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Landkreis Neu-Ulm: Was Sie über den Landkreis Neu-Ulm bisher vermutlich nicht wussten

Landkreis Neu-Ulm

Was Sie über den Landkreis Neu-Ulm bisher vermutlich nicht wussten

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    Im Landkreis Neu-Ulm gibt es vieles zu entdecken. Wir nehmen Sie mit auf eine Tour zu den interessantesten Fakten.
    Im Landkreis Neu-Ulm gibt es vieles zu entdecken. Wir nehmen Sie mit auf eine Tour zu den interessantesten Fakten. Foto: Alexander Kaya (Archivfotos)

    Der Landkreis Neu-Ulm in seiner heutigen Form entstand im Zuge der bayerischen Gebietsreform am 1. Juli 1972. Damals wurden die ehemalige kreisfreie Stadt Neu-Ulm, der ehemalige Landkreis Neu-Ulm und der Großteil des ehemaligen Landkreises Illertissen zusammengefasst. Man könnte quasi 2022 von einer Goldenen Hochzeit sprechen. Doch wie gut kennen Sie ihre Heimat? Wissen Sie, wie alt der älteste Bewohner ist oder was die seltenste Pflanze ist? Die Antworten finden Sie hier.

    Historisches: Obwohl der Landkreis weltgeschichtlich sehr jung ist, ist auf seinem Gebiet viel passiert. Die früheste Besiedelung lässt sich anhand von bei archäologischen Ausgrabungen gefundenen Relikten bis in die Steinzeit zurückdatieren. Ganz im Süden, in Kellmünz, befinden sich die Überreste eines Römerlagers, welches im späten dritten Jahrhundert nach Christus erbaut wurde und das Römische Reich vor germanischen Überfällen schützen sollte. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zuerst zu Alemannien, dann zum Herzogtum Schwaben. 1803 wurde es während der napoleonischen Kriege ein Teil Bayerns.

    Geografisches: Zum größten Teil liegt der Landkreis im Alpenvorland östlich der Iller und südlich der Donau. Nur die Gemeinde Elchingen tanzt aus der Reihe, denn sie liegt am Rande der Schwäbischen Alb, nördlich des Flusses. Mit einer Gesamtfläche von rund 516 Quadratkilometern nimmt er etwa 0,73 Prozent der Gesamtfläche Bayerns ein. Zudem ist er doppelt so lang wie breit, denn die längste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 41 Kilometer, während sich die größte Distanz von der Ost- zur Westgrenze auf 20 Kilometer beläuft. Der höchste Punkt liegt bei Osterberg auf 612 Metern über Normalnull. Den tiefsten Punkt findet man im Donauholz auf einer Höhe von 452 Metern über Normalnull.

    Verwaltungsgliederung: Das Gebiet teilen sich nicht nur 17 Gemeinden, sondern auch vier gemeindefreie Gebiete. Davon liegen drei im Osten des Kreises an der Grenze zu den Landkreisen Günzburg und Unterallgäu: der Oberroggenburger Wald, der Stoffenrieder Forst und der Unterroggenburger Wald. Das vierte und kleinste gemeindefreie Gebiet, der Auwald, befindet sich entlang der Iller an der Grenze zu Baden-Württemberg. Die flächenmäßig kleinste Gemeinde ist Bellenberg mit 5,1 Quadratkilometern, nur ein klein wenig größer als der Auwald mit 4,9 Quadratkilometern.

    Die Gemeinde Osterberg hat im Kreis Neu-Ulm die wenigsten Einwohner.
    Die Gemeinde Osterberg hat im Kreis Neu-Ulm die wenigsten Einwohner. Foto: Regina Langhans (Archivfoto)

    Bevölkerung: Gemessen an den Einwohnern ist Neu-Ulm nach dem Landkreis Augsburg der zweitgrößte im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Die Stadt Augsburg ist zwar noch größer, zählt aber als kreisfreie Stadt nicht zu den Landkreisen. Die Stadt Neu-Ulm belegt von ihrer Einwohnerzahl her den dritten Platz in Schwaben, bayernweit rangiert sie an 15. Stelle. Zusätzlich ist sie die größte Kreisstadt im Freistaat und hat mehr Einwohner als einige kreisfreie Städte wie Memmingen oder Kaufbeuren. Dass Neu-Ulm die größte Gemeinde im Landkreis ist, weiß vermutlich jeder. Aber wussten Sie auch, dass Osterberg die wenigsten Bürger hat?

    Demografie: Neu-Ulm ist ein wachsender Landkreis. Das liegt allerdings nicht an einem Baby-Boom, sondern daran, dass mehr Menschen hierherziehen als weg. Die Zuwanderer kommen sowohl aus dem In- als auch dem Ausland. Die meisten Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind Türken, Rumänen und Italiener. Ohne diesen Zuzug würde die Bevölkerung schrumpfen und nicht wachsen, denn in den vergangenen zehn Jahren starben mehr Einwohner als auf die Welt kamen. Unter den Senioren scheint es einige zu geben, die diesem Trend entgegenwirken wollen und den Jüngeren mehr Zeit zum Kinderkriegen geben, indem sie älter als 100 Jahre werden. Die älteste Bewohnerin ist eine 104-jährige Frau aus Vöhringen.

    Politik: In der Lokalpolitik ist - wie sollte es in Bayern auch anders sein - die CSU tonangebend. Seit den ersten Bundestagswahlen im Jahr 1949 gewann immer ein Mitglied der Union das Direktmandat für den Bundestag, bis 1965 im Wahlkreis Dillingen, danach im Wahlkreis Neu-Ulm. Auch das Landratsamt leitete die meiste Zeit ein CSU-Mann. Die einzige Ausnahme gab es von 1964 bis 1973, als Max Rauth von der SPD zum Landrat gewählt wurde.

    Verkehr und Mobilität: Trotz einem gesteigerten Bewusstsein hinsichtlich des Klimawandels ist die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich gestiegen. Aktuell sind etwa 136.000 Fahrzeuge zugelassen, davon mehr als 100.000 Autos. Damit hat im Durchschnitt mindestens jeder zweite Landkreisbewohner ein Auto. Der Verkehr auf den Straßen ist nicht ungefährlich. Im Jahr 2018 kam es zu 1040 Verkehrsunfällen mit 1143 Verunglückten, von denen sechs Menschen starben und 1137 verletzt wurden. Wer stattdessen auf die Bahn umsteigen will, dem stehen ein Knotenbahnhof und insgesamt 16 Haltestellen zur Verfügung. Drei der Haltestellen liegen nördlich der Donau auf der Strecke von Ulm nach Aalen, der Rest befindet sich auf den Routen zwischen Ulm und München sowie zwischen Ulm und Kempten.

    Tourismus und Kultur: Der Landkreis zieht nicht nur neue Bewohner an, sondern auch Touristen. Mehr als zwei Drittel der Reisenden kommen dabei aus der Bundesrepublik. Diesen, aber auch den Einheimischen, bietet der Landkreis Neu-Ulm mit verschiedenen Museen Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten. Im Bayerischen Bienenmuseum in Illertissen lernt man die Honigbiene und das Imkerhandwerk kennen. Im Klostermuseum Roggenburg steht die schwäbische Klosterkultur im Vordergrund und im Archäologischen Park in Kellmünz geht es um das Römische Reich entlang der Donau und der Iller.

    Die Bausubstanz der Filzinger Martinskirche reicht bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurück.
    Die Bausubstanz der Filzinger Martinskirche reicht bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurück. Foto: Gerrit-Richard Ranft (Archivfoto)

    Bauwerke: Die Suche nach dem ältesten noch erhaltene Gebäude erweist sich als schwierig, denn für viele alte Bauwerken liegen keine genauen Daten vor. Der Bau des Rechbergschlosses in Weißenhorn und des Vöhlinschlosses in Illertissen sind zwar gut dokumentiert, aber die beiden stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert und sind damit zu jung. Die Klöster in Oberelchingen und Roggenburg wurden im 12. Jahrhundert gegründet, aber die Anlagen wurden seitdem stark umgebaut. Vermutlich noch älter ist die Filzinger Martinskirche in Altenstadt, welche im romanischen Stil errichtet wurde. Ihre Bausubstanz reicht mindestens bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurück.

    Natur: Mit 348 Hektar Naturschutzgebiet und 5039 Hektar Landschaftsschutzgebiet nutzt der Landkreis ein Zehntel seiner Fläche für den Umweltschutz. Vor allem zwei Tierarten gilt es hier zu beschützen, denn sie stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten: Die Bachmuschel, auch Unio crassus, ist vom Aussterben bedroht und kommt hauptsächlich in der Roth vor. Der Gelbringfalter, unter dem wissenschaftlichen Namen Lopinga achine bekannt, ist stark gefährdet und im Roggenburger Forst anzutreffen. Außerdem ist der Landkreis die Heimat des seltenen Brandknabenkrauts, auch genannt Orchis ustulata oder Neotinea ustulata, das bei uns auf einzelnen Dammabschnitten am Illerkanal und auf Trockenstandorten im Donauauwald verbreitet ist.

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