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Prozess: Heavy-Metal-Fan tritt Rechtsradikalen ins Gesicht

Prozess

Heavy-Metal-Fan tritt Rechtsradikalen ins Gesicht

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    Heavy-Metal-Fan tritt Rechtsradikalen ins Gesicht
    Heavy-Metal-Fan tritt Rechtsradikalen ins Gesicht

    Biberachzell Ein Tritt ins Gesicht und seine Folgen haben einen jungen Mann aus dem Kreis Neu-Ulm vors Schöffengericht gebracht. Der Heavy-Metal-Fan soll im Juni vergangenen Jahres bei einem Konzert in

    Es regnete, spät nachts waren nur noch wenig Gäste auf dem abgezäunten Gelände unterwegs, doch zwei Gruppen stachen deutlich aus der Menge heraus: Hier mehrere Fans von Heavy-Metal-Musik mit langen Haaren, dort vier Männer mit kahl rasierten Köpfen. So schilderte der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes vor Gericht die Situation in der Nacht des Konzerts Anfang Juni im Weißenhorner Ortsteil Biberachzell. Bei den Glatzenträgern handelte es sich nach Aussagen des Zeugen um Anhänger der politisch rechten Szene: „Das erkennt man.“ Zwischen beiden Gruppen habe es von Anfang an geknirscht. „Sie hätten sich aus dem Weg gehen können. Das taten sie aber nicht.“ Es hätte Beleidigungen gegeben, dann wurden die Gäste handgreiflich. Ein Mann mit Glatze und zwei Metal-Fans seien von Sicherheitsleuten vom Gelände gebracht worden. Kurz darauf meldete sich ein Mann mit rasiertem Kopf blutüberströmt am Eingang. „Er sah schlimm aus“, sagte der Sicherheitsmann.

    Der 22-jährige Geschädigte betrat den Gerichtssaal mit kahl rasiertem Kopf und Bomberjacke. Er schilderte sein Martyrium nach dem mutmaßlichen Angriff: Die Lippen aufgeplatzt, ein Zahn ausgeschlagen, ein weiterer abgebrochen.

    Politische Diskussion als Auslöser für Auseinandersetzung

    Schadensersatz habe er bislang nicht gefordert: „Ich hab davon keine Ahnung.“ Auslöser für den Streit mit dem Angeklagten sei eine politische Diskussion gewesen. Auf Nachfrage beschrieb der Geschädigte seine Haltung als „national eingestellt“. Dies zeige er gewöhnlich durch seine Kleidung: „Man sieht das.“

    Der Angeklagte, ein Heavy-Metal-Fan und zudem Jugendausbilder bei einer Feuerwehr, räumte den Angriff ein: „Ich war total geladen und bin einfach ausgerastet. Es tut mir leid.“ Er habe von einer Schlägerei vor dem Konzertgelände gehört und sei zum Eingang geeilt. Dort habe er den Geschädigten am Boden liegen sehen und mit seinem Feuerwehrstiefel zugetreten.

    Staatsanwalt Matthias Rinecker forderte für diese „extreme Tat“ eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Verteidiger Ulrich Gebhard sah einen minder schweren Fall: „Neonazis ziehen von Fest zu Fest, um zu provozieren.“ Dagegen habe sich sein Mandant gewehrt – wenn auch mit unerlaubten Mitteln. Das Schöffengericht wählte ein Mittelmaß von neun Monaten. Richterin Buck redete dem Angeklagten ins Gewissen: „Wie auch immer die politische Gesinnung des Gegenüber ist, sie rechtfertigt eine solche Tat nicht.“

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