Illertissen-Au Nicht umsonst wird dem Hochsommer ein großer Stellenwert eingeräumt. Fällt er wegen schlechten Wetters aus, haben Frühschwimmer, Sonnenanbeter und andere Stammgäste heimischer Badeseen das Nachsehen. So auch Friedrich Bauer und seine Clique, die sich über 20 Sommer schon regelmäßig am Auer Baggersee trifft.
Sie fallen sofort auf an ihrem angestammten Platz gegenüber der Fischerhütte, wo sie sich jeweils mit Campingtischchen und Provianttaschen gemütlich niederlassen. „Wir sind immer da, solange das Wetter den Aufenthalt im Wasser gestattet“, erklärt Bauer, der es von seiner Wohnung in Au gar nicht weit zum See hat. Anders die Rentnerin neben ihm aus Ulm, die diesmal als erstes eingetroffen und sogleich ihre Runden durch den See geschwommen war. „Früher sind wir nach der Arbeit und am Wochenende hierhergekommen, jetzt können wir es uns täglich erlauben.“ Und sie bringen gleich ein Lob an: „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass kürzlich der See gereinigt worden ist.“ Langeweile kennen die zwölf Stammgäste nicht, sie bleiben mitunter bis Einbruch der Dunkelheit, um gemeinsam zu grillen oder mit den Fischern zu plaudern. „Unsere Frauen erzählen sich Märchen und wir Männer spielen Karten“, erklärt Bauer in Sommerlaune. Es hat was von Gartenlauben-Stimmung, und der Anschein ist nicht ganz falsch. „Wir sammeln auch mal Müll auf oder erinnern stürmische Mofafahrer ans Absteigen, wie am Eingang der Anlage ein Verkehrsschild gebietet.“
„Es kommen erstaunlich viele Frühschwimmer hierher, drehen um sieben Uhr ihre Runden und fahren weiter zur Arbeit“, hat Inge Tomann vom Kiosk beobachtet. Ihr Imbissstand hat nur bei Regenwetter geschlossen, ansonsten ist ab 11 Uhr Betrieb. Selbst bei zweifelhaftem Wetter steht ein Tisch draußen für Gäste, die dann zwar nicht schwimmen wollen, aber rasten oder etwas trinken. „Es ist ein rundherum idyllischer Platz, der Toiletten, Dusch- und Umkleidemöglichkeiten bietet“, sagt sie. Ein weiterer Pluspunkt die Badetemperaturen, die gestern 23 Grad erreichten: „Die Gäste sagen, das Wasser sei stets ein wenig wärmer als woanders, vielleicht wegen der Quelle im Untergrund.“ Besucher aller Altersstufen kämen aus der Region im Kreis von 50 Kilometer, wobei von jeder Seite, ob von Bellenberg oder Au, Zutrittsmöglichkeiten geschaffen sind.
Endlich Hochsommer und Badewetter
Allerdings hatten sich regionale Sonnenanbeter wie das Ehepaar Thiele aus Vöhringen lange gedulden müssen, um endlich bei hochsommerlichem Badewetter am Ufer ihre Liegen aufschlagen und genüsslich Zeitung lesen zu können. „Das halten wir schon jahrelang so, nur war das Wetter seit Juli so wechselhaft, dass das Wasser zum Baden einfach zu kühl war.“
Spätestens gestern sind aber die Badegäste an den See zurückgekehrt, auch Ive, Patric und Vivien Pischulte aus Gannertshofen mit Freundin Lisa Fuchs aus Weißenhorn. Übermütig eroberten sie sich den Sprungsteg, um auf Kommando ins Wasser zu springen. Anschließend wurden sie gemeinsam bei Mutter Tatjana Pischulti vorstellig, die demjenigen Pommes versprochen hatte, der als erster den Sprung ins Wasser wagte. Glück für die Springkünstler und Pech für die Mutter, denn sie hatte vier Pommesfrites-Tüten zu spendieren.
Manchmal würden sie auch ins Freibad Weißenhorn gehen, doch diesmal stand ausdrücklich der Baggersee Au auf der Wunschliste. Das war auch Tatjana Pischulti recht, der nicht langweilig wurde mit Plaudern, Lesen und Sonnen.