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Polizei: Häftling gefasst: Fürs Hotelzimmer verhökerte er die Handschellen

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Häftling gefasst: Fürs Hotelzimmer verhökerte er die Handschellen

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    Die Flucht von Eugen K., der türmte, als seine Bewacher den Wagen ausparkten, endete gestern in Ulm. Er hatte Drogen und eine gefährliche Waffe bei sich
    Die Flucht von Eugen K., der türmte, als seine Bewacher den Wagen ausparkten, endete gestern in Ulm. Er hatte Drogen und eine gefährliche Waffe bei sich Foto: Symbolbild Marius Becker

    Er versteckte sich in einem Ulmer Hotelzimmer, das er offenbar mit dem Verkauf der Handschellen finanzierte, mit denen er bei seiner Flucht gefesselt war. Der Erlös hatte offenbar auch noch für einen kleinen Drogenvorrat und einen gefährlichen Schlagring gereicht. Doch als ein Großaufgebot der Polizei vor der Tür stand, ließ sich Eugen K. am Donnerstagvormittag widerstandslos festnehmen. Die kuriose Flucht des mehrfach vorbestraften Neu-Ulmers hatte damit fast genau zwei Tage gedauert.

    Am Dienstag musste sich der 27-jährige vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht verantworten, weil er in die Volksbank-Filiale in Offenhausen eingedrungen war und versucht hatte, den Geldautomaten zu knacken – erfolglos. Weil K. aber wegen Drogendelikten demnächst ohnehin eine mehrjährige Haftstrafe droht, wurde das Verfahren eingestellt. Als der Untersuchungshäftling dann zurück in die Memminger Justizvollzugsanstalt gebracht werden sollte, ergriff er die Flucht. Er rannte einfach davon, als seine beiden Bewacher gerade den Gefangenentransporter aus einer engen Parklücke im Innenhof des Amtsgerichts in der Schützenstraße bugsierten. Zu Fuß hängte er eine Polizeibeamtin locker ab, die Verfolgung mit dem Wagen scheiterte, weil sich die Schranke des Parkplatzes im Innenhof des Amtsgerichts nicht öffnete.

    Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung ein und bat auch die Öffentlichkeit um Hinweise. Zudem suchten die Ermittler an den bekannten Treffpunkten der Rauschgiftszene nach Spuren des Mannes, der zunächst wie vom Erdboden verschluckt schien. So ergaben sich dann laut Polizei gewisse Hinweise auf den Aufenthaltsort des Flüchtigen, der es geschafft hatte, nach Ulm zu gelangen, obwohl gerade die Brücken während der Fahndung überwacht wurden. So endete die Flucht des drogenabhängigen Mannes in einem Hotelzimmer in der

    Bei der Festnahme ging die Ulmer Polizei kein Risiko ein und setzte zahlreiche schwer bewaffnete Beamte ein. Eugen K. musste einsehen, dass sein Ausflug in die Freiheit zu Ende war und leistete keinen Widerstand. Die anfängliche Einschätzung der Polizei, dass von dem Ausreißer keine Gefahr ausgehe, könnte trotzdem falsch gewesen sein: Im Hotelzimmer fand sich neben einer kleinen Menge Drogen auch ein Schlagring. Der Besitz dieser gefährlichen Handwaffen ist in Deutschland verboten, weil sie den Gegner mit wenigen Schlägen schwer verletzten oder gar töten können.

    Sein Hotelzimmer, den Schlagring und die Drogen hat Eugen K. nach einer ersten Einschätzung der Polizei mit Einnahmen aus dem Verkauf der Handschellen bezahlt, mit denen er gefesselt war. Beim Öffnen der Fesseln habe der Häftling möglicherweise Helfer gehabt – nach diesen fahndet nun die Polizei. Personen, die den Ausreißer bei seiner Flucht unterstützt haben, könnte eine Anklage wegen Strafvereitelung drohen.

    Für den Untersuchungshäftling selbst dürfte die Flucht an sich zwar straffrei bleiben, doch die Liste der Anklagepunkte gegen ihn wird noch einmal länger. Dass er die Handschellen verkaufte, dürfte etwa als Unterschlagung und Hehlerei gewertet werden, der Besitz des Schlagrings ist ein gravierender Verstoß gegen das Waffengesetz. Und auch in Sachen Drogen hat Eugen K. während seines kurzen Aufenthalts in Freiheit wohl eine neue Straftat begangen. So muss er womöglich mit einer deutlich höheren Strafe rechnen als die drei bis vier Jahre Haft, die ihm ohnehin schon blühen.

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