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Vöhringen / Illerberg: Schwerer Stand: Vöhringer Schuhmacher erzählt von seinem Traumberuf

Vöhringen / Illerberg

Schwerer Stand: Vöhringer Schuhmacher erzählt von seinem Traumberuf

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    Hans Trips arbeitet zwischen Schuhregalen und Werkzeug in seiner Werkstatt in Illerberg. Etwa 3000 Paar Schuhe bearbeitet er dort im Jahr.
    Hans Trips arbeitet zwischen Schuhregalen und Werkzeug in seiner Werkstatt in Illerberg. Etwa 3000 Paar Schuhe bearbeitet er dort im Jahr. Foto: Alexander Kaya

    Es riecht nach Leder in der sieben auf sieben Meter großen Werkstatt von Hans Trips am Ortsrand von Illerberg. Hier, zwischen den hohen Schuhregalen und den verschiedensten Lederresten in allen Farben hat der 56-Jährige seine Ruhe. Man könnte meinen, es ist sein Rückzugsort, wenn er sagt, dass er in seiner

    Seine Schuhmacher-Karriere begann in den 1980er Jahren

    In den 1980er Jahren hat Trips’ Karriere begonnen: In Memmingen hat er den Beruf des orthopädischen Schuhmachers gelernt. Es folgte die Meisterprüfung und der Vöhringer machte sich in Illertissen selbstständig. In den 1990er Jahren baute er dann seine Werkstatt in Illerberg auf, in der er heute alleine tätig ist.

    Früher seien sie in der Schuhwerkstatt zu dritt gewesen und mehrere Verkäufer arbeiteten Vollzeit in seinen Läden. Heute ist Trips in seiner Werkstatt alleine tätig – halbtags, wie er sagt. Er könne das sonst nicht mit seiner Vaterrolle vereinbaren. Schließlich wohnt sein kleiner Sohn bei ihm, Trips lebt getrennt von der Mutter des Grundschülers.

    Während er von früher erzählt bearbeitet er verschiedene Paar Schuhe. Er greift ins Regal, schnappt sich die rötlichen Stiefeletten und befestigt mit einer großen Maschine die Sohle neu am Rest des alten Schuhs. Dann greift er erneut ins Regal, holt sich eine weitere Stiefelette und wiederholt das Prozedere. Jeder Schuh ist anders. Neben einem mehrere Hundert Euro teurem Budapester steht ein 100-Euro-Schuh. „Bei einem 500- bis 600-Euro-Schuh rentiert sie eine neue Ledersohle schon. Da bin ich ordentlich beschäftigt.“ Die Kunden suchten sich ihr Wunschmaterial in Trips’ Geschäften in Ulm und Vöhringen aus – die Arbeit mache er dann in seiner Werkstatt in Illerberg. Seine Mitarbeiter seien seit vielen Jahre dabei, das sei ihm wichtig, betont er. Sie müssten ihre Kunden ja auch gut beraten können, Ahnung vom Schuhverkauf haben.

    Wegwerfgesellschaft wird zum Problem für den Schuhmacher

    Auch Kinoluft hat der 56-Jährige schon geschnuppert: „Ich war Mitgesellschafter im

    Der Reiz an seiner Arbeit, sagt er, sei, dass er alles selbst machen kann – von der Annahme der kaputten Stücke bis zur Ausgabe an die Kunden. Er wolle einfach kein Rädchen in einer großen Maschinerie sein. „Ich darf alles selbst bestimmen. Das kommt meiner Vaterschaft natürlich zugute.“ Denn als berufstätiger, alleinerziehender Vater sei es nicht selbstverständlich, sich seine Zeit im Geschäft mehr oder weniger frei einteilen zu können. „Das geht nur als Selbstständiger.“

    Dennoch möchte auch Trips nichts beschönigen – und findet klare Worte, wenn es um die Zukunft seines Handwerks geht. „Der Beruf geht vor die Hunde“, es fehle an Nachwuchs. Ein Grund dafür sei die schlechte Bezahlung: „Jeder Fabrikarbeiter verdient das Doppelte“, so Trips.

    Reich wird man als Schuhmacher nicht

    Und noch etwas komme den Schuhmachern in die Quere: Die Wegwerfgesellschaft. Es sei schlimm, dass heutzutage viele Produkte im Müll landeten – obwohl sie noch repariert werden könnten. Bei einer Autoreparatur sei es selbstverständlich, Geld zu investieren. Für ein Paar Schuhe sehe das schon anders aus. Zumal die Preise für ein Paar teils unter den Reparaturkosten lägen. „Es gibt so viele günstige Schuhe, dass sich eine Reparatur gar nicht mehr lohnt“, bemängelt Trips.

    Und dann ist da ja noch die Sache mit den Steuern. Auch bei geringen Beträgen fallen für ihn Steuern an, die er abführen müsse. Aber in dieser Hinsicht tut sich etwas: Es gab laut Trips einen politischen Vorstoß, Nachhaltigkeit besser fördern zu wollen – ein Schritt gegen die Wegwerfgesellschaft. Er nennt ein Beispiel: Bearbeite er für rund 50 Euro Sohlen, blieben ihm nur 40 Euro für Material, Personalkosten und Miete übrig. Setze man die Mehrwertsteuer runter, würde sich das positiv auf seine Kosten – und auf den Nachhaltigkeitsaspekt der Menschen auswirken.

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    Im Jahr hantiert Trips an etwa 3000 Paar Schuhen, früher waren es an die 12000. Die meisten davon seien von Stammkunden, die auch seine Läden aufsuchen. Dennoch: Der Handel übers Internet mache sich natürlich in seinen Geschäften bemerkbar.

    Doch trotz dieser Hürden genießt Hans Trips sichtlich die Arbeit in seiner Werkstatt. Es ist schließlich sein Traumberuf. Eine Maschine rattert und Trips klopft auf eine Schuhsohle. Die Illerberger Werkstatt wirkt tatsächlich wie ein kleiner Zufluchtsort inmitten der heutigen Schnelllebigkeit.

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