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Vöhringen: Corona-Impfung - ja oder nein? Eine Vöhringerin erzählt ihre eigene Impf-Geschichte

Vöhringen

Corona-Impfung - ja oder nein? Eine Vöhringerin erzählt ihre eigene Impf-Geschichte

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    Das Impfzentrum in Weißenhorn: Hier soll unsere Mitarbeiterin Ursula Balken in rund drei Wochen ihre erste Corona-Impfung bekommen. Der Termin steht, doch sie hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
    Das Impfzentrum in Weißenhorn: Hier soll unsere Mitarbeiterin Ursula Balken in rund drei Wochen ihre erste Corona-Impfung bekommen. Der Termin steht, doch sie hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Foto: Alexander Kaya

    Keine Frau spricht gerne über ihr Alter. Ich bin da keine Ausnahme. Aber jetzt hilft alles nichts – laut Reisepass gehöre ich zur Gruppe mit der höchsten Priorität. Und das heißt, ich zähle zu den Menschen, die als Erste geimpft werden, um gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 gefeit zu sein. Die Botschaft habe ich vernommen. Da ich keine Leugnerin, Verweigerin oder eine notorische Neinsagerin bin, heißt es jetzt: Termin ausmachen. Doch die Entscheidung, ob ich mich tatsächlich impfen lassen soll, fiel mir nicht ganz leicht.

    Corona-Impfung: Noch viele ungeklärte Fragen

    Eigentlich bin ich kein Mensch, der Dinge vor sich herschiebt. Wenn ich mir etwas vornehme, tue ich das sofort. Aber plötzlich entdeckte ich an mir eine neue Charaktereigenschaft: Zögerlichkeit. Ich ließ mir Zeit. Widersprüchliche Gedanken machten sich in meinem Kopf breit, blockierten das Denken. Soll ich gehen oder soll ich nicht? Es gibt doch noch so viele ungeklärte Fragen.

    Impfen oder lieber nicht? Ursula Balken hat lange darüber nachgedacht.
    Impfen oder lieber nicht? Ursula Balken hat lange darüber nachgedacht. Foto: Roland Furthmair

    Ein Gedanke nistete sich bei mir ein und machte sich breit. Im März 2020 wurde mit der Entwicklung des Impfstoffes begonnen. Vor wenigen Wochen wurde die Zulassung erteilt. Ein bisschen schnell – dauert es bei neu entwickelten Medikamenten doch Jahre, bis ihnen die Zulassung erteilt wird. Und was ist mit Nebenwirkungen? Im Frühjahr erhielt ich zum ersten Mal eine Grippeschutzimpfung und drei Wochen später eine Impfung gegen Pneumokokken (eine Immunisierung gegen Lungenkrankheiten). Eine Empfehlung meines Arztes, der ich willig folgte. Nebenwirkungen gab es keine. Also – warum stelle ich mich jetzt so an?

    Ich will nicht auf Anti-Prediger hören

    Ich brauchte Meinungen von kompetenter Stelle. Denn gegen die selbst ernannten Anti-Prediger bin ich beratungsresistent. So führte mich der Weg zuerst zu meinem Hausarzt, für mich stets die letzte Instanz. Mit Recht, wie ich finde. Durch schnelles Handeln hatte er mich vor Wochen zu nächtlicher Stunde ins Krankenhaus eingewiesen und mich so vor einer lebensbedrohlichen Komplikation bewahrt. Ich hatte meine Frage, Impfung ja oder nein, noch nicht ausgesprochen, da hatte ich schon die Antwort – ein klares Ja!

    Meinen Zahnarzt, der auch die Ausbildung zum Allgemeinmediziner hat, fragte ich auch, „ja, auf jeden Fall“. Ebenfalls eine klare Ansage. Eine befreundete Krankenschwester in meinem Alter, die bereits eine Spritze bekommen hatte, beruhigte mich ebenfalls. Sie habe keinerlei Beschwerden gehabt. Die vielen „Wenn und Aber“ waren ausgeräumt, ich wollte mich impfen lassen. Dennoch ließ ich mir wieder Zeit.

    Die Entscheidung fürs Impfen fiel spontan

    Der endgültige Entschluss kam spontan. Ich hatte den Staubsauger in der Hand, und während ich das Gerät hin- und herschob, ereilte mich ein Energieschub. Ich drückte mit dem Fuß die Austaste, ging ins Arbeitszimmer und wählte die Nummer, die mir mein Arzt in die Hand gedrückt hatte. Sie hing als Erinnerung direkt über meinem Schreibtisch. Voll guten Willens, Warteschleifen geduldig in Kauf zu nehmen, griff ich zum Hörer und wählte. Schon nach dreimaligem Läuten vernahm ich eine junge, überaus freundliche Stimme, „Was kann ich für sie tun?“ Ich war platt. Was hatte man mir nicht alles berichtet über das Lange-in-der-Warteschleife-Hängen, unwirsche Gesprächspartner, ja, und alles, was man Behörden so nachsagt. Aber nichts von alledem.

    Die Hoffnung auf das Ende der Pandemie ruht in diesen kleinen Glasfläschchen.
    Die Hoffnung auf das Ende der Pandemie ruht in diesen kleinen Glasfläschchen. Foto: Ulrich Wagner

    Stattdessen: „Also Sie wollen sich impfen lassen?“ Ich sagte „Ja“, und beantwortete die Fragen nach Namen, Geburtsort (Wieso ist der eigentlich noch interessant? Ich bin seit einem halben Jahrhundert Vöhringerin, wen interessiert noch, dass ich am Rhein geboren bin?). Bei der Frage nach dem Geburtsdatum und der Antwort stutzte die freundliche Dame. Ich merkte das und sagte „Lassen Sie sich nicht durch meine Stimme irritieren. Das Alter stimmt, deswegen sage ich auch immer, ich bin älter als meine Stimme.“ Sie lachte. Ich bekam meinen Termin: Am Sonntag, 7. März, werde ich mich impfen lassen – um 12 Uhr, High Noon sozusagen.

    Nachdem eigentlich alles abgehakt war, im Grunde eine Sache von fünf Minuten, fragte ich schon aus beruflichem Interesse, wie denn die Nachfrage nach Impfterminen sei. „Sie ist immens“, hörte ich. Verbale Ausrutscher von ungeduldigen Impfwilligen, die am Telefon doch immer wieder vorkommen, ignoriere man einfach. „Man weiß ja, dass ältere Menschen bei Dingen, die für sie neu sind, ungeduldig werden.“ Dafür brauche man Verständnis. Die meisten seien froh, dass man ihnen hilft. Inzwischen kann man im Landratsamt nicht mehr für einen Termin anrufen, dafür gibt es jetzt eine zentrale E-Mail-Adresse.

    Corona-Impfung: Am Ende doch nervös

    Als ich den Hörer auflegte, merkte ich: Ich hatte feuchte Hände. Wieso eigentlich? Vielleicht war es das Unterbewusstsein, das sich auf diese Weise meldete. Meine Gedanken kreisten um die Frage, hoffentlich war es die richtige Entscheidung. Werde ich auch wirklich keine Nebenwirkungen haben? Aber irgendwie war ich auch erleichtert.

    Corona, so denke ich, wird man nicht so schnell ausrotten können. Auch die neuen Mutationen sind eine Herausforderung für die Medizin. Aber ich glaube den Experten, den Wissenschaftlern, die sich in jahrelanger Forschungsarbeit ein Wissen angeeignet haben, auf das sie bauen, die uns sagen, wie man sich schützen kann. Freilich – das ist mit Einschränkungen verbunden. Aber von Beschränkung meiner persönlichen Freiheit zu reden und darin auch noch eine Gefahr für die Demokratie abzuleiten, nein, dem mag ich nicht folgen.

    Wenn man es so sieht, dann ist meine persönliche Bewegungsfreiheit im Alltag ständig tangiert. Denn die Ampel am Straßenrand stoppt meinen Fortbewegungsdrang, auch wenn es eilt. Sie diktiert mir, stehen zu bleiben, denn sie leuchtet rot.

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