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Serie: Backgeschichten: Vogtmühlen: Darum war schon im Sommer Weihnachten im Mehlregal

Serie: Backgeschichten

Vogtmühlen: Darum war schon im Sommer Weihnachten im Mehlregal

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    Die Weihnachtspackungen standen schon im Sommer in den Regalen.
    Die Weihnachtspackungen standen schon im Sommer in den Regalen.

    Die Pyramide im Mühlenladen sieht richtig weihnachtlich aus: Fein säuberlich gestapelt stehen Mehlpackungen in festlichem Design übereinander und machen richtig Lust auf die Adventsbäckerei. Sehr passend für diese Jahreszeit. Die Produkte der Vogtmühlen standen dieses Jahr freilich schon im Sommer in diesem festlichen Gewand in den Supermarktregalen. Das war allerdings kein Versehen und auch kein Marketinggag im Jubiläumsjahr der Vogtmühlen, die dieses Jahr 325. Geburtstag feierten – sondern eine der Kuriositäten, die dieses Corona-Jahr verursachte.

    Was es mit dem Weihnachtsmehl der Vogtmühlen in Illertissen auf sich hatte

    Junior-Chefin Isabel Vogt verrät, was es mit dem Frühstart für die Weihnachtstüten auf sich hatte: Lieferengpässe sorgten dafür, dass die Vogtmühle in Sachen Verpackung kreativ werden musste. „Aufgrund dessen haben wir uns kurzerhand entschieden, den Engpass mit unseren Weihnachtspackungen zu ersetzten. Für uns stand die Versorgung der Kunden an allererster Stelle und weniger das Design.“ Die Nachfrage nach Mehl war in diesen Wochen groß: In vielen Supermärkten war das Grundnahrungsmittel ausverkauft oder nur in begrenzter Stückzahl zu haben.

    Isabel Vogt: „Wir hatten sogar Anrufe bis aus dem Norden Deutschlands von Leuten, die Mehl kaufen wollten. Einige sagten sogar, sie würden jeden Preis bezahlen.“ Kurzerhand nutzte das Unternehmen die bereits bereitliegenden Weihnachtstüten zum Abfüllen, um die Nachfrage bedienen zu können. „Teilweise standen die Weihnachtstüten schon an Ostern in den Läden.“ Die Vogtmühlen hatten sogar ein Notfall-Telefon eingerichtet, das gut angekommen sei. „Die Kunden haben bis zu einer halben Tonne Mehl bei uns abgeholt. Das war eine sehr spannende Zeit.“

    Die nächste Generation im Traditionsunternehmen: Die Familie von Albert Vogt betreibt seit 325 Jahren die Vogtmühlen. Die Nachfrage nach den Produkten des Illertisser Unternehmens war dieses Jahr besonders groß.
    Die nächste Generation im Traditionsunternehmen: Die Familie von Albert Vogt betreibt seit 325 Jahren die Vogtmühlen. Die Nachfrage nach den Produkten des Illertisser Unternehmens war dieses Jahr besonders groß. Foto: Rebekka Jakob

    Die Vogtmühlen beliefern hauptsächlich Bäckereien im Süden Deutschlands

    Die Kunden der Vogtmühle sind hauptsächlich Handwerks-Bäckereien im Süden Deutschlands. Genauso wie die Lieferanten, Landwirte aus der Umgebung, die hier Getreide anbauen. Ein Teil der Produkte der Vogtmühlen geht übrigens wieder zurück an die Landwirtschaft: Was bei der Mehlproduktion zurückbleibt, ist hervorragendes Kraftfutter für die Tiere, das maßgeschneidert für die Bedürfnisse der Landwirte zusammengestellt werde.

    Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Dietenheim: 1588 übte Hans Vogt das Müllerhandwerk dort aus. 1695 gründete Christoph Vogt die Vogtmühlen. Seit 1909 ist der Firmensitz in Illertissen. Heute führt Firmenchef Albert Vogt das Unternehmen mit seiner Ehefrau Christina weiter. Sohn Albert und Tochter Isabel sind mit Leib und Seele mit im Einsatz.

    Was die Vogtmühlen im kommenden Jahr planen

    Im kommenden Jahr werden – diesmal ganz regulär geplant – erneut andere Verpackungen in den Regalen stehen. Isabel Vogt hat das neue Design gestaltet – für jede Sorte gibt es eine andere Farbe. Ihr liegt auch der Ausbau des Mühlenladens sehr am Herzen – auch hier machen sich die Erfahrungen aus dem Corona-Jahr bemerkbar. „Viele haben das Backen dieses Jahr für sich wieder oder neu entdeckt“, hat sie festgestellt. Back-Blogger waren schon für Dreharbeiten bei den Vogtmühlen. Das Sortiment im Mühlenladen für Hobbybäcker soll deshalb erweitert werden.

    Isabel Vogt macht dabei aber deutlich: „Wir wollen den Bäckern das Geschäft nicht wegnehmen.“ Die Handwerksbetriebe in Schwaben, dem Allgäu und Altbayern sind dem Unternehmen wichtig. „Wir haben sehr viele langjährige Kunden, die teilweise schon seit Generationen bei uns das Mehl beziehen“, sagt Christina Vogt. „Teilweise kommen sie von weit her, um hier bei uns Mehl zu kaufen.“

    Das neue Design für das neue Jahr: Jede Mehlsorte der Vogtmühlen bekommt eine eigene Farbe.
    Das neue Design für das neue Jahr: Jede Mehlsorte der Vogtmühlen bekommt eine eigene Farbe. Foto: Rebekka Jakob

    Auswirkungen von Corona: Das Brot gewinnt an Bedeutung

    Deswegen freuen sich die Vogts auch über eine weitere Auswirkung dieses Jahres: Das tägliche Brot hat wieder massiv an Bedeutung gewonnen. Isabel Vogt sieht darin eine Chance für die Handwerksbetriebe, die in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Nachwuchsmangel zu kämpfen hatten. „Man merkt in der Krise, welche Berufe Bestand haben. Vielleicht merken das jetzt auch viele junge Leute und entscheiden sich bewusst dafür, im Bäckerhandwerk ihre Zukunft zu sehen. Als Bäcker üben sie schließlich einen zukunftssicheren Beruf aus, denn: Gegessen wird immer.“ Ihre Zukunft bei den Vogtmühlen sehen auch die eigenen Azubis. Insgesamt arbeiten 35 Menschen für das Illertisser Unternehmen.

    Angesichts der von vielen wiederentdeckten Liebe zum Backen macht man sich auch nach 325 Jahren Firmengeschichte bei den Vogtmühlen keine Sorgen um die Zukunft – Mehl als Grundnahrungsmittel ist und bleibt für die Vogts ein unentbehrliches Produkt. Und das Schöne am Backen – egal ob privat daheim oder als Profi – sei ja auch das sofortige Ergebnis: „Man sieht gleich greifbare Ergebnisse“, findet Isabel Vogt.

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