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Unternehmen der Region: Ehrmann wird 100: Wie der Almighurt der Molkerei zum Durchbruch verhalf

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Ehrmann wird 100: Wie der Almighurt der Molkerei zum Durchbruch verhalf

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    Alois Ehrmann senior setzte 1920 den Grundstein.
    Alois Ehrmann senior setzte 1920 den Grundstein. Foto: Molkerei Ehrmann

    Das Haus des Gründers Alois Ehrmann steht noch immer auf dem Werksgelände in Oberschönegg. Gewohnt wird darin nicht mehr, dafür gearbeitet. So spiegelt sich in dem Gebäude, das zwischen den stattlichen Hallen aus der Zeit gefallen scheint, in gewisser Weise das wider, was die Molkerei nicht müde wird zu betonen: Tradition und Innovation, die Familie und das Unternehmen, das Allgäu und die große Welt – das alles sieht Ehrmann als Zusammenspiel an. 100 Jahre wird das Unternehmen, bei dessen Erwähnung man versucht ist, die Werbemelodie „Keiner macht mich mehr an“ zu summen, alt. Ein Blick auf die Entwicklung.

    Die zweite Generation: Anton und Alois Ehrmann.
    Die zweite Generation: Anton und Alois Ehrmann.

    Die Ehrmann-Geschichte beginnt 1920, als Alois Ehrmann senior eine Käserei gründet, praktisch „aus der Garage heraus“, wie erzählt wird. Der Ein-Mann-Betrieb wächst rasch. 1929 verlegt Ehrmann den Firmensitz nach Oberschönegg. Neben dem erworbenen Betrieb lässt er ein Haus für sich und seine Familie errichten – jenes „Ehrmann-Haus“, um welches das Unternehmen später in die Höhe schießt. 1960 übergibt der Gründer den Betrieb an die beiden Söhne Anton und Alois. „Mein Onkel und Vater erweiterten das Portfolio um Joghurt, Quark und Dessert auf nationaler Ebene“, teilt Christian Ehrmann, der heute Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft ist, schriftlich mit.

    Geschmäcker wandeln sich – und damit die Produkte

    1964 entsteht das Produkt, das in den Folgejahren maßgeblich zum Erfolg beitragen wird: der Almighurt – der erste Fruchtjoghurt mit kalt eingerührten Früchten in Deutschland. Weniger säuerlich, cremiger, ein Bruch mit Gewohntem, wie Marketingchef Gunther Wanner rückblickend sagt. Mehr als 70 Sorten des Almighurts werden im Laufe der Zeit in die Kühlregale geräumt: Klassiker wie Erdbeere, aber auch dem Zeitgeist entsprechende und saisonale Sorten wie Superfruit-Müsli, Käsekuchen-Mandarine und Popcorn. Bald soll es die Geschmacksrichtung Hanf geben, kündigt Wanner an. Wohl auch, um Gesprächsstoff zu bieten. Als ein neues Aushängeschild gewertet wird indes die High-Protein-Serie, womit die Molkerei laut Christian Ehrmann einen Markttrend gesetzt hat. „Wichtig ist es, den Geschmack der Kunden immer wieder neu zu entdecken“, lässt er wissen.

    Werke in den USA wurden im vergangenen Jahr verkauft

    Ein Meilenstein: Die Entwicklung der Molkerei Ehrmann hin zur international agierenden Unternehmensgruppe hat auch mit dem Almighurt zu tun. Der erste Fruchtjoghurt Deutschlands mit kalt eingerührten Früchten kam 1964 auf den Markt.
    Ein Meilenstein: Die Entwicklung der Molkerei Ehrmann hin zur international agierenden Unternehmensgruppe hat auch mit dem Almighurt zu tun. Der erste Fruchtjoghurt Deutschlands mit kalt eingerührten Früchten kam 1964 auf den Markt. Foto: Alexander Kaya

    Das Konsumverhalten wandelt sich – ebenso das Unternehmen. Die Molkerei bleibt jedoch nach wie vor ihrem Stammsitz im etwa 1000-Einwohner-Ort Oberschönegg treu, beschäftigt allein dort rund 730 Mitarbeiter. Verarbeitet werden in der Gemeinde etwa 180 Millionen Kilogramm Milch im Jahr. Vom Unterallgäu aus agiert das Unternehmen international. Marketingdirektor Wanner: „Wir können den Standort hier nur halten, wenn wir im Ausland expandieren.“ So seien die Milchprodukte mittlerweile in rund 70 Ländern erhältlich. Seit der Jahrtausendwende führt Ehrmann eine eigene Produktionsstätte in Russland, die das Unternehmen als wichtigste im Ausland bezeichnet.

    Zugleich streckt es die Fühler nach Südamerika aus, wo seit 2018 ein Joint Venture mit einer brasilianischen Molkerei besteht. Aus den USA hat sich Ehrmann hingegen im vergangenen Jahr – man könnte sagen: weitgehend im Stillen – zurückgezogen. Die beiden Werke in Vermont und Arizona wurden veräußert. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass der US-Markt unter Wettbewerbs- und Preisdruck geraten sei. Er sei einem schnellen Wandel unterworfen und damit schwieriger zu bearbeiten gewesen. Neue Akzente in den Vereinigten Staaten zu setzen sei „kurzfristig nicht geplant“, lässt Wanner wissen. Zum Finanziellen sagt er: Der Umsatz der Ehrmann-Gruppe habe 2019 weltweit bei 800 Millionen Euro gelegen. Über den Gewinn wird, wie gehabt, geschwiegen.

    Im Jubiläumsjahr hat Ehrmann einiges vor. Am Stammsitz in Oberschönegg sind unter anderem ein Tag der Ausbildung – das Buhlen um Fachkräfte geht auch an der Molkerei nicht vorbei – und Feste für Mitarbeiter, deren Familien, für Geschäftspartner und Lieferanten geplant. „Unsere längste Geschäftspartnerschaft besteht seit 100 Jahren“, berichtet Christian Ehrmann.

    Das Haus des Gründers steht noch auf dem Werksgelände.
    Das Haus des Gründers steht noch auf dem Werksgelände. Foto: Alexander Kaya

    Bei all dem Stolz auf die Vergangenheit steht aber doch der Blick in die Zukunft im Fokus: Wie kann Ehrmann nachhaltiger wirtschaften? Welche Produktideen gibt es, wie werden diese verpackt? Und wie kann die Molkerei künftig ihrem Slogan „Von der Familie, für die Familie“ gerecht werden? Christian Ehrmann: „In einem früheren Interview habe ich einmal gesagt, ich möchte die Firma irgendwann in die nächste Generation übergeben. Das gilt nach wie vor.“

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