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Landkreis Neu-Ulm: Wie ergeht es den Musikvereinen in der Pandemie? Wir fragen nach

Landkreis Neu-Ulm

Wie ergeht es den Musikvereinen in der Pandemie? Wir fragen nach

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    Die Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt zählt zu den vielen Ensembles, die unter der Corona-Krise, samt Spielverbot, leiden.
    Die Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt zählt zu den vielen Ensembles, die unter der Corona-Krise, samt Spielverbot, leiden. Foto: Musikgesellschaft Illereichen Altenstadt

    Keine Proben, keine Konzerte, die Musik steht still: Die Corona-Regeln bremsen die Musikvereine der Region scheinbar vollkommen aus. Doch hakt man nach, bei den Vereinen im Bezirk 11 Illertissen, im Allgäu-Schwäbischen Musikbund, dann merkt man schnell: Sie bemühen sich auch in der Pandemie um Zusammenhalt, Zuversicht und ihre Musik.

    "A bissle was geht immer …", sagt Florian Zanker. Er ist der Vorsitzende des Musikvereins Kellmünz - und nicht jeder, der gerade eine Musikkapelle durch die Corona-Krise führen muss, klingt so zuversichtlich wie er. Zanker blickt nicht allein mit Frust auf das Vereinsleben in der

    Der Musikverein Kellmünz kämpft sich durch die Pandemie - und versucht alles, um nicht die Motivation zu verlieren.
    Der Musikverein Kellmünz kämpft sich durch die Pandemie - und versucht alles, um nicht die Motivation zu verlieren. Foto: Musikverein Kellmünz

    Der Musikverein Kellmünz hofft auf ein Wiedersehen mit dem Publikum

    Der Musikverein prägt die Marktgemeinde, seit seiner Gründung 1953 - selbst in der Krise: "Aktuell renovieren wir unseren Proberaum und helfen tatkräftig beim Bau der Turnhalle", erzählt Zanker. Außerdem sammeln die Musiker frische Ideen für die Organisation des Vereins und für die Jugendwerbung. Denn sobald möglich wollen sie alle wieder "richtig loslegen". Proberäume, mit genügend Platz für den Abstand, können die Kellmünzer nutzen, und Zanker plant erste Auftritte nach der großen Pause. Serenaden am See oder kleine Standkonzerte.

    "Hoffnung machen uns auf jeden Fall die Erfahrungen aus dem letzten Jahr, als es nach dem Lockdown wieder losging", sagt Zanker. Er erinnert sich an das "unglaublich tolle Gemeinschaftsgefühl" unter den Musikern. "Aber auch die Wertschätzung und Solidarität unseres Publikums war überwältigend." Nicht nur Musiker sehnen sich jetzt nach solchen Momenten. "Das wird alles wieder kommen, und wir müssen eigentlich nur dafür bereit sein!"

    Die Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt stemmt sich gegen die Krise

    Doch Michael Dolp, der Vorsitzende der Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt, stimmt skeptische Töne an: Er sieht, "dass viele Vereine, egal in welcher Freizeitart, zu kämpfen haben". Mitgliederschwund, Nachwuchssorgen - viele stehen vor einer Welle von Problemen. Und die Corona-Regeln werden manchmal zum Bremsklotz für die Motivation.

    Wie viel Vereinsleben trotz Pandemie möglich ist? Im Homeoffice-Homeschooling-Modus hätten nur wenige Lust, auch noch abends am Computer Vereinsfreunde zu treffen, berichtet Dolp. Da verfliegt die Stammtischlaune. Und dennoch, der Traditionsverein - gegründet 1853 - lässt sich nicht unterkriegen und sucht den Draht zur Dorfgemeinschaft. "Wir haben bis jetzt zweimal einen Sulzenverkauf durchgeführt", sagt Dolp. "Das kam super in der Gemeinde als auch bei Musikfreunden aus der Umgebung an." Eine Fortsetzung ist geplant, dafür wirbt der Verein auch auf Social-Media-Kanälen.

    Sonst stehe das Musikerleben fast still, sagt der Vereinsvorsitzende. Die Aussichten bleiben trüb: "Es wird keine aktuelle Saison geben. Das muss uns klar sein." Auch wenn im Juni wieder Proben erlaubt sein sollten, könnte kein Musikverein sofort wieder konzertreif spielen. Dolp fehlen da konkrete Perspektive, nicht nur für seine Musiker - sonst befürchtet er ein regelrechtes Kultursterben.

    Blasmusik in der Krise - Musikverein Osterberg hält die Motivation hoch

    Auch Armin Käufler blickt in die Zukunft - mit einem Wunsch wie ein Stoßgebet: "Hoffentlich hat das lange Warten bald ein Ende!", sagt der Vorsitzende des Musikvereins Osterberg. Seine Musiker suchen jetzt einmal in der Woche online den Kontakt zueinander. Denn für Käufler ist das Ziel in der Not klar: starker Zusammenhalt, auch in der Pandemie - nur so kann man sich immer wieder motivieren, mit seinem Instrument zu üben, allein im eigenen Kämmerlein. Denn möglichst bald soll sich wieder ein Alltag einpendeln für die rund 25 Musiker in

    "Unsere Musiker beteiligen sich sehr motiviert an unseren Aktionen. Das macht doch Mut und Hoffnung", sagt Käufler. Wie hartnäckig die Musiker am Ball bleiben, habe er gespürt, als sie gemeinsam ein Stück Unterhaltungsmusik aufgenommen haben - allerdings mit mehr als zwei Metern Abstand, jeder für sich und doch gemeinsam. Da spielten Musiker, von Schlagzeug bis Klarinette, ihre Einzelstimmen ein - und der Dirigent fügte die Tonschnipsel digital zusammen. Das soll die Musiker vorbereiten, für eine geplante CD-Produktion im Tonstudio. Apropos digital: Ein Faschingsvideo macht im Februar 2021 in Osterberg die Runde und gute Laune. Die Musiker schlüpften in Kostüme und boten Gaudi mit Musik.

    Blasmusik mit Abstand: So präsentierte sich der Musikverein Osterberg beim "Mittagstisch mit Blasmusik" im Oktober 2020.
    Blasmusik mit Abstand: So präsentierte sich der Musikverein Osterberg beim "Mittagstisch mit Blasmusik" im Oktober 2020. Foto: Musikverein Osterberg

    Auch die Osterberger Musiker packen im Heimatort mit an. Sie helfen, den Gemeindeplatz vor dem Rathaus zu erneuern. Dort spielen sie traditionell auch ein Open-Air-Sommerfest, im August jeden Jahres. Doch die Frage bleibt: Kann ein Verein schon Pläne für den

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