

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    Es muss ein Kredit in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro aufgenommen werden.

    Der Verwaltungshaushalt umfasst circa 37,3 Millionen Euro.

    Im Vermögenshaushalt stehen Investitionen in Höhe von rund 9,9 Millionen.

    Zu den teuersten Posten im gesamten Haushalt gehört mit 530.000 Euro der Ausbau der Möslegasse.

    Beim Baugebiet Kranichstraße fallen 2021 viele Ausgaben an, unter anderem durch die Herstellung der Abwasseranlage (20.000 Euro) und der Wasserversorgung (12.000 Euro), die Errichtung eines Kinderspielplatzes (40.000 Euro) sowie den Erwerb von Grundstücken (160.000 Euro) und Straßengrundstücken (200.000 Euro).

    Für die Erweiterung und Umgestaltung des Friedhofs Süd sind im Haushalt 450.000 Euro angesetzt. Für die Sanierung der Entwässerungsanlagen an Wertstoffhof und Recyclinghof ebenfalls.

    450.000 Euro sollen auch für den Klimaschutz ausgegeben werden.

    Der Sparkurs auf der Ausgabenseite dient auch dazu, den Einnahmerückgang der Stadt auszugleichen. Im vergangenen Haushalt hat die Stadt über die Einkommenssteuerbeteiligung fast 9,4 Millionen Euro eingenommen. Heuer sind es mehr als eine Million Euro weniger. So macht sich auch im städtischen Haushalt deutlich bemerkbar, wie sehr die Bürger finanziell von der Pandemie belastet sind. Bei der Gewerbesteuer rechnet Kämmerer Andreas Maaß mit Einnahmen von 8,8 Millionen Euro. Doch in Stein gemeißelt ist diese Zahl nicht. Im Gegenteil: Sie hängt stark vom weiteren Verlauf der Pandemie und entsprechender Schutzmaßnahmen wie etwa Ladenschließungen ab.

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    Doch am Ende geht es nicht anders: Die Stadt muss ihre Rücklagen angreifen und einen neuen Kredit aufnehmen. Zugute kommt der Stadt dabei nur, dass sie im Vorjahr nicht so viel Geld vom Ersparten brauchte, wie angedacht war. 600.000 Euro kann Vöhringen aus den Rücklagen entnehmen. Dennoch bleiben fast 4,8 Millionen Euro, die die Stadt über einen Kredit finanzieren muss. Der Schuldenstand klettert voraussichtlich auf mehr als 14 Millionen. Oder etwas anschaulicher als Pro-Kopf-Verschuldung ausgedrückt: 2019 betrug dieser Wert bei 13.630 Einwohnern 546,01 Euro. Laut Prognosen des Kämmerers kommen in diesem Jahr 1025,26 Euro Schulden auf jeden der inzwischen 13.850 Einwohner zu.

    Bisher haben die Vöhringer Stadträte über den Haushaltsentwurf nur beraten und Empfehlungsbeschlüsse gefasst. Endgültig beschlossen wird der Haushalt voraussichtlich in der kommenden Stadtratssitzung. Für die Räte, die nicht erst im vergangenen Jahr in das Gremium gewählt wurden, ist dies nicht der Haushaltsentwurf, in dem eine Kreditaufnahme eingeplant ist. Doch anders als in den Vorjahren, als die Kredite nur für den Fall der Fälle in das Zahlenwerk aufgenommen worden waren, werde es in diesem Jahr definitiv nicht ohne gehen, erklärt Kämmerer Maaß. Er schwört die Stadträte zum Ende der Beratungssitzung mit mahnenden Worten auf den Sparkurs ein. Die Zeit immer neuer Rekordeinnahmen sei vorbei. "Wir wissen nicht, wie das Jahr weitergeht", sagt Maaß.

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