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Oberschönegg: Tipps vom Experten: So wird aus einem Forst ein "Zukunftswald"

Oberschönegg

Tipps vom Experten: So wird aus einem Forst ein "Zukunftswald"

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    Auf der Börfinker Ochsentour spazieren Besucher des Nationalparks durch Mischwald aus Fichten und alten Buchen.
    Auf der Börfinker Ochsentour spazieren Besucher des Nationalparks durch Mischwald aus Fichten und alten Buchen. Foto: Bernd F. Meier, dpa (Symbolbild)

    Weitsicht und überlegtes Handeln zeichnen eine erfolgreiche Waldbewirtschaftung aus - und das über mindestens 20 Jahre hinweg. Diese Erkenntnis vermittelte Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Krumbach, bei einem gemeinsam mit der Forstbetriebsgemeinschaft Memmingen organisierten Gang durch den Oberschönegger Wald. Einen Forst auf einer großen Fläche zu gestalten und weiterzuentwickeln, sei eine Mammutaufgabe, die noch viele Generationen von Waldbesitzern und Forstleute beschäftigen wird, sagte er.

    Im Rahmen der Initiative "Zukunftswald Bayern" führte Nützel Waldbesitzer zu Musterflächen, auf denen bereits erste Schritte für die Pflanzung eines Mischwalds getan worden sind. Dies sei auch ohne fortschreitenden Klimawandel ein Thema, so der Forstfachmann. Denn Bereiche, in denen nur Fichten wachsen, seien bei Stürmen schon immer ein Risiko gewesen. Speziell im Revier um Oberschönegg sind mittlerweile insgesamt 20 Musterflächen angelegt, auf denen zum vorhandenen Fichtenbestand konventionelle Baumarten wie Buchen, Eichen, Tannen, Ahorn und Lärchen in den Boden kamen. „Ziel ist es, in irgendeiner Weise zum Entstehen eines Mischwalds beizutragen“, sagte der Behördenleiter.

    Bei einer Exkursion im Oberschönegger Wald gab Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Krumbach, Waldbesitzern Ratschläge für eine erfolgreiche Waldbewirtschaftung.
    Bei einer Exkursion im Oberschönegger Wald gab Rainer Nützel, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Krumbach, Waldbesitzern Ratschläge für eine erfolgreiche Waldbewirtschaftung. Foto: Claudia Bader

    Bei der abendlichen Exkursion führte er zunächst zu einer Fläche, auf der vor 15 Jahren unter großen Fichten auch Tannen eingesetzt worden sind. „Die wachsen super“, davon konnten sich die Waldbesitzer vor Ort überzeugen. Im Gegensatz zur Fichte halte dieser Nadelbaum Schatten unglaublich gut aus. „Tannen wachsen zuerst in die Breite und schaffen sich eine Oberfläche wie ein flacher Teller. Erst wenn sie genug Licht getankt haben, sprießen sie nach oben“, erklärte Nützel. Den Forstleuten riet er deshalb, Tannenbäume entweder 20 Jahre vor Fichten zu pflanzen oder sie auch in einen alten Fichtenbestand zu setzen. Dabei sollte man gleich vorausschauend Platz für spätere Rückegassen einplanen.

    Wald bei Oberschönegg: Die Natur soll sich verjüngen

    In einem anderen Waldbereich bei Oberschönegg wurden im Jahr 2008 Tannen in ein sogenanntes „Käferloch“ gepflanzt. Das habe in dieser nassen Senke aber leider nicht funktioniert, bedauerte Nützel. Deshalb wurden dazwischen Schwarzerlen gesetzt. Da diese Baumart über ihre Wurzeln Wasser pumpe, sei der Boden trockener geworden, sodass die Tannen doch noch einigermaßen gedeihen konnten. Als weitere Chance, in einen Fichtenbestand neue Baumarten zu bringen, nannte er die Naturverjüngung. „Wenn in einem Altbestand zum Beispiel auch Tannen stehen, wird sich der Samenflug von selbst einstellen“, sagte der Fachmann.

    Auf einer weiteren Musterfläche angekommen, wies er seine Begleiter auf zahlreich heranwachsende Buchen hin. Da die in der Nähe stehenden hohen Buchen im Herbst 1996 ungewöhnlich viele Samen gestreut hatten, entwickelten sich im Frühjahr 1997 daraus etliche Jungpflänzlein, die im Laufe der Jahre in die Höhe schossen. „Diese Bäume wachsen zwar quer durcheinander, haben aber nichts gekostet“, sagte Nützel.

    „Für eine erfolgreiche Waldbewirtschaftung darf Zeit kein Faktor sein“, resümierte der Leiter des AELF. Die Zukunftsstrategie sei es, ein mehrstufiges Waldgefüge aufzubauen, das sich aus verschiedenen, unterschiedlich alten und an den Standort angepassten Laub- und Nadelbaumarten zusammensetze. Dies geschehe durch Pflanzung, natürliche Verjüngung durch den Samenfall und Saat. „Ein ökologisch wertvoller, multifunktionaler Mischwald ist in der Lage, klimatische Veränderungen besser abzufangen, fasste Nützel zusammen.

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