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Neu-Ulm: Prozess: Weil er kein Geld bekam, rastete ein Vöhringer mehrmals aus

Neu-Ulm

Prozess: Weil er kein Geld bekam, rastete ein Vöhringer mehrmals aus

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    Ein Vöhringer rastete im Arbeitsamt in Illertissen mehrmals aus - und stand deswegen vor Gericht.
    Ein Vöhringer rastete im Arbeitsamt in Illertissen mehrmals aus - und stand deswegen vor Gericht. Foto: dpa

    So einen Fall habe sie in 25 Dienstjahren nicht erlebt: Die Angestellte des Arbeitsamtes Illertissen, die im Amtsgericht Neu-Ulm als Zeugin auftritt, ist sichtlich erschüttert. Versuchte Nötigung, Beleidigung und Hausfriedensbruch: Die Anklageschrift gegen den 22-Jährigen aus Vöhringen ist lang.

    Aufmerksam, aber mit versteinerter Miene und gelegentlichem Schnauben hört der Mann mit afghanischen Wurzeln dem Dolmetscher zu, der die Anklageschrift für ihn übersetzt. Der 22-Jährige war wie in der Anklageschrift beschrieben im September 2019 mehrmals zum Arbeitsamt in Illertissen gekommen, um Arbeitslosengeld einzufordern. Nach Angaben eines Zeugen sei der Anspruch noch geprüft worden, weil der Mann seine Arbeit selbst gekündigt hatte, deswegen erhielt er vorerst kein Geld.

    Der Mann schrie eine Angestellte des Arbeitsamtes Illertissen an und beleidigte sie

    Beim zweiten Mal geriet der Vöhringer über das Ausbleiben des Geldes so in Rage, dass er auf den Tisch schlug, sich zu der Angestellten beugte und sie als „dumme Frau“ beschimpfte. Als die Zeugin davon erzählt, zittert ihre Stimme. „Seine Augen waren so voller Hass und Zorn, das habe ich noch nie gesehen“, sagt sie. Der Angeklagte habe sich nicht beruhigen lassen und gesagt, er werde nicht gehen, bevor er nicht sein Geld habe. Mitarbeiter riefen daraufhin die Polizei.

    Etwa zwei Wochen später hatte der 22-Jährige wieder einen Termin im Arbeitsamt in Illertissen, diesmal bei der Arbeitsvermittlung. Der Vöhringer forderte Geld und bekam es nicht. Die Situation eskalierte: Daraufhin schlug er erneut auf den Tisch und nach Angaben eines Zeugen auch sich selbst und wirkte zornig und verzweifelt. Wieder riefen Angestellte die Polizei und der 22-Jährige bekam ein Hausverbot.

    Der Angeklagte zeigt sich am Amtsgericht Neu-Ulm wenig einsichtig

    Als der Zeuge die Situation beschreibt, schnaubt der Angeklagte abfällig und fragt laut: „Warum lügst du?“. Richterin Gabriele Buck weist ihn scharf zurecht.

    Der Vöhringer versuchte es ein weiteres Mal, diesmal beim Arbeitsamt in Neu-Ulm. Hier geriet er nicht nur mit einer Mitarbeiterin in Streit, sondern auch mit den hinzugerufenen Polizeibeamten. Beim Eintreffen sei er noch friedlich gewesen, beschreibt eine Zeugin von der Polizei. Beim Verlassen des Gebäudes habe er sich geweigert und über seine Schulter gerufen: „Ich töte diese Frau“, bezogen auf die Mitarbeiterin des Arbeitsamtes Neu-Ulm. Die zwei Beamten hinderten ihn daran, erneut ins Gebäude zu gehen, und fesselten ihn.

    Der 22-Jährige beschimpfte Polizisten und zeigte ihnen den Mittelfinger

    Da ließ sich der 22-Jährige zu Boden fallen und simulierte Schmerzen, wie ein Zeuge beschreibt. Währenddessen beschimpfte er die Polizisten. Der Angeklagte diskutiert während der Zeugenaussage wild gestikulierend mit dem Übersetzer und ruft: „Einer hatte sein Bein auf meinem Hals!“. Das konnte vom Gericht jedoch nicht abschließend geklärt werden. Ein Polizist sagt dazu: „Eine Bodycam wäre hier gut gewesen. Die Aggression ist schwer zu beschreiben.“

    Schlussendlich soll der Angeklagte beim Verlassen des Polizeidienstgebäudes zwei Beamten den Mittelfinger gezeigt haben. Zu den Vorwürfen sagt der 22-Jährige: „Was soll ich tun, wenn alle Zeugen lügen?“. Richterin Gabriele Buck verurteilt den Vöhringer zu acht Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 3000 Euro. Die Staatsanwältin Annika Weißhaupt hatte zehn Monate gefordert. Die Richterin sagt zu den Taten: „Man muss Menschen mit Respekt gegenübertreten und darf sie nicht einfach in Angst und Schrecken versetzen. Das ist nicht unser Umgang.“

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