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Tag des Baumes: Kreis Neu-Ulm spendiert Weißenhorner Birne und Winterlinde
![Kinder der dritten Klasse der Grundschule Roggenburg packten bei der Pflanzaktion an der "Roggenburger Allee" mit an. Kinder der dritten Klasse der Grundschule Roggenburg packten bei der Pflanzaktion an der "Roggenburger Allee" mit an.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Zum "Tag des Baumes" im Kreis Neu-Ulm werden in Oberreichenbach und in Roggenburg neue Bäume gepflanzt. Eine regionale Obstsorte erfährt eine Würdigung.
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Passend zur Jahreszeit haben die "Dorfspatzen" auf eine besondere Pflanzaktion eingestimmt: "Der Herbst ist da" sangen die Mädchen und Buben aus dem Kindergarten in Biberachzell am Donnerstagmorgen im Garten des Vereins für Gartenbau und Landespflege Weißenhorn in Oberreichenbach. Neben einigen weiteren Gästen ist auch der stellvertretende Landrat Franz-Clemens Brechtel zu dieser kleinen Feier "für eine Wiedergeburt" gekommen, wie er sagte.
125 Jahre alt wird der Gartenbauverein in diesem Jahr. Wegen Corona seien zu diesem Jubiläum nicht viele Aktionen möglich gewesen, berichtete der Vorsitzende Karl Ott. Doch nun gab es wieder eine Möglichkeit, sich im Freien mit mehreren Menschen zu treffen: Seit Donnerstag steht ein neues Bäumchen im Vereinsgarten an der Schluchtstraße. Und es ist eine Sorte, die kaum mehr zu finden ist: eine Weißenhorner Birne. Seit vielen Jahren richtet der Landkreis Neu-Ulm den "Tag des Baumes" aus und hat dabei bereits 218 Exemplare gespendet, um die Bedeutung der Bäume in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen. Auch in Roggenburg wurde am Donnerstag ein neuer Baum gepflanzt.
Im Landkreis Neu-Ulm gibt es nur noch wenige Weißenhorner Birnbäume
Um die Weißenhorner Birne und andere alte, regionale Kernobstsorten vor dem Aussterben und vor dem Vergessenwerden zu bewahren, hat der Landkreis neben dem Kreismustergarten in Weißenhorn eine Fläche zur Erhaltung dieser Sorten geschaffen. Die robuste Weißenhorner Birne werde geschätzt als Hutzelbirne, also als Trockenobst, sagte der stellvertretende Landrat. Sie brauche keinen Pflanzenschutz. Paul Ziegler, der eine Baumschule in Weißenhorn betrieb, hatte sie Ende des 19. Jahrhunderts gezüchtet. Er war der Großvater des Gärtnermeisters Franz Schrodi. Die Weißenhorner Birne gilt heute als sehr gefährdet, im Kreis Neu-Ulm sind nur noch ein paar Bäume vorhanden.
![Mädchen und Buben vom Kindergarten BIberachzell begleiteten die Pflanzung der Weißenhorner Birne in Oberreichenbach. Mädchen und Buben vom Kindergarten BIberachzell begleiteten die Pflanzung der Weißenhorner Birne in Oberreichenbach.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Kreisfachberater Rudolf Siehler und Bernd Schweighofer haben sich zusammen mit Michael Angerer, dem Leiter des Fachbereichs „Naturschutz und Landschaftsplanung“, auf die Suche nach einer Weißenhorner Birne für die Pflanzaktion gemacht und sind bei einer regionalen Baumschule fündig geworden. Es gehe nun darum, eine Vermehrung der Sorte zu erreichen, sagte Brechtel. "Das ist die Wiedergeburt einer ehemals stolzen Sorte in diesem Landkreis." Neben dem Erhalt der alten Obstsorten verfolgt der Landkreis auch das Ziel, mehr für den Klimaschutz zu tun. Der stellvertretende Landrat verwies in dem Zusammenhang auf das Vorhaben, bis 2030 insgesamt 100.000 neue Bäume zu pflanzen, um große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid zu binden.
"Prächtiges Gedeihen" wünschte Brechtel dem Gartenbauverein mit dem jungen Bäumchen. Auch Weißenhorns Bürgermeister Wolfgang Fendt gratulierte dem Verein zum Jubiläum und bedankte sich bei der Gelegenheit für dessen Tätigkeit: "Sie geben Ihr Wissen über die Natur auch an die junge Generation weiter. Nur das, was man kennt, das schützt man auch", sagte Fendt.
Die alte "Roggenburger Allee" weist Lücken auf
Gemeinsam mit den Kindergartenkindern griffen Ott, Fendt und Brechtel anschließend zum Spaten, um die Pflanzaktion abzuschließen. In Roggenburg waren es eine knappe Stunde später Drittklässler der örtlichen Grundschule, die mit anpackten. Dort spendierte der Landkreis eine neue Winterlinde, um eine Lücke in der alten "Roggenburger Allee" entlang des Alleewegs zu schließen. "Wie prächtig Bäume wachsen und welche riesigen Kronen sie entwickeln, zeigt diese historische Roggenburger Baumallee eindrucksvoll auf", sagte Brechtel. "Leider sterben altersbedingt viele der Alleebäume hier zunehmend ab." Deshalb werde nun gemeinsam eine neue Winterlinde gepflanzt - für zukünftige Generationen und als Beitrag zum Klimaschutz.
Winterlinden werden bis zu 30 Meter hoch und können im Idealfall ein Lebensalter von bis zu 1000 Jahren erreichen. Die beliebten Wald- und Stadtbäume sind in ganz Europa beheimatet und sehr anspruchslos. Ihre Blüte im Juli zeigt den Beginn des Hochsommers an, das weiche Lindenholz ist für die Bildhauerei und Schnitzerei weltweit beliebt. Wie die Schulkinder, die ein kleines Rahmenprogramm gestalteten, freute sich auch Bürgermeister Mathias Stölzle über die Neupflanzung, die sich ebenso gut entwickeln soll wie die anderen stolzen Bäume, die entlang der Allee noch stehen. In Eigenregie will die Gemeinde Roggenburg dort zwei weitere Linden als Ersatz für abgestorbene Bäume setzen.
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