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Memmingen: Prozess nach Drogen-Fund in Untereichen: Käufer belastet Angeklagten

Memmingen

Prozess nach Drogen-Fund in Untereichen: Käufer belastet Angeklagten

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    Vier Aufzuchtstationen mit knapp 80 Marihuanapflanzen haben Ermittler im April 2019 auf einem Anwesen in Untereichen bei Altenstadt entdeckt.
    Vier Aufzuchtstationen mit knapp 80 Marihuanapflanzen haben Ermittler im April 2019 auf einem Anwesen in Untereichen bei Altenstadt entdeckt. Foto: Polizei Neu-Ulm

    Ist er ein Drogenhändler mit einer Vorliebe für Waffen? Oder ein hilfsbereiter Mechaniker, der nur für den Eigenbedarf Marihuana züchtet? Von unterschiedlichen Erfahrungen mit einem 40-Jährigen, auf dessen Anwesen in Untereichen im April vier Marihuanaplantagen entdeckt wurden, haben Zeugen am Donnerstag am Landgericht Memmingen berichtet. Zehn Personen sagten am zweiten Prozesstag aus. Dem 40-Jährigen wird bewaffneter Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen.

    Die umfangreiche Razzia mit einem Großaufgebot an Polizisten und einem eingesetzten Hubschrauber hatte in dem Ortsteil von Altenstadt Aufsehen erregt (lesen Sie dazu: Razzia: Drogenfund in Untereichen bestätigt). Zumindest einen Hinweis darauf, dass der Züchter tatsächlich mit Drogen gehandelt haben könnte, gab ein 32-Jähriger aus Illertissen: Auf beharrliches Nachfragen des Vorsitzenden Richters Christian Liebhart räumte der Mann ein, mehrmals Marihuana bei dem Angeklagten gekauft zu haben. Er könne sich aber nicht mehr so genau erinnern, sagte der Zeuge. Anzeichen dafür, dass der Verkäufer die Drogen selbst anbaut, habe er keine gesehen. Die Ex-Freundin des Illertissers berichtete, dass sie den 32-Jährigen mehrfach zu dem Angeklagten gefahren habe. Der Zweck dieser Besuche war ihr jedoch unbekannt.

    Die Flucht hat dem Mann körperlich zugesetzt

    Eine andere Zeugin beschrieb den 40-Jährigen als netten und hilfsbereiten Mechaniker und Handwerker. Er habe zweimal ihr Auto repariert und bei mehreren Umzügen geholfen, berichtete die 53-Jährige, die nach eigenen Angaben ein freundschaftliches Verhältnis zum Angeklagten und zu dessen Partnerin pflegt. Hinweise darauf, dass der Mann Drogen nimmt oder selbst anbaut, hatte auch die 53-Jährige vor der Razzia nicht wahrgenommen. Ihrer Aussage nach suchte er Zuflucht bei ihr in Krumbach, nachdem er von der Durchsuchungsaktion erfahren hatte. Er sei körperlich in einer sehr schlechten Verfassung gewesen, erzählte die Frau: abgekämpft, übermüdet, ausgehungert. „Er sagte, er habe größten Mist gebaut.“ Konkreter sei er aber nicht geworden. Und auf ihre Nachfrage hin habe er eingeräumt, an dem Tag alle möglichen Drogen eingeworfen zu haben, berichtete die 53-Jährige.

    Rund zehn Tage nach der Razzia nahm die Polizei nach einem Hinweis seiner Lebensgefährtin den Flüchtigen in Krumbach fest. Er sitzt seither in Untersuchungshaft. Auf seinem Anwesen hatten die Ermittler auch eine Armbrust mit sechs Pfeilen und ein Luftgewehr gefunden. Erwerb und Besitz seien bei beiden Waffen legal, berichtete ein Polizeibeamter, der diese begutachtet hatte. Die Armbrust habe jedoch großes Gefahrenpotenzial. Für jede andere Waffe mit vergleichbarem Energiewert, ergänzte der Beamte, wäre eine Waffenbesitzkarte erforderlich.

    Am 10. Februar bringt ein Fachmann die Armbrust mit

    Offen blieb auch am zweiten Prozesstag, ob die Waffen griffbereit gelagert waren. Das Haus sei sehr vermüllt gewesen, berichteten mehrere Polizisten. Fotos von der Durchsuchung zeigen die Fundstücke mal auf dem Boden liegend, mal an die Wand gelehnt. Möglicherweise bildeten sie nicht den ursprünglichen Fundort ab.

    Der Angeklagte selbst äußerte sich am Donnerstag nicht. Er hatte zu Beginn der Verhandlung die Vorwürfe gegen sich bestritten und betont, das Marihuana zum Eigenbedarf angebaut zu haben. Seiner Darstellung nach rauchte er es als Mittel gegen Rückenschmerzen. Sein Vorstrafenregister weist schon mehrere Einträge auf, unter anderem wegen gefälschten Arztrezepten, unerlaubtem Entfernens vom Unfallort und zahlreichen Fahrten ohne gültigen Führerschein.

    Die Verhandlung wird am Montag, 10. Februar, am Landgericht Memmingen fortgesetzt. Zu dem Termin ist neben weiteren Zeugen ein Waffensachverständiger geladen, der die Armbrust mitbringt.

    Den Bericht über den Auftakt der Verhandlung lesen Sie hier: Drogen-Razzia in Untereichen: 40-Jähriger vor Gericht

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