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München: Bauernproteste: In fünf Stunden mit dem Traktor nach München

München

Bauernproteste: In fünf Stunden mit dem Traktor nach München

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    Die Landwirte wollen kein Sündenbock mehr sein.
    Die Landwirte wollen kein Sündenbock mehr sein. Foto: Peter Kneffel/dpa

    Lange Traktorschlangen, wo sonst die Münchner durch ihre Stadt flanieren: Das ist ein seltenes Bild, das sich womöglich nicht so schnell wieder bietet. Am Dienstag machten sich Tausende Landwirte auf den Weg in die Landeshauptstadt, um für mehr Verständnis für ihre Branche einzutreten. Auch Bauern aus der Region sind mit dem Schlepper nach München gefahren.

    Eine zehn Kilometer lange Traktorschlange schiebt sich Richtung München

    Einer von ihnen ist Fabian Schlecker aus Weiler. Er hat sich zusammen mit seiner Freundin um halb sechs auf den Weg Richtung Landeshauptstadt gemacht. Ab Erkheim sind sie in einer Kolonne mit rund 120 Schleppern gefahren. An fünf Sammelstellen haben sich weitere Landwirte angeschlossen. „Am Ende war die Schlange rund 10 Kilometer lang“, berichtet Schlecker. Schon bei der rund fünf Stunden dauernden Fahrt hätten die Landwirte aus der Bevölkerung positives Feedback bekommen. „Viele Leute haben gewunken oder die Daumen nach oben gezeigt“, erzählt der 24-Jährige. „Wobei der ein oder andere verärgerte Autofahrer uns auch den Vogel gezeigt hat.“

    Warum die Landwirte auf die Straße gehen

    Für Schlecker gibt es eine ganze Liste an Gründen, um mit zu demonstrieren. Der 24-Jährige will eigentlich irgendwann den Hof seiner Eltern übernehmen. „Momentan ist die Lage aber so frustrierend, dass man schon ins Überlegen kommt“, sagt er. Wie viele seiner Kollegen fühlt er sich zu Unrecht für sämtliche Umweltprobleme verantwortlich gemacht. Die Bürokratie in der Landwirtschaft werde mehr – und nicht weniger, wie die Politiker eigentlich immer versprechen. Generell hat sich bei ihm das Gefühl breit gemacht, dass die

    Landwirt Leonhard Ade aus Finningen war ebenfalls in München dabei. Er ist um 6.30 Uhr mit einem Kollegen losgefahren, um um halb zehn am Sammelpunkt in Gilching zu sein. Von dort aus ging es im Korso und mit Polizeieskorte Richtung Odeonsplatz. „Wir waren ganz vorne in der Schlange und hatten auch Kontakt mit der Polizei“, berichtet Ade. Die Zusammenarbeit mit den Beamten beschreibt er als gut und angenehm. Doch in München war man wohl nicht auf so viele Demonstranten vorbereitet. Nicht alle sind mit ihrem Schlepper überhaupt bis zum

    Das Medienecho lässt zu wünschen übrig

    Auch wenn viel mehr Landwirte mitdemonstriert hatten, als erwartet: Ade zieht auch ein etwas ernüchterndes Fazit aus dem Tag. Enttäuscht sei er darüber, wie wenig über die Protestaktion in den Medien berichtet wurde. Als Beispiel nennt er einen großen privaten bayerischen Radiosender, den er auf der Rückfahrt gehört hatte. In den Nachrichten ging es zwar kurz um die Bauernproteste, doch die Aktion in München wurde nicht einmal erwähnt. Auch im Vorfeld sei zu wenig berichtet worden. Viele Münchner hätten nicht einmal gewusst, was da überhaupt in ihrer Stadt los ist, berichtet Ade.

    Und Schlecker sagt: „Ich bin mit dem Gedanken heim gefahren, ob das Ganze wohl schon gereicht hat.“ Sollte die Botschaft der Bauern bei den Politikern nicht angekommen sein, werde es wohl weitere Proteste geben. „Über die sozialen Medien sind wir gut vernetzt, die Bewegung wird auf alle Fälle weitergehen“, so der junge Landwirt.

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