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Memmingen/Unterallgäu: Schließen sich die Kliniken bald zusammen?

Memmingen/Unterallgäu

Schließen sich die Kliniken bald zusammen?

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    Das Memminger Klinikum wäre von einer Fusion betroffen.
    Das Memminger Klinikum wäre von einer Fusion betroffen. Foto: Verena Kaulfersch (Archivbild)

    Die seit Jahren diskutierte Kliniken-Fusion wird kommen, auch wenn es noch offene Fragen zu klären gibt: Dies ist zumindest die Einschätzung eines Kommunalpolitikers, der vor Kurzem in Schloss Lautrach an einer internen Sitzung teilgenommen hat. Dort trafen sich Vertreter des Landkreises und der Stadt sowie die Direktorien der Kreiskliniken Unterallgäu und des Klinikums Memmingen mit dem Krankenhaus-Experten Herwig Heide aus dem Gesundheitsministerium. Dieser habe über die „potenziellen Vorteile von Klinikfusionen“ referiert, heißt es danach in einer Presseerklärung.

    In den Verhandlungen über einen Zusammenschluss des Memminger Klinikums mit den Unterallgäuer Kreiskliniken gibt es schon seit Längerem keine Bewegung mehr. Der Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek (CSU) – ein erklärter Befürworter der Kliniken-Fusion – hatte deshalb Heide zu einem Treffen eingeladen. Dieser ist am Gesundheitsministerium für die Krankenhausversorgung zuständig. In einer Presseerklärung gingen Stadt und Landkreis nach dem Treffen darauf ein, wie sich der Experte in Schloss Lautrach geäußert hat.

    Demnach nannte er mehrere Vorteile einer Fusion zweier Klinik-Unternehmen: gemeinsame Personalpolitik, Wegfall eines von Einzelinteressen gesteuerten Wettbewerbs und die Möglichkeit, das Leistungsspektrum „zum Wohle der Bevölkerung“ abzustimmen. Zudem habe Heide viele Beispiele für Klinikfusionen aufgezählt. Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dass Stadt und Kreis einen Zusammenschluss der Krankenhäuser mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse neu bewerten wollen.

    „Es war gut, alle an einen Tisch zu holen“, sagte ein Sitzungsteilnehmer. „Ich denke, man wird sich jetzt in kürzeren Abständen zusammensetzen, um über strittige Themen zu sprechen.“ Die Einschätzung eines anderen Kommunalpolitikers lautete: „Beide Lager sind aufgeschlossen gegenüber einer Fusion. Die Leute aus dem Kreis würden es aber wohl schneller erledigen wollen als die Stadtratsmitglieder.“

    Der Weg hin zur Fusion ist holprig

    Aus Memmingen war auch zu hören, dass beim medizinischen Konzept noch Fragen zu klären seien. „An welchem Standort wird welche Abteilung angeboten?“, fragte ein Stadtrat. Und er ergänzte: „Die Fusion als Richtung bleibt. Aber der Weg dorthin ist noch ein wenig holprig.“ Mehrfach erwähnten Sitzungsteilnehmer, dass bei einem Kliniken-Zusammenschluss ein externer Berater mitwirken sollte. Zuletzt gab es aber auch hierbei unterschiedliche Meinungen, wer diesen Part übernehmen soll.

    Im Gespräch mit dem Radiosender rt1-Südschwaben bezeichnete der Vorsitzende der Memminger SPD/FDP Stadtratsfraktion, Matthias Ressler, die neuerlichen Gespräche über eine Fusion zwar als gut, auch er sieht aber noch viel Klärungsbedarf. Dass es schon sehr bald zu einer Fusion komme, könne er nach derzeitigem Stand nicht unterschreiben.

    Wirtschaftsminister und Kreisrat Franz Josef Pschierer äußerte sich in einem Gespräch mit unserer Zeitung vor wenigen Wochen ebenfalls wenig optimistisch. „Seit ich im Kreistag bin, drehen wir uns mit Memmingen im Kreis.“ Er machte deutlich, dass ihm an den Kreiskliniken, insbesondere dem Haus in Mindelheim, viel liegt. „Ich will’s nicht auf dem Altar einer Fusion opfern“, sagte er. Dieser werde er „nur zustimmen, wenn sie auf Augenhöhe passiert.“

    Er sprach damit ein großes Streitthema an, über das in Lautrach allerdings nicht gesprochen worden war: Sollen Stadt und Landkreis mit jeweils 50 Prozent an einer Kliniken-Gesellschaft beteiligt werden? Oder bekommt die Stadt mehr Prozente, weil sie das größere Haus hat?

    Schließen sich die Kliniken im Unterallgäu und in Memmingen bald zusammen? Mancher ist wenig optimistisch.
    Schließen sich die Kliniken im Unterallgäu und in Memmingen bald zusammen? Mancher ist wenig optimistisch. Foto: Sandra Baumberger (Archivbild)

    Landrat Hans-Joachim Weirather wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern, für wie wahrscheinlich er einen baldigen Zusammenschluss der drei Kliniken hält. „Nach meinen Bemühungen der letzten zehn Jahre und den damit verbundenen Höhen und Tiefen möchte ich den gegenwärtigen Sachstand nicht öffentlich bewerten.“

    Holetschek indes gab sich zuversichtlich: „Ich glaube, allen wurde klar, dass es hier um eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung geht“, sagte er. Ein wichtiger Punkt sei auch die Erkenntnis, dass es für Stadt und Kreis nur noch einen gemeinsamen Erfolg oder Misserfolg gibt, wenn es zu einer Fusion kommt. Er hatte im Frühjahr gefordert, dass noch vor der Sommerpause eine Entscheidung fällt. Im Hinblick auf die künftigen Gespräche sagte Holetschek nun: „Ich denke, es wird relativ schnell weitergehen.“

    Weil viele Kliniken jetzt schon rote Zahlen schreiben, wird immer öfter über eine Zusammenarbeit mit anderen Häusern diskutiert. Weirather und der frühere Memminger Oberbürgermeister Ivo Holzinger hatten deshalb einen Zusammenschluss der drei Kliniken bereits vor Jahren ins Gespräch gebracht. Nachdem die Verhandlungen ins Stocken geraten waren, hatte sie der jetzige Oberbürgermeister Manfred Schilder wieder aufgenommen, greifbare Ergebnisse gibt es jedoch nach wie vor nicht.

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    Wieder Gespräche zu Kliniken-Fusion
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