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Memmingen: Er beschützte schon den Ministerpräsidenten: Memmingens neuer Polizeichef

Memmingen

Er beschützte schon den Ministerpräsidenten: Memmingens neuer Polizeichef

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    Memmingens neuer Polizeichef: Joachim Huber.
    Memmingens neuer Polizeichef: Joachim Huber. Foto: Thomas Schwarz

    Gut 1,90 Meter groß wirkt Joachim Huber, der neue Leiter der Polizeiinspektion (PI) Memmingen, schon optisch imposant. Er macht nicht nur einen sportlichen Eindruck – er ist es auch. „Ich spiele Eishockey, allerdings nur in einer Hobbymannschaft“, sagt er. In jungen Jahren sei er trainierter gewesen, da spielte er für Landsberg sogar als Stürmer in der Zweiten Bundesliga. Derzeit hat der 50-Jährige für Sport allerdings nicht ganz so viel Zeit. Denn seit Februar ist er als Nachfolger von Eberhard Bethke Chef der insgesamt 164 Memminger PI-Mitarbeiter, davon rund 60 am Allgäu-Airport in Memmingerberg.

    Eine Werbeaktion an seiner Schule in Landsberg weckte bei Huber im jugendlichen Alter die Neugierde auf den Polizistenberuf. Ganz fremd war ihm das Metier nicht – sein Vater war Justizbeamter. „Ich wollte schon immer gern in einem Team arbeiten und mit Menschen zu tun haben“, erinnert sich der heutige Polizeioberrat. Seine Ausbildung begann Huber 1986 klassisch bei der Bereitschaftspolizei in Dachau. Damals war er öfters am Rande von Fußballspielen im Einsatz und auch bei den Anti-Atomkraft-Demonstrationen in Wackersdorf. „Ich war schon erschrocken, was es dort für Gewalt gab.“

    Seit damals habe sich die Polizei gewandelt. „Es wird viel mehr der Dialog mit Demonstranten gesucht“, erzählt Huber. Der direkte Draht zu anderen Sicherheitseinrichtungen wie Rettungsdienst, Feuerwehr und Ordnungsamt ist ihm auch in Memmingen und im Unterallgäu wichtig – und zu den Bürgern. „Sie können sich in Memmingen grundsätzlich sicher fühlen“, ist er überzeugt, auch wenn es in der Maustadt immer wieder etwa Körperverletzungen und Probleme mit Drogen gibt.

    Mit Letzterem kennt sich Huber gut aus – beruflich natürlich. Denn nach seinem Wechsel 1990 zum Landeskriminalamt (LKA) nach München leitete er eine Zeit lang das Sachgebiet Rauschgift. Dort fahndete er unter anderem im Darknet, der illegalen Seite des Internets, nach Drogenhändlern und arbeitete mit der tschechischen Polizei zusammen, denn von dort kam ein Großteil des Stoffs. Einige Dealer konnten gefasst werden.

    Er fahndete unter anderem im Darknet

    Erfahrungen sammelte Huber auch als Dienstgruppenleiter in Landsberg, als Leiter der Verkehrsinspektion in Ingolstadt, beim Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster (mit Masterabschluss) sowie beim LKA im Bereich Zahlungsmittelfälschungen.

    Die längste Zeit arbeitete der Vater zweier Teenager beim LKA allerdings im Bereich Personenschutz, zuletzt sogar als Leiter der etwa 50 Beamten. Zu den zu beschützenden Personen gehörten nicht nur der Ministerpräsident und dessen Kabinett, sondern auch ausländische Staatsgäste, die sich in Bayern aufhielten. Dem in TV-Serien oft verbreiteten Bild des grimmig dreinblickenden, Sonnenbrillen tragenden Personenschützers mit dem eine Nummer zu großen Jackett (wegen der Dienstwaffe) widerspricht Huber. Auch wenn man als Personenschützer „immer gut und angepasst angezogen“ sei. Das könne je nach Anlass auch mal ein Smoking sein – oder Wandersachen.

    Sehr aufmerksam muss ein Personenschützer freilich sein und die Umgebung gut im Blick haben. Zwar spiele das Schießtraining eine große Rolle – seinerzeit war er mehrmals im Monat dort – es stehe aber nicht im Vordergrund. „Als Personenschützer bekommt man schnell einen Blick für die Situation und Menschen – damit es erst gar nicht brenzlig wird ...“

    Gerne erinnert sich Huber an die Zeit, als er mit Ministerpräsident Edmund Stoiber unterwegs war. Weil der CSU-Mann 2002 Kanzler werden wollte, mussten seine Personenschützer mit ihm durch ganz Deutschland reisen. „Da konnte es sein, dass wir morgens in Wolfratshausen gestartet sind, zum Flughafen München fuhren und von dort zum Beispiel zu Terminen an die Nordsee flogen – und am Abend wieder zurück.“ Das sei zwar stressig gewesen, aber auch interessant.

    Wie kam er nach Memmingen? „Die Leitungsstelle war ausgeschrieben und ich bekam den Zuschlag als leistungsstärkster Bewerber“, bringt es Huber auf den Punkt. Er habe von seinem pensionierten Vorgänger „eine gut funktionierende Polizeiinspektion übernommen“, lobt er Bethkes Arbeit. Das soll auch so bleiben. „Mir ist ein gutes Klima wichtig, nur dann können wir gute Arbeit im Team machen.“

    Und wie entspannt er nach der Arbeit? „Meine Familie ist mir sehr wichtig.“ Er jogge auch, fahre Rad und Motorrad, etwa in die Berge. Wenn er Zeit hat, liest der neue Polizeichef gerne Krimis – von Dan Brown bis zum Allgäuer Kommissar Kluftinger.

    Die Polizeiinspektion Memmingen:

    Mitarbeiter: Rund 160 Mitarbeiter gehören zur Inspektion, wovon etwa 60 am Allgäu-Airport eingesetzt sind.

    Einsätze: Rund 18 000 Einsätze absolvieren die Beamten pro Jahr, etwa 2500 davon waren im vergangenen Jahr Verkehrsunfälle mit insgesamt rund 400 Verletzten und sechs Toten. Rund 4200 Straftaten, davon etwa 600 Rauschgiftdelikte und etwa 1000 Betrugsfälle, wurden registriert; die Aufklärungsquote lag bei rund 70 Prozent. (arz)

    • Zuständigkeit: Das Gebiet erstreckt sich in etwa von Kettershausen im Norden bis Legau im Süden sowie von Buxheim über Memmingen bis Ottobeuren.
    • Mitarbeiter: Rund 160 Mitarbeiter gehören zur Inspektion, wovon etwa 60 am Allgäu-Airport eingesetzt sind.
    • Einsätze: Rund 18 000 Einsätze absolvieren die Beamten pro Jahr, etwa 2500 davon waren im vergangenen Jahr Verkehrsunfälle mit insgesamt rund 400 Verletzten und sechs Toten. Rund 4200 Straftaten, davon etwa 600 Rauschgiftdelikte und etwa 1000 Betrugsfälle, wurden registriert; die Aufklärungsquote lag bei rund 70 Prozent. (arz)
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