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Tiefenbach: Wie eine Kläranlage zum Paradies für Kröten und Frösche wurde

Tiefenbach

Wie eine Kläranlage zum Paradies für Kröten und Frösche wurde

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    Aus der ehemaligen Kläranlage bei Tiefenbach ist ein Lebensraum für zahlreiche Amphibien, Fische und Vogelarten geworden. Der Bund Naturschutz spricht von einem „absoluten Gewinn“. Ein Besuch.
    Aus der ehemaligen Kläranlage bei Tiefenbach ist ein Lebensraum für zahlreiche Amphibien, Fische und Vogelarten geworden. Der Bund Naturschutz spricht von einem „absoluten Gewinn“. Ein Besuch. Foto: Carmen Dörfler

    Seit 2014 dient die alte Kläranlage in Tiefenbach einem neuen Zweck: Dank einiger Frösche und dem Zutun von fleißigen Mitgliedern des Bund Naturschutz Illertissen wurde daraus ein Biotop, ein Lebensort für viele Tiere und Pflanzen. Und der will gepflegt werden. Darum kümmerten sich am Wochenende zahlreiche Helfer der Ortsgruppe.

    Biotop war früher "leeres Betonbecken"

    Zwei Becken umfasst das Biotop in der ehemaligen Kläranlage. „Ursprünglich waren das ja nur leere Betonbecken,“ erklärt Dieter Zeller, zweiter Vorsitzender der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Illertissen. „Wir haben dort Inseln angelegt und bepflanzt, wodurch sich nach und nach viele verschiedene Tiere angesiedelt haben.“

    Kröten und ihre Artgenossen fühlen sich hier pudelwohl.
    Kröten und ihre Artgenossen fühlen sich hier pudelwohl. Foto: Alexander Kaya

    Doch der unkontrollierte Wuchs von Birken und Weiden zwischen den Betonplatten könne die Becken undicht machen und müsse entfernt werden, sagt erster Vorsitzender, Ernst Renner. Dank ihm ist das Biotop an dieser Stelle entstanden: „Auf einem Spaziergang in der Nähe konnte ich damals ein riesiges Froschkonzert hören. Die hatten sich hier von selbst angesiedelt.“ Da kam ihm die Idee, diesen Rückzugsort auch anderen Tierarten zugänglich zu machen. Mit großer Unterstützung des Illertisser Bauhofs wurden Flachwasserzonen mit Kies aufgeschüttet und Pflanzinseln aus alten Granitsteinen angelegt. „Die Steine stammen wahrscheinlich noch von der Baustelle an der Vöhlinstraße,“ mutmaßt Renner schmunzelnd. Der Aufwand hat sich gelohnt: „Wir haben nun fünf Arten heimischer Lurche, die Erdkröte, den Grasfrosch und Wasserfrösche hier.“

    Auch der Laubfrosch fühlt sich wohl

    Besonders stolz sind die Vertreter des Bund Naturschutz aber über einen grasgrünen Bewohner: „Auch der Laubfrosch hat sich hier angesiedelt. Das ist etwas sehr besonderes, da er hier im Umkreis kaum vorkommt.“ Die Amphibie sitzt eigentlich auf Blättern und geht nur zum Laichen ins Wasser. Und das sollte möglichst frisch und noch nicht von anderen Fröschen überlaufen sein. Doch dafür findet der Laubfrosch auch im Kreis Neu-Ulm immer weniger Plätze. Noch scheint es ihm im Biotop in Tiefenbach allerdings zu gefallen.

    In diesem Biotop bei Tiefenbach pulsiert das Leben.
    In diesem Biotop bei Tiefenbach pulsiert das Leben. Foto: Carmen Dörfler

    Auch Libellen, kleine Fische, Störche, Reiher und Stare tummeln sich auf dem Areal. Für Fledermäuse wurden mit Querbrettern Unterschlüpfe geschaffen, die bisher allerdings nicht bewohnt sind und auch ein „Insektenhotel der anderen Art“, wie Zeller es nennt, wurde aus aufgestellten Baumstämmen errichtet. Darin haben die Helfer Löcher in verschiedenen Größen gebohrt, die nun überwiegend Bienen als Ablageort für ihre Eier nutzen.

    Auch ein Insektenhotel „der anderen Art“ entstand auf dem Areal.
    Auch ein Insektenhotel „der anderen Art“ entstand auf dem Areal. Foto: Carmen Dörfler

    „Das Biotop ist ein absoluter Gewinn für die Natur,“ sagt Zeller. „Die Vielfalt an Leben, die sich hier entwickelt hat, ist nur dank des Bewuchses möglich.“ Doch auch der müsse begrenzt werden. „Wir achten darauf, dass die Wasserpflanzen nicht überhandnehmen und auch das Gras muss gemäht werden.“ Früher sei das wöchentlich geschehen, inzwischen allerdings nur noch zweimal im Jahr. „Wir machen das nur zweimal im Jahr, damit sich neben Gras auch anderer Bewuchs ansiedeln kann“, erklärt Zeller. Und auch nicht mit einem großen Rasenmähertraktor, sondern einem Balkenmäher. „Denn vor dem können sich an Land hüpfende Jungfrösche noch rechtzeitig in Sicherheit bringen“, sagt Zeller.

    Balkenmäher ist kaputt gegangen

    Genau dieser Balkenmäher ist nun nach über 30 Jahren treuem Einsatz kaputt gegangen. Geld für einen Neuen ist leider nicht da. Die Ortsgruppe Illertissen sucht nun nach Spenden für ein neues Gerät. Zeller: „Auch ein guter gebrauchter Balkenmäher wäre sehr willkommen.“ Damit dieses Paradies für Tiere und Natur noch lange erhalten bleiben könne.

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