Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Serie: Dieser Beruf wird nie zur Routine

Serie

Dieser Beruf wird nie zur Routine

    • |
    Barbara Janisch, Leiterin der Caritas-Sozialstation, an ihrem Arbeitsplatz im Caritas-Centrum Vöhringen.
    Barbara Janisch, Leiterin der Caritas-Sozialstation, an ihrem Arbeitsplatz im Caritas-Centrum Vöhringen. Foto: Ursula K. Balken

    Vöhringen Barbara Janisch betritt ihr Büro, stellt ihre Tasche ab und setzt sich an ihren Computer. Sie ist mit dem Tag zufrieden. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man einer Familie hat helfen können. Denn plötzlich einen pflegebedürftigen Angehörigen in seiner Mitte zu haben, schafft eine ganz andere Lebenssituation, mit der man erst mal fertig werden muss.“ Hilfe und Anleitung für die Pflege zu geben, der Familie beizustehen, dass sie zu einem strukturierten Alltag findet, das ist eine der vielen Aufgaben, die

    Für Alten- und Krankenpflege hat sie sich schon deshalb interessiert, weil sie gerne Umgang mit Menschen hat. Seit 1995 arbeitet sie bei der Caritas, fing als Wohnbereichsleiterin an und führt jetzt die Sozialstation. Befähigt hat sie dazu eine Zusatzausbildung zur Verantwortlichen Pflegefachkraft. 45 Mitarbeiter sind für den Bereich Vöhringen und Illertissen zuständig, versorgen kranke und pflegebedürftige Menschen. Um möglichst effizient zu arbeiten, ist Koordination ein Muss. „Wir müssen jeden Tag neu die abzufahrenden Routen überprüfen. Denn die Wege auf dem Land sind weit.“ Zieht man in Betracht, dass das Einzugsgebiet von Vöhringen über

    Die Erstgespräche, so Barbara Janisch, sind immens wichtig. „Es muss Vertrauen aufgebaut werden, man muss beraten, welche Pflegehilfsmittel werden benötigt, wie werden sie angewandt, wie verhält man sich dem Betroffenen gegenüber.“ Eine große Hilfe ist da die „gute Zusammenarbeit mit den Ärzten“. Manchmal spürt man geradezu, wie die Angehörigen durchatmen, weil sie in ihrer Situation nicht allein gelassen werden und auch dazu angeleitet werden, damit umzugehen.

    Nach wie vor heißt das Ziel aller Therapien und Versorgungen „ambulant vor stationär“. Das heißt aber auch, den pflegenden Angehörigen Hilfestellung zu geben, damit sie ihren Alltag bewältigen können. Es gibt Berufstätige, die sich nicht den ganzen Tag um den Pflegebedürftigen kümmern können. Auch da gilt es, Mittel und Wege zu finden. So gibt es Notrufgeräte, Betreuungspersonen oder auch jemand, der im Haushalt mal aushelfen kann. Aus Erfahrung weiß Barbara Janisch, dass die meisten Menschen, die Pflege brauchen, am liebsten in ihren eigenen vier Wänden bleiben möchten. Wichtig ist, dass ein Tagesablauf in einem bestimmten Rhythmus abläuft, Ruhe zu bewahren ist sozusagen die erste Pflegepflicht. Schließlich soll dem Betroffenen nicht vermittelt werden, welch ein Aufwand jetzt nötig ist, um ihn zu versorgen.

    In den Bereich der Sozialstation fällt auch die Palliativversorgung. „Das ist immer sehr bewegend, da kann man nicht außen vor bleiben und das nur unter professionellen Gesichtspunkten sehen. Das wird nie zur Routine.“ Mitarbeiter werden dafür geschult. Aber ganz wichtig ist für Barbara Janisch die enge Zusammenarbeit mit der Hospizgruppe unter Leitung von Schwester Sandra. Janischs Maxime ist, „wenn jemand zu Hause sterben will, dann darf er das auch“. In solchen Fällen greift die Arbeit von Hospizgruppe und Sozialstation ineinander. „Das geht sehr gut bei uns, weil das menschliche Klima untereinander stimmt.“ Oft werden auch am Bett des Sterbenden Gebete gesprochen, allerdings wird auch darauf geachtet, ob Betroffener und Angehörige dem auch zugeneigt sind. „Aufgezwungen wird nichts.“ Barbara Janisch war schon oft dabei, wenn jemand diese Welt verlassen hat. „Das ist immer etwas, das bis ins Herz dringt.“

    Zeitfaktor spielt eine große Rolle

    Natürlich verschweigt sie auch nicht, dass in der allgemeinen Pflege der Zeitfaktor eine Rolle spielt. „Schließlich muss wirtschaftlich gearbeitet werden.“ Aber dass nun gar keine Zeit mehr für ein Gespräch bleibt, das gibt es wohl nicht. Es gebe ja Menschen, die ganz alleine leben und die Pflegekräfte der Sozialstation sind dann der einzige Kontakt zur Außenwelt. „Ein bisserl Zeit muss übrig sein, das sind wir schon aus unserer christlichen Grundhaltung heraus dem Nächsten gegenüber schuldig.“ Gefordert ist Barbara Janisch auch, wenn sich der Medizinische Dienst bei den Pflegebedürftigen zur Begutachtung einfindet. Auch da sind Angehörige oft überfordert. Deshalb ist sie dabei. „Kosten berechnen wir dafür nicht. Selbstverständlich ist das nicht. Wir füllen auch die Anträge aus und helfen, mit der unumgänglichen Bürokratie fertig zu werden.“

    Anstrengend ist ihre Arbeit schon. Schließlich soll sie jedem gerecht werden. „Ich bin gerne in diesem Beruf, denn auf meine Teams in Vöhringen und Illertissen kann ich mich verlassen. Das motiviert dann immer wieder aufs Neue.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden