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Vöhringen: Als der Liter Diesel noch 38 Pfennig kostete

Vöhringen

Als der Liter Diesel noch 38 Pfennig kostete

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    So sah damals die Tankstelle Henke aus, sie entstand im Jahr 1952. Damals musste das Benzin mit einem Hebel in die Autos gepumpt werden.
    So sah damals die Tankstelle Henke aus, sie entstand im Jahr 1952. Damals musste das Benzin mit einem Hebel in die Autos gepumpt werden. Foto: Sammlung Henke

    Das Autohaus Henke galt im Vöhringer Wirtschaftsleben als feste Größe. 65 Jahre lang wurden dort Autos der Firma Fiat verkauft. Dann kam das Aus, „ein selbstverordnetes Ende“, wie Firmenchef Robert Henke erklärt. „Die Standards des italienischen Autobauers waren nicht mehr erfüllbar. Wir hätten ungeheuer viel investieren müssen, in den Servicebereich wie in den Ausstellungsraum. Bei einem Verkauf von rund 100

    Aus der Vertragswerkstatt wurde eine firmenungebundene Reparatur-Einrichtung. „Als wir uns 2018 endgültig entschlossen, uns von Fiat zu trennen, ging es mir um die vier Mitarbeiter, damit sie in der Werkstatt ihren Arbeitsplatz behalten konnten“, so Henke. Leiter ist jetzt Harald Scheuer, der seit 30 Jahren dem Autohaus treu geblieben ist. Nicht betroffen von der Umstrukturierung ist die Tankstelle. Sie entstand 1952. Und die hat ihre ganz eigene Geschichte.

    Autohaus Henke: Eine lange Tankstellen-Geschichte

    Vater Ludwig Henke war ein weitblickender Geschäftsmann. Bereits sieben Jahre nach Kriegsende zeichnete sich das Wirtschaftswunder ab und einige Autos waren auf den Straßen unterwegs. Ein Grund, die Tankstelle zu bauen – damals die erste in Vöhringen. „Damals war das hier herum noch Pampa, wir waren allein auf weiter Flur. Außer der Kleiderfabrik Meixner in der Industriestraße gab es gar nichts“, erinnert sich Henke.

    Zwei Jahre später, 1954, wurde ein Händlervertrag mit Fiat abgeschlossen. Henkes Gedanke damals, so berichtet Sohn Robert: Es wird immer mehr Autos geben, also warum nicht auch welche verkaufen? Der Verkauf wurde neben der Tankstelle ein zweites Standbein für die junge Firma. Aber warum Fiat? „Schon damals hatte die aufstrebende Automobilindustrie feste Vorstellungen davon, wie eine Werkstatt ausgestattet sein musste und die Standards bei Fiat waren leichter umzusetzen als bei deutschen Firmen.“

    Heute ist Kundenservice ein Qualitätsmerkmal. Robert Henke erklärt, man braucht eine Direktannahme. Das bedeutet, der Kunde fährt mit dem Auto in einen separaten Teil der Werkstatt. Dort wird mit einem Werkstattmeister besprochen, was getan werden muss. Der Wagen kommt auf die Hebebühne und wird auch von unten angeschaut, so dass der Kunde auf eventuelle Mängel hingewiesen werden kann. Dann erst geht’s in die Werkstatt. Diese Vorgaben hätte Henke nur durch aufwände Anbauten und zusätzliche Installationen in den Servicebetrieb erfüllen können. Und es ergab sich dadurch ein zusätzliches Personalproblem. „Deshalb haben wir uns aus der Bindung mit Fiat verabschiedet“, sagt Henke gegenüber unserer Redaktion. Er betrachtet die Situation realistisch: „Wir waren ein kleiner Betrieb und sind es heute noch.“

    Preise an den Tankstellen: Damals war das Benzin noch deutlich günstiger

    Wenn Robert Henke zurückblickt, dann erinnert er sich an die früheren Zeiten des Tankstellenbetriebs: Damals fuhren die Kunden mit dem Auto an die Zapfsäule und drückten auf einen Klingenknopf, der bei Mutter Centa Henke in der Küche ankam. Ein Zeichen für die junge Hausfrau und Mutter in der Küche alles stehen und liegen zu lassen – und zur Zapfsäule zu eilen. Das war nicht immer einfach, denn

    Die Zukunft der Tankstelle ist gesichert

    Robert Henke erinnert sich aber auch daran, dass mancher an die Zapfsäulen fuhr und das nötige Kleingeld fehlte. „Bei den Vöhringern war das kein Problem, die ließen anschreiben und auf das Geld brauchten wir nie zu warten.“ Kamen Fremde an die Zapfsäule gefahren und hatten kein Bares zur Hand, mussten sie etwas als Pfand da lassen. „Ich weiß noch, wie einer eine Bohrmaschine hergab. Aber die blieb bei uns, der Fahrer kam nie zurück.“ Im Vergleich zu heute, waren das damals goldene Zeiten. Das Benzin kostete 1952 gerade mal 56 Pfennig pro Liter und der Diesel 41 Pfennig, sackte bisweilen sogar auf 38 Pfennig ab. In den 1960er Jahren gab es dann die ersten Hebebühnen in den Werkstätten. „Früher musste man immer runter in eine Grube“, weiß Robert Henke. So kamen technische Neuheiten nach und nach hinzu. Ludwig Henke übergab das Autohaus an seinen Sohn Robert, der jetzt auch die bei Illerberg an der Autobahn gelegene OMV-Tankstelle gepachtet hat. Wenn der 64-Jährige einmal die Geschäfte aus der Hand gibt, dann bleibt zu seiner Freude alles in der Familie. Sohn Nico wird dann in Vater Roberts Fußstapfen treten.

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