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Unterallgäu/Neu-Ulm: Asterix in Schwaben – oder: Wo der Wald Geschichten erzählt

Unterallgäu/Neu-Ulm

Asterix in Schwaben – oder: Wo der Wald Geschichten erzählt

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    Auf den ersten Blick zeigt das Bild nur Wald. Aber: Auch Wall der Keltenschanze bei Kettershausen ist zu sehen.
    Auf den ersten Blick zeigt das Bild nur Wald. Aber: Auch Wall der Keltenschanze bei Kettershausen ist zu sehen. Foto: Ralph Manhalter

    Wir schreiben das Jahr...sagen wir, 50 vor Christus. Weit und breit ist in unseren Gefilden kein Römer zu sehen. Dafür zahlreiche Wildschweine – wahrscheinlich. Und nach unserer heutigen Auffassung seltsam anmutende Menschen: blutrünstig und grausam. Die abgeschlagenen Köpfe der besiegten Feinde hätten sie angeblich ihren Pferden um den Hals gebunden. So beschrieb jedenfalls Diodorus Siculus, ein griechischer Historiker des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, das Volk der Kelten. Wenig schmeichelhaft die Vorstellung, dass wir durchaus noch Gene jener fernen Vorfahren in uns tragen könnten. Zur Beruhigung sei gesagt, dass das Ungezügelte, das Barbarische sich im Laufe der Jahrhunderte recht gut mit anderem Geblüt vermischt haben mag. Zudem müssen solche Berichte, auch wenn sie mit Sicherheit immer ein Korn Wahrheit erhalten, stets auf den Verfasser geprüft werden. Dass die Hochkulturen des Mittelmeerraumes auf die wilden Gesellen nördlich der Alpen mit Spott und Verachtung herabsahen, ist wohlbekannt.

    Dennoch befand sich zwischen Iller und Lech vor gut 2000 Jahren inmitten keltischen Landes. Wobei hierbei bereits das erste Missverständnis droht: Ein Staatsgebilde moderner Form war den Bewohnern zu jener Zeit gänzlich unbekannt. Die Kelten lebten in Stammesverbänden, bestehend aus mehreren Familien. Das Stammesoberhaupt residierte im Gegensatz zu den einfachen Bauern etwas pompöser. Es ist anzunehmen, dass dieser Wohnsitz in gewisser Weise befestigt, zumindest durch eine Graben- und Wallanlage geschützt, war. Ein Tor führte in das Innere des Areals, das wahrscheinlich ebenfalls einen Gutshof beherbergte.

    Woher wir das alles wissen? Ganz einfach: Wir können heute, nach über zwei Jahrtausenden, noch die Überreste dieser Wohnstätten im Gelände erkennen. Jahrelang rätselte die Wissenschaft über die Funktion der später so genannten „Keltenschanzen“. Zwischenzeitlich ist sich die Forschung größtenteils einig, dass es sich entgegen der ursprünglichen Vermutung um keine Kultplätze handelt. In unserer Region überziehen diese Schanzen, mitunter dicht aneinander liegend Wald und Flur. Ein besonders schönes Exemplar befindet sich zwischen Kettershausen und Matzenhofen, südlich neben der heutigen Staatsstraße gelegen.

    Mit einer Ausdehnung von circa 70 mal 80 Meter gehört diese zwar eher zu den kleineren Vertretern dieser archäologischen Kostbarkeiten, glänzt aber durch ihren hervorragenden Erhaltungszustand. Zwischenzeitlich hat natürlich der Baumwuchs die Herrschaft über den einstigen Wohnplatz übernommen. Mit ein wenig Fantasie kann sich der Besucher aber durchaus vorstellen, wie der Keltenhäuptling aus seiner Burg einen Ausblick auf das nahe Günztal genießen konnte.

    Wenige Kilometer südöstlich, bei Olgishofen, findet sich ein weiteres eingefriedetes Gelände: Auch ein typisches Beispiel einer keltischen Befestigung. Leider erfuhren manche dieser Kulturdenkmale in jüngster Vergangenheit eine Missachtung, bis zur Zerstörung derselben.

    Ein trauriges Beispiel dafür ist die Schanze bei Osterberg, welche vor einigen Jahren durch Waldarbeiten mit schwerem Gerät nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde. Lobenswert sind hingegen die Ausgrabungen rund um die Schanze Beuren bei Pfaffenhofen. Nach Aussage des Neu-Ulmer Kreisarchäologen Richard Ambs könnte es sich sogar um eine zentrale Anlage handeln, welcher andere Schanzen im Umkreis administrativ zugeordnet waren. Eine weitere Gruppe dieser frühzeitlichen Befestigungen lässt sich nahe Ebershausen zwischen Kettershausen und Krumbach ausmachen.

    Als ab dem Jahr 15 vor Christus römische Truppen sukzessive das Voralpenland in Besitz nahmen, erfuhr die heimische Bevölkerung erstmals die Einbindung in ein straff organisiertes Staatswesen. Allerdings dauerte es noch einige Zeit, bis sich die keltische mit der römischen Bevölkerung vermischt hat. Schließlich kamen auch noch die Alemannen hinzu. Aber das ist eine andere Geschichte.

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