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Mohrenhausen: Ein geschichtsträchtiger Hügel befindet sich nahe Mohrenhausen

Mohrenhausen

Ein geschichtsträchtiger Hügel befindet sich nahe Mohrenhausen

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    Über den Standort der Bruder-Konrad-Kapelle nahe Mohrenhausen lässt sich so manches Interessante berichten.
    Über den Standort der Bruder-Konrad-Kapelle nahe Mohrenhausen lässt sich so manches Interessante berichten. Foto: Ralph Manhalter

    Dass es den Kettershauser Ortsteil Mohrenhausen heute noch gibt, ist den Roggenburger Äbten zu verdanken. Oder wechseln wir besser die Perspektive: Die feinen Klosterherren drangsalierten einst die armen Untertanen im Günztal so sehr, dass diese mit Wegzug drohten. Die Mohrenhauser Bauern klagten vor dem Klerus, ihnen würde viel zu wenig Bau- und Brennholz zugeteilt. Entweder die Menge steige oder sie seien dazu gezwungen, wegzuziehen. Offenbar hatte die unverhohlene Drohung Erfolg – wer verliert schon gerne Steuerzahler? Die Roggenburger lenkten ein und fortan war zumindest die Zuteilung gesichert. Wie es dann weiterging.

    1935 erfolgte die Grundsteinlegung für die Kapelle

    In einer Urkunde des dortigen ehemaligen Reichsstifts ist vermerkt, dass im Jahr 1457 Burgstall und Dorf Mohrenhausen mit Gütern, Rechten und Leuten an das Kloster Roggenburg verkauft wurden. Zur Zeit des vormaligen Besitzers Veit II. von Rechberg war der frei stehende Hügel am Rande des Günztals bereits als

    Die Burg und die Erinnerung an eine ferne – vermeintliche – Ritterherrlichkeit waren längst schon verblasst, als der markante Hügel einer neuen Bestimmung zugeführt wurde. Eine Schlüsselrolle fiel Pfarrer Anton Schäffler zu, der von 1914 bis 1956 in Mohrenhausen wirkte. Der Geistliche erwies sich als großer Verehrer des Bruders Konrad von Parzham, jenes frommen Bauernbubs aus dem Niederbayerischen.

    Konrad, im Jahr 1818 als Johannes Birndorfer geboren, hatte auf sein väterliches Erbe verzichtet und war stattdessen in das St.-Anna-Kloster in Altötting eingetreten. Als Pförtner in dem für die Betreuung der Wallfahrer zuständigen Ordens soll er auch dank seiner Freigiebigkeit sehr beliebt unter den Pilgern gewesen sein. So erscheint es nur konsequent, dass Bruder Konrad in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts selig und bald darauf heilig gesprochen wurde.

    Diese Erhöhung zu den Altären nahm wiederum Pfarrer Schäffler zum Anlass, seinem Vorbild auch persönlich zu huldigen – mit einer Kapelle. 1935 erfolgte die Grundsteinlegung auf dem mit Gestrüpp überwucherten Hügel der einstigen Burg. Wie ein kleiner, informativer Kirchenführer besagt, fanden die Arbeiter auf dem Berg zwei alte rostige Schwerter und einige Dachziegel, vielleicht Relikte jener abgegangenen Befestigung des Hochmittelalters. Auf alle Fälle, so das Heftchen weiter, muss der Bau der Kapelle sehr mühsam gewesen sein. Keine Brücke führte über den tiefen Burggraben, das Baumaterial musste von der Kirche in Zaiertshofen per Pferdefuhrwerk und Schubkarre an die Baustelle gebracht werden. Dennoch konnte die kleine Kapelle bereits im Folgejahr eingeweiht werden, kurz darauf wurde der Kreuzweg vollendet.

    Feuer brach in der Bruder-Konrad-Kapelle aus

    Doch eines Abends im Juni 1980 brach im Innenraum ein Feuer aus. Neben dem Altarbild zerstörte der Brand auch die zahlreichen Votivtafeln, auf welchen Pilger ihre Dankbarkeit für erfolgte Hilfe plastisch äußerten. Natürlich musste dieses Kleinod ländlicher Frömmigkeit wieder aufgebaut werden. 1983 wurde die Bruder-Konrad-Kapelle schließlich zum zweiten Mal geweiht. Der Künstler Maximilian Schneider, der zu dieser Zeit in Kettershausen wohnte, schuf ein neues Altarbild, dass den Heiligen dabei zeigt, wie er an seiner Klosterpforte einer hungernden Familie ein Stück Brot schneidet. Ein schönerer Platz für diese rührige Darstellung, überhaupt für den Ort der Kapelle, könnte schwerlich gefunden werden.

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