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Vöhringen: Giftmischer-Fall: Hessische Ermittler schauen in Vöhringer Akten

Vöhringen

Giftmischer-Fall: Hessische Ermittler schauen in Vöhringer Akten

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    Ein Mann soll in Hessen versucht haben, eine Familie zu vergiften. Er sitzt momentan in Untersuchungshaft. Vor 18 Jahren wurde er wegen einer ähnlichen Tat in Vöhringen zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.
    Ein Mann soll in Hessen versucht haben, eine Familie zu vergiften. Er sitzt momentan in Untersuchungshaft. Vor 18 Jahren wurde er wegen einer ähnlichen Tat in Vöhringen zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.

    Er soll einer Familie Gift in die Lebensmittel getan haben: Nach seiner Festnahme im hessischen Rüdesheim vor etwa einem Monat sitzt ein 48-Jähriger weiter in Untersuchungshaft. Es handelt sich um den Mann, der vor 18 Jahren wegen versuchten Mordes in Vöhringen zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden war. Diese Vorgeschichte spielt für die Ermittler in Hessen eine große Rolle. Und möglicherweise auch bei der juristischen Aufarbeitung des mutmaßlichen Giftanschlags. Das bestätigt Oberstaatsanwalt Oliver Kuhn auf Anfrage: „Sollte sich bewahrheiten, dass der Beschuldigte erneut wegen einer identischen Tat in Erscheinung getreten ist, dürfte das ein erhebliches Momentum für die Beurteilung der Gefährlichkeit der Person sein.“ Doch soweit ist es noch nicht.

    Es besteht dringender Tatverdacht

    Die Ermittlungen laufen noch, es bestehe jedoch momentan der dringende Verdacht eines versuchten Mordes, so Kuhn. Wie berichtet, war der 48-Jährige im April festgenommen worden. Im Hintergrund stehen versuchte Giftanschläge auf eine Familie in Rüdesheim. Näheres wurde offiziell nicht bekannt. Laut Medienberichten soll sich der Tatverdächtige Zugang zum Haus der Familie verschafft und das Gift in einen Suppentopf getan haben. Bestätigt wird das von den Behörden bisher nicht. Vor dem Abschluss der Ermittlungen wolle man auf Details nicht näher eingehen, so Kuhn. Erst nach dem Abschluss der Untersuchung könne „eine tatsächliche und rechtliche Beurteilung erfolgen“. Lesen Sie dazu auch: Nach Haftstrafe: Hat der Giftmischer von Vöhringen erneut zugeschlagen?

    Gift wird momentan untersucht

    Unklar ist auch, welche Art von Gift in Rüdesheim eingesetzt worden sein soll. Hierzu seien die Untersuchungsergebnisse abzuwarten, so Kuhn. Hierzu sind widersprüchliche Aussagen in Umlauf: Die Bildzeitung online berichtet, der Täter habe den roten Fingerhut verwendet. Diese Pflanze ist hoch giftig, schon der Verzehr kleiner Mengen kann für Menschen tödlich sein. Die Redaktion von op-online schreibt hingegen von einer „Substanz, die bei Verzehr einen lebensbedrohlichen Verlauf oder tödlichen Ausgang verursachen kann“ und von „Arsen“. Letzteres war bei den Anschlägen vor etwa zwei Jahrzehnten in Vöhringen verwendet worden.

    In Vöhringen wurde Arsen verwendet

    Jener Fall hatte in der Region großes Aufsehen erregt. Mehrfach soll der damals 30 Jahre alte Mann Arsen in die Speisen eines Vöhringer Ehepaars gemischt haben. Es überlebte die Anschläge wohl nur durch einen glücklichen Zufall, hieß es in dem Prozess im Oktober 2001 vor dem Landgericht in Memmingen. Zu dem wäre es wohl fast gar nicht gekommen: Zunächst waren die Symptome der Vergiftung von Ärzten falsch eingeschätzt worden. Das lag möglicherweise auch daran, dass die Folgen einer Einnahme von Arsen sich nach Meinung von Experten erst nach längerer Zeit äußern können. Zudem sei das Gift zum damaligen Zeitpunkt in Deutschland nur selten verwendet worden.

    Täter war psychisch krank

    Der Angeklagte sagte vor Gericht dazu, er habe die Eheleute nicht töten wollen und es tue ihm leid. Der Richter beschrieb die kriminelle Energie der Taten dennoch als „einzigartig“. Von einem „teuflischen Plan“ war die Rede. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine lebenslange Freiheitsstrafe, das Urteil lautete schließlich: 13 Jahre und sechs Monate Haft. Als Motiv für die Giftattacken wurde Eifersucht angeführt – der Mann, der an einer psychischen Erkrankung leidet, habe sich vor dem Kopf gestoßen gefühlt, weil ihm ein damaliger Arbeitskollege (das spätere Opfer) die Freundschaft aufgekündigt hatte.

    Das alles steht bei den Ermittlungen in Hessen im Hintergrund: Die notwendigen Unterlagen zu der Vorgeschichte wurden bei den bayerischen Behörden angefordert, teilt Staatsanwalt Kuhn weiter mit.

    Verschiedene Attacken auf Familie in Hessen

    Momentan gehen die Ermittler davon aus, dass es seit November in Rüdesheim zu verschiedenen Attacken auf die Familie gekommen ist, dazu gehören Sachbeschädigungen am Fahrzeug und am Wohnhaus. Zudem wurden Hunde vergiftet – was die Polizei wohl schließlich auf die Spur des 48-Jährigen führte. In seiner Wohnung sollen giftige Substanzen gefunden worden sein. Weitere Auskünfte gibt es von der Staatsanwaltschaft in Wiesbaden dazu momentan nicht: Wann mit einem Abschluss der Ermittlungen zu rechnen ist, könne er derzeit noch nicht sagen, so Oberstaatsanwalt Kuhn. Sie würden „allerdings mit der notwendigen Dringlichkeit geführt“.

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