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Ulm: Schwere Maschinen und Roller in Rosa

Ulm

Schwere Maschinen und Roller in Rosa

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    Trotz widriger Witterungsbedingungen fanden fast 20000 Besucher den Weg in die Ulmer Messehallen und bestaunten neben Serien-Harley-Davidsons auch derartige „Custom-Bikes“ , also Sonderanfertigungen.
    Trotz widriger Witterungsbedingungen fanden fast 20000 Besucher den Weg in die Ulmer Messehallen und bestaunten neben Serien-Harley-Davidsons auch derartige „Custom-Bikes“ , also Sonderanfertigungen. Foto: Alexander Kaya

    „Egon“ mag keine Zweiräder. Das Tief, das für Schneechaos auf den Straßen sorgte, war nicht gerade förderlich für eine Motorradmesse. Veranstalter Eberhard Hermann verzichtete bei der siebten Ausgabe der Wheelies deswegen auch auf Bike-Shows im Freien. Angesichts der – wieder mal – ungünstigen Wetterlage, ist Hermann dennoch zufrieden: Knapp 20000 Menschen strömten zur Messe. Es hätten weit mehr sein können, ist der Herausgeber einer Motorradzeitschrift überzeugt, wenn es nicht geschneit hätte. Für die Ausgabe der Wheelies 2017 drückt Hermann schon jetzt die (Wetter-)Daumen.

    In drei Messehallen gab es für Biker bei etwa hundert Anbietern viel zu sehen, darunter auch den 100000 Euro teuren Prototyp dessen, wie sich BMW das Motorrad der Zukunft vorstellt, und der Prototyp eines Boom-Speedster-Trikes, das im Juni/Juli auf den Markt kommt und vom Cabrio gar nicht mehr weit entfernt ist.

    Das knallgelbe Fahrzeug war vor allem von der älteren Generation umlagert und Frauen fragten nach weiteren Informationen. Doch wer den Speedster bald (ohne Helmpflicht) fahren will, muss Purist sein – Fahrhilfen wie ABS gibt es nicht, wie der Bad Wurzacher Anbieter Helmut Gut versichert.

    Der durchschnittliche Besucher der Wheelies ist männlich und um die 50. In dieser Lebensphase, in der die berufliche Laufbahn und die Familie im Mittelpunkt stehen, stellt das Motorrad in der Garage ein „theoretisches Fluchtmittel mit therapeutischer Bedeutung“ dar, wie Messebesucher Joachim Eisenkolb sagt. „Man könnte, wenn man wollen dürfte“, fügt der Elchinger Bürgermeister lachend hinzu und steigt auf die Maschine, die er gerne hätte.

    Auch auf der Messe: Frauen, die sich gern den Traum von einem Zweirad erfüllen wollen, und Mütter mit Söhnen, die sich offensichtlich zum Führerschein auch gern die passende Honda wünschen.

    Doch bei aller weiblichen Begeisterung und bei aller Abkehr von der Farbe Schwarz bei den Motorrädern, Rollern und Trikes in diesem Jahr: Ein Roller in der Farbe „Candy Pink“ fand wenig Interessierte. „Dann schon lieber Froschgrün als Rosarot“, witzelte ein älterer Besucher. Vermisst wurde dagegen die Langenauer Custombike-Edelschmiede Habermann auf der Messe: „Sie haben abgesagt, weil sie zu viele Aufträge haben“, erläutert Hermann. Vom praktischen Haarschoner für den Pferdeschwanz über den Bierkasten-Träger fürs Bike oder den bunten Ohrstecker bis zum personalisierten Motorrad mit einem gesprayten Bild der Brooklyn Bridge um 1947 auf dem Tank – ein Trend hin zum ganz Individuellen zeichnet sich ab. Die neuen Harley-Davidson-Modelle röhren in der glitzernden Farbe „Black Gold flake“, während neben ihnen auf der Messe Country-Sänger Hank Davison seine Kultsongs auf der Gitarre begleitet – und Veranstalter Eberhard Hermann bot auch gleich die passenden USA-Reisen an. Um das Empfinden für Natur und Motorrad dort zu bekommen, müsse man in Amerika auf einer Harley fahren, sagt Hermann.

    Von einem Gefühl, das keiner der Wheelies-Besucher je erleben wird, berichtete der Hausener Thomas Meyer, der seine beiden selbst umgebauten Dragster Bikes zeigte. Wie es sich anfühlt, auf einem solchen lachgasbetriebenen Rennsport-Bike zu sitzen – nein, zu liegen? Wenn Meyer von der Zeit erzählt, als er den Rennsport noch betrieb, stellen sich die Haare auf seinen Unterarmen auf. Adrenalin pur: „In sieben bis acht Sekunden von null auf 300 Kilometer pro Stunde“, berichtet er und schildert den Moment höchster Konzentration, wenn sofort nach dem Start die Luft flimmert, man sich nur mit den Füßen festhalten kann und mit dem Körper steuert. „Die Lebensdauer des Motors beträgt 25 Minuten.“ Verhört? Nein, ein Renndurchgang dauert ja auch nur je nach Streckenlänge zwischen vier und 14 Sekunden. Auch solche Gespräche – inklusive Aufsteigen auf das seltene Bike – gehören zur Motorradmesse.

    Zu einem Aufeinandertreffen verfeindeter Rockergruppierungen, wie in der Vergangenheit geschehen, kam es am Wochenende offenbar nicht. Die Polizei hatte, wie berichtet, die Gruppierungen im Vorfeld kontaktiert und die Besuche gelenkt. (mit heo)

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