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Unterallgäu: Unterallgäuer Rentner wird mit Enkeltrick um 75.000 Euro betrogen

Unterallgäu

Unterallgäuer Rentner wird mit Enkeltrick um 75.000 Euro betrogen

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    Trickbetrüger haben einen Rentner um sein Erspartes gebracht und ihm sogar wertvolle Goldmünzen abgenommen.
    Trickbetrüger haben einen Rentner um sein Erspartes gebracht und ihm sogar wertvolle Goldmünzen abgenommen. Foto: Armin Weigel/dpa

    Besonders dreist sind Trickbetrüger im Unterallgäu vorgegangen und haben einen Rentner mit dem sogenannten Enkeltrick um 75.000 Euro erleichtert. Eine Anruferin hatte sich glaubhaft als Enkelin eines alleinstehenden Rentners ausgegeben und um kurzfristige Leihgabe einer größeren Summe Bargeld für einen äußerst günstigen Wohnungskauf gebeten, so berichtet es die Polizei.

    Unter dem Vorwand, dass die Geldübergabe zum Kauf der Wohnung sehr dringend sei, bestellten sie ihrem Opfer sogar ein Taxi damit dieser noch am selben Tag zur Bank fahren und mehrere zehntausend Euro von seinem Konto abheben konnte. Nur wenige Minuten nachdem er wieder zu Hause ankam, hatte er wie vereinbart das Geld einem Geldboten, einem vermeintlichen Bekannten der Enkelin, an seiner Haustür übergeben.

    Enkeltrick: Betrüger im Unterallgäu geben sich nicht mit Geld zufrieden

    Doch damit wollten sich die Betrüger offensichtlich nicht zufrieden geben und bedrängten den Mann zur Herausgabe weiterer Vermögenswerte. Hierbei übergab der Geschädigte schließlich wertvolle Goldmünzen, die er zu Hause aufbewahrte. Als schließlich erneut eine Frau bei ihm aufgetaucht war, um weiteres Geld zu verlangen, wurde er laut Polizei misstrauisch und versuchte die Frau festzuhalten. Dieser gelang jedoch die Flucht ehe der Mann die Nachbarn verständigen konnte. Die Kriminalpolizeiinspektion Memmingen hat zwischenzeitlich die Ermittlungen zu den Tätern aufgenommen, Hinweise werden jederzeit unter der Telefonnummer 08331/100-0 entgegen genommen.

    Das ist der "Enkeltrick"

    Die Polizei warnt eindringlich vor dieser Masche, die immer nach dem gleichen Schema abläuft: Mit den Worten "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen rufen Betrüger bei meist älteren und allein lebenden Personen an, geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, beispielsweise ein Unfall, ein Auto- oder Computerkauf. Die Lage wird immer äußerst dringlich dargestellt. Oft werden die Betroffenen durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt. Sobald das Opfer zahlen will, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt.

    Hat der Betroffene die geforderte Summe nicht parat, wird er gebeten, unverzüglich zur Bank zu gehen und dort den Betrag abzuheben. Nicht selten ruft der Täter, wie auch im aktuellen Fall, sogar ein Taxi, wenn das Opfer den Weg nicht mehr zu Fuß bewältigen kann. Auf diese Weise haben Enkeltrick-Betrüger in der Vergangenheit bereits Beträge im fünfstelligen Eurobereich erbeutet.

    Im Jahr 2020 ergaunerten Anrufbetrüger mit der Masche Enkeltrick im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West 106.000 Euro. Insgesamt wurden dort 110 Fälle gemeldet, in vier davon waren die Täter erfolgreich. Im Landkreis Unterallgäu wurden im letzten Jahr zwölf Fälle bekannt, wobei es bei allen beim Versuch blieb.

    So kann man sich vor Trickbetrug schützen

    Der Enkeltrick ist eine besonders hinterhältige Form des Betrugs, der für Opfer existenzielle Folgen haben kann. Sie können dadurch hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um Ihre Lebensersparnisse gebracht werden. Die Polizei gibt Tipps, wie man sich vor dem Enkeltrick und anderen Maschen schützen kann:

    • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
    • Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
    • Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
    • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehende Personen.
    • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen.
    • Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
    • Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Dies kann der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen.
    • Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt). So können die Täter Sie gar nicht mehr ausfindig machen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags wenden Sie sich an die Telekom.
    • Bewahren Sie Ihre Wertsachen, z.B. höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände nicht zuhause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach.
    • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen. (AZ)

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