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Vöhringen: Kreativ in der Krise: Vöhringer Reisebüro erweitert sein Angebot

Vöhringen

Kreativ in der Krise: Vöhringer Reisebüro erweitert sein Angebot

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    Petra Heinrich-Spitz hat in Vöhringen nun einen Weltladen eröffnet. Neben fair produzierten und gehandelten Lebensmitteln hat sie auch bunte Tücher und andere Handwerksartikel im Angebot.
    Petra Heinrich-Spitz hat in Vöhringen nun einen Weltladen eröffnet. Neben fair produzierten und gehandelten Lebensmitteln hat sie auch bunte Tücher und andere Handwerksartikel im Angebot.

    Erst kam der Lockdown und legte alle unternehmerischen Aktivitäten lahm. Dann blieben wegen der Unsicherheit um Corona die Kunden aus. Alle Geschäftsleute waren von diesem Stillstand betroffen, doch manche Branchen traf es härter als andere, zum Beispiel den Tourismus.

    Auch Petra Heinrich-Spitz gehört zu diesen Unternehmerinnen und Unternehmern. Sie führt zusammen mit ihrem Mann Thomas seit 35 Jahren das Best-Reisebüro in der Ulmer Straße in Vöhringen. Beide grübelten über die Zukunft ihres Geschäfts nach. Einfach aufgeben, das Handtuch werfen, nachdem man so viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt hatte? „Nein, diese lähmende Ungewissheit wollte ich nicht länger hinnehmen“, sagt die Geschäftsfrau. So sann sie über eine Alternative nach und fand sie. Jetzt hat sie ihr eigentliches Kerngeschäft, das Reisebüro, verkleinert und in den Räumen zusätzlich einen „Weltladen“ eröffnet.

    Wegen Corona stecken Reisebüros in der Krise. Petra Heinrich-Spitz und ihr Mann mussten kreativ werden, um ihr Geschäft zu retten.
    Wegen Corona stecken Reisebüros in der Krise. Petra Heinrich-Spitz und ihr Mann mussten kreativ werden, um ihr Geschäft zu retten. Foto: Ursula Balken

    Die mittlerweile renovierten Räumlichkeiten in der Ulmer Straße ließen die Umstellung zu. Etwa ein Drittel der Fläche ist dem Reisebüro vorbehalten, der andere Teil bietet ein vielfältiges Angebot aus dem Fundus des Fairhandelshauses in Amperpettenbach im Landkreis Dachau. Petra Heinrich nahm Verbindung zu dem Unternehmen auf, das seit Jahrzehnten fair gehandelte Waren anbietet sowie Produkte aus sozial- und ökologisch ausgerichteter Landwirtschaft wie von Handwerksbetrieben. Dass es in Vöhringen einen weiteren Weltladen geben könnte stieß dort auf ein positives Echo.

    Die Weltladen-Philosophie passt zu Heinrichs Reisebüro

    Heinrich hatte sich für den Weltladen entschieden, weil die Philosophie des Hauses auch ihren Ansichten entspricht. Ihr war auch beim Verkauf von Reisen daran gelegen, Kunden auf die Kultur des Landes aufmerksam zu machen und mehr Verständnis für die Situation vor Ort aufzubringen, die in einigen beliebten Fernreisezielen durch die Corona-Krise verschlimmert wird. Heinrich spricht vom globalen Süden, der vom Tourismus abhängig ist und dem jetzt die Einnahmequellen wegbrechen, die für die Menschen in diesem Ländern Sicherung ihrer Existenz darstellten.

    Bürgermeister Michael Neher ist begeistert und gehörte zu den ersten Besuchern. „Dieser Weltladen ist eine Bereicherung für unsere Stadt und erhöht auch ihre Attraktivität“, sagt er. In dieser schwierigen Zeit nicht aufzugeben, sondern neue Ideen zu entwickeln, hält Neher für eine bewundernswerte Initiative. Der Bevölkerung werde ein größeres Angebot offeriert und damit erfülle man überdies noch einen guten Zweck.

    Weltladen im Reisebüro ersetzt Verkauf auf dem Markt

    Dass Weltläden eine gute und faire Sache sind, betonte auch Silvia Gugler vom Vöhringer Eine-Welt-Arbeitskreis. Das sei eine tolle Sache für Vöhringen, sagt sie. Und das umso mehr, weil nach 24 Jahren mangels Mitarbeiter der Verkauf fair gehandelter Ware auf dem Vöhringer Wochenmarkt zu Ende gegangen ist. „Wir sind für ehemalige treue Kunden froh, dass sie nun eine Anlaufstelle haben, wo sie ihre fair gehandelten Produkte kaufen können. Ein schönes Zeichen von Solidarität.“ So denkt auch Heinrich Gingele, einer der Gründungsväter des Fair-Handels-Verkaufs auf dem Markt.

    Neben den traditionellen Produkten wie Kaffee, Schokolade, Honig oder Mangos im Glas gibt es auch farbenprächtige Tücher, Schmuck, bunte Schalen aus Kokosnüssen, die aus Vietnam stammen und kleine handgearbeitete Filztäschchen. Etwas ganz Besonderes sind die Setzlinge von Affenbrotbäumen, die man selber heranziehen kann und die auch mitteleuropäisches Klima – bei richtiger Pflege – vertragen.

    Bürgermeister Neher sagte zum Schluss: „Dass jemand nicht vor Corona resigniert, sondern eine Initiative zu etwas Neuem entwickelt, finde ich anerkennenswert.“

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