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Unterroth: Der Mega-Kühlschrank mitten in Unterroth

Unterroth

Der Mega-Kühlschrank mitten in Unterroth

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    Die „alte Gefriere“ mitten in Unterroth erlebt bei jedem Dorffest ihr Revival. Der Raum unten im Bild dient den Küchenhelfern zum Vorbereiten der Speisen. Jetzt wird er runderneuert. Auf dem Betonboden standen früher Gefrierparzellen.
    Die „alte Gefriere“ mitten in Unterroth erlebt bei jedem Dorffest ihr Revival. Der Raum unten im Bild dient den Küchenhelfern zum Vorbereiten der Speisen. Jetzt wird er runderneuert. Auf dem Betonboden standen früher Gefrierparzellen.

    In der Unterrother Ortsmitte, wohin es alljährlich Tausende Besucher zum Dorffest zieht, gibt es eine weitere Besonderheit: die „alte Gefriere“. Sie stellt für die Schlemmermeile den Mega-Kühlschrank dar, der für die Bevorratung der Lebensmittel nötig ist. Dieser ist begehbar und bereits in den Jahren 1958 und 1959 entstanden. Nun will die Kommune das Innere des gemeindeeigenen Gebäudes sanieren, um den aktuellen Anforderungen in Sachen

    Die ehemalige Firma für Kältetechnik von Richard Plersch in Illertissen hatte die Anlage einst aufgestellt. In der Nachkriegszeit waren gemeinschaftliche Kühlhäuser „modern“, denn der technische Fortschritt machte das dauerhafte Kühlen oder Gefrieren von Lebensmitteln möglich. Doch eine solche Anlage war für private Kunden zu teuer, sodass sich Genossenschaften bildeten für den Bau und Betrieb einer gemeinschaftlichen Gefrieranlage.

    In Unterroth war es der damalige Bürgermeister Meinrad Schädel, der Weitsicht bewies und von seinem zentral im Dorf gelegenen Garten, den nötigen Grund für das künftige Kühlhaus zur Verfügung stellte. Franz Gleich, heutiger Nutzer des Grundstücks und direkter Nachbar der „alten Gefriere“, kennt noch die damaligen Vorgänge. Auf Betreiben engagierter Landwirte sei damals das Gebäude errichtet worden, erzählt er. Doch bis heute erweisen sich die beiden Kühlkammern als schier unersetzlich, wenn fürs

    Welchen Zweck die "Gefriere" früher hatte

    Als die damaligen Bauherren in Form einer Gefriergenossenschaft das Gebäude errichteten, bildeten allerdings die beiden Räume mit den in der Mitte als lange Einbauschränke verlaufenden Gefrierfächern das Herzstück. Davon gab es mehr als 90 Parzellen in der Art von Schließfächern mit Holzgitter als Zwischenwände, um die Kälte zirkulieren zu lassen. Das Dorf zählte um die Zeit etwa 100 Landwirte, erinnert sich die 90-jährige Unterrotherin Maria Walser. Manche hätten sich Fächer geteilt. Die Gefriere sei samstags von 18 bis 20 Uhr für die Mieter geöffnet gewesen, berichtet die frühere Bäuerin weiter. „Wer zu spät kam, musste bei Meinrad Schädel um den Schlüssel fragen.“ Plätze in der Gefriere seien heiß begehrt gewesen.

    Das Gebäude enthielt auch einen Bereich für Notschlachtungen – damals eine kleine Revolution für die Landwirte. Denn im Sommer mussten sie das Fleisch sofort verwerten, räuchern oder einkochen. Eine Notschlachtung wurde vom Gemeindediener ausgerufen. Dann hatte jeder Bauer prozentual zum eigenen Viehbestand eine gewisse Fleischmenge abzunehmen. Nun aber konnte im Gefrierhaus zerlegt und in Kühlkammern gelagert werden. Traditionell schlachteten Bauern nur im Winter, damit das Fleisch nicht verdirbt.

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    Die „alte Gefriere“ in Unterroth hat sich in ihren ursprünglichen Aufgaben längst überlebt, aber neue dazubekommen. Während erschwingliche Kühlschränke oder strengere Auflagen für Hausschlachtungen den genossenschaftlichen Kühlhäusern meist das Aus bescherten, erfährt die Anlage in Unterroth eine Aufwertung. Nach Auflösung der Genossenschaft in den 1980er-Jahren ging sie – wie von Schädel verfügt – in Gemeindebesitz über. Die Dorffestveranstalter, unter Federführung der Musikkapelle, sind direkte Nachnutzer. Bürgermeister und Vereine wollen die „alte Gefriere“ nicht missen. Nun soll der hintere Raum grundlegend saniert werden. Struve zufolge bestehe zwar keine unmittelbare Notwendigkeit, doch nötige Reparaturen will er auch nicht aufschieben.

    Der zum Zubereiten der Speisen genutzte Raum wird entkernt und erneuert. Das Fenster wird in der bisherigen Form mit herausnehmbarem Innenteil durch ein Kunststoffmodell ersetzt. Sodann gibt es eine neue Türe, es wird gefliest, geweißelt, die Elektrik erneuert und der Kanalabfluss überprüft. Der Bürgermeister rechnet dafür mit Kosten in Höhe von 35000 Euro. Zug um Zug soll dann in den Folgejahren weiter renoviert werden. Einer Auffrischung bedürfen Struve zufolge auch der vordere Raum und das Dach. Denn, dass die „alte Gefriere“ in absehbarer Zeit ausgedient hat, sei mit Blick auf noch viele zu erwartende Feste in Unterroth nicht zu erwarten, sagt Struve.

    Der Gemeinderat Unterroth trifft sich am Dienstag, 18. Februar, um 19 Uhr im Sitzungsraum in der Bürgerstube. Auf der Tagesordnung stehen neben der Sanierung des Gefrierhauses unter anderem auch das Thema Wasserversorgungsnotverbund zwischen Unterroth und Oberroth sowie Haushaltsberatungen.

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