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Porträt: Rocken mit deutscher Disziplin

Porträt

Rocken mit deutscher Disziplin

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    Ein Energiebündel: Fabio Diso aus Illertissen spielt eine der Hauptrollen im Queen-Musical „We Will Rock You“ in München.
    Ein Energiebündel: Fabio Diso aus Illertissen spielt eine der Hauptrollen im Queen-Musical „We Will Rock You“ in München.

    Es dauert nicht lange, da ist Fabio Diso wieder ganz er selbst. Hat er zunächst in geschliffenem Hochdeutsch gesprochen, geht der innere Schwabe mit ihm durch. Seine Heimat Illertissen kann er einfach nicht leugnen – und er will es auch nicht. Zumindest nicht für den Moment. Wenn er auf die Bühne geht, darf seinen Worten kein Hauch von Illertal anhaften. „In Hamburg haben sie mir erst mal den Kopf gewaschen, weil ich da so breit gesprochen habe“, sagt er und lacht sein Bubenlachen. Dort an der Waterkant sitzt die „Joop van den Ende Academy“, an der

    Eine harte Schule: Dort bewerben sich jährlich rund 700 hoffnungsvolle Nachwuchsdarsteller, von denen aber nur ein Dutzend genommen wird. „Und am Ende waren davon nur noch sechs übrig“, erzählt Fabio. Doch die haben dafür auch das Zeug, gleich ordentlich durchzustarten. Der junge Illertisser etwa trat zuletzt im Abba-Musical „Mamma Mia“ in Stuttgart auf und jetzt steht er hier in einer Probenhalle in München-Pasing und bereitet sich auf seine erste Hauptrolle in einer Langzeitproduktion vor: Er spielt ab September am Deutschen Theater in München ein Vierteljahr lang in „We Will Rock You“, dem versponnenen Rock-Musical mit den Songs der Band Queen. Fabio Diso schlüpft dabei in die Rolle des Galileo, der zum Rocken berufen ist und dadurch zum Rebell wird. Das Stück ist in einer finsteren fernen Zukunft angesiedelt, in der es keine vernünftige Musik mehr gibt. Die wird erst am Ende wieder entdeckt – unter anderem eben durch Galileo.

    Dabei ist natürlich das gesamte Musical mit erstklassigen Songs aus zweieinhalb Jahrzehnten Queen-Geschichte gespickt. Eine ziemliche Herausforderung für einen Sänger, denn der legendäre Freddie Mercury war ein Goldkehlchen vor dem Herrn. Ganz am Schuss nach einer langen Show muss Galileo nicht nur den größten Opern-Rocksong der Musikgeschichte singen – „Bohemian Rhapsody“ – sondern auch die Hymnen „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“. Das sei schon „superanstrengend“, weiß Fabio Diso, aber er nimmt die Herausforderung sportlich und sagt schelmisch: „Ich bin der Sohn einer Spanierin und eines Italieners – und die stehen doch morgens mit einem hohen ,C’ auf.“ Vom Vater hat er offensichtlich das Gesangstalent geerbt, denn der spielte in einer Band. Die Hits von Queen, die „liefen bei ihm rauf und runter“, deshalb war ihm diese Musik quasi in die Wiege gelegt worden.

    Doch der Gesang ist das Eine, die Posen sind das Andere. „Ich wollte auch wissen, wie die damals abgegangen sind, wie das ausgesehen hat.“ Deshalb schaute er sich diverse YouTube-Filmchen an, um rauszubekommen, wie sich die „alten Rocker“ auf der Bühne bewegten. Und natürlich guckte er sich auch den Urvater aller Rock-Poser an, Elvis Presley. So sehr hat er sich seit Anfang des Monats, als die Proben für ihn begannen, in die Rolle hineinvertieft, dass es ihm im Supermarkt schon mal durch den Kopf schießt: „Jetzt müsstest du die Faust in die Luft strecken und ,Hey!’ schreien.“

    Fabio Diso muss sich besonders viel merken, denn er spielt im Stück vier verschiedene Rollen – allerdings nicht an einem Abend. Er ist die Zweitbesetzung des Galileo, muss zweimal pro Woche in diese Rolle schlüpfen. An den anderen Tagen spielt er kleinere Rollen. Er tut das mit dem Segen von „ganz oben“, denn die beiden verbliebenen aktiven Queen-Mitglieder Brian May und Roger Taylor lassen sich die Aufzeichnungen von den Castings schicken und entscheiden in letzter Instanz über Band und Darsteller, egal, wo das Stück aufgeführt wird.

    Damit ist der junge Mann, der einst bei der Illertisser Schwabenbühne als Darsteller angefangen hat, bereits weit gekommen. Für die Zeit nach seinem „We Will Rock You“-Engagement, das ihn noch nach Frankfurt und Wien führen wird, liegen ihm bereits zwei lukrative Angebote vor, über die er noch nicht sprechen kann. So, wie es aussieht, wird er diszipliniert seinen Weg gehen, denn Fabio Diso beschreibt sich mit einem Augenzwinkern so: „Ich esse italienisch, gehe spanisch aus und arbeite deutsch.“

    „We Will Rock You“ hatte 2002 in London Premiere, lief dort zwölf Jahre lang im selben Theater. Es gab bereits verschiedene deutsche Versionen. Die jüngste ist nun vom 9. September bis zum 13. Dezember am Deutschen Theater in München zu sehen.

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