Im weißen Spitzenshirt , ohne Make-up und sorgfältiges Hairstyling – so steht Barbara Clear auf der Bühne. Die 56-jährige Folk-Rock-Sängerin braucht das alles nicht. Die quirlige Entertainerin ist nicht zum ersten Mal im Vöhringer Wolfgang-Eychmüller-Haus zu Gast. Sie nimmt, wie es scheint, die Dinge gelassen, ob jetzt 500 Fans vor ihr sitzen oder – wie in Vöhringen dieses Mal – gerade mal 50.
Keine Stilrichtung, sondern "clear-art"
Barbara Clear hat dieses Mal außer ihren beiden Gitarren Bilder im Gepäck. Mit Kleinigkeiten gibt sie sich erst gar nicht ab. So sind es großformatige Gemälde, die im großen Saal eindrucksvoll ins rechte Licht gerückt worden sind. Einer bestimmten Stilrichtung sind ihre Bilder nicht zuzuordnen. Warum auch? Es ist "clear-art", wie sie ihr Schaffen selbstbewusst nennt. Das findet sich wieder in großen Formaten. Meist sind es Tierköpfe, die sie fast fotografisch genau auf die Leinwand bringt. Andere könnte man abstrakt nennen. Sie entstanden mit großem schwungvollem Pinselstrich. Die Köpfe ihrer Mammuts scheinen, als wollten sie die Enge des Rahmens sprengen. Warum malt sie Tiere? „Aus Ehrfurcht vor der Schöpfung“, erklärt sie und hängt gleich noch ihre Erkenntnisse aus der Physik an, dass Materie im Grund unveränderbar ist. Für sie heißt das, dass der Mensch nach dem Tod nicht vergeht.
Sie verlangt für ihre Performance, die Malen genau so umfasst wie ihre Songs, keinen Eintritt. Beides ist für sie Kunst, die unabdingbar zusammen gehört. Wer zuschaut, wie sie mit flinkem Pinselstrich Kreatives schafft, bekommt das Bild billiger als jemand, der es am nächsten Tag kauft. Auch mit der Porzellan-Firma Seltmann/Weiden arbeitet sie zusammen. Clear liefert die Motive und die Firma macht daraus Geschirr. Auch hat sie Uhren im Angebot. Die Ziffernblätter zieren kleine Miniaturen à la Clear , hergestellt werden sie von Dugena. Ihre Songs spannen einen weiten Bogen, von Herz-Schmerz bis hin zur Persiflage über Mode.
Die Künstlerin will sich nicht durch einen Plattenvertrag einengen lassen
Barbara Clear ist als Solokünstlerin eine Einzelkämpferin. Sie ist bei keiner Plattenfirma unter Vertrag, sie will keine Bindung, in der sie künstlerisch an der kurzen Leine geführt wird. Sie bindet die Zuhörer in ihre Songs mit ein und wenn sie für eine andere Tonart den Capotasto – kurz nur Capo genannt – auf den Hals der Gitarre aufsetzt und ein bisschen herum experimentiert, führt sie muntere Selbstgespräche, unplugged, so wie sie auch spielt, was für die Akustik im Kulturzentrum spricht.
Es ist ein äußerst unterhaltsamer Abend. Was man am Energiebündel Clear bewundern kann, ist ihre authentische Art, mit der sie das Publikum unterhält. Der Abend war unterhaltsam und irgendwie tut die Künstlerin dem ein oder anderen leid, wenn die wenigen Zuschauer den Saal verlassen und sie dort allein zurück bleibt. Aber mit frischem Mut und unverwüstlichem Optimismus sagt sie: „Morgen ist ein neuer Tag, mal sehen, was der bringt.“
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