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Landkreis Neu-Ulm: Von Altenstadt bis Weißenhorn: Ist ein Tempolimit auf der A7 realistisch?

Landkreis Neu-Ulm

Von Altenstadt bis Weißenhorn: Ist ein Tempolimit auf der A7 realistisch?

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    Weißenhorn, Illertissen und Altenstadt setzen sich  für ein Tempolimit auf der A7 ein.
    Weißenhorn, Illertissen und Altenstadt setzen sich für ein Tempolimit auf der A7 ein. Foto: Alexander Kaya (Archivfoto)

    Mit jedem Unfall kommt das Thema erneut auf: Braucht es ein Tempolimit auf der A7? Erst vergangene Woche beispielsweise hat es wieder heftig gekracht: Nahe Dettingen an der Iller stießen acht Autos ineinander (wir berichteten). Der Verkehr war ins Stocken geraten, mehrere Autofahrer übersahen dies und prallten in die abbremsenden Fahrzeuge. Viele sehen in dem erlaubten Rasen auf Autobahnen eine Hauptursache für schwere Unfälle – neben anderen Nachteilen wie Lärm und einer Belastung der Umwelt. Deswegen wagten drei Kommunen im vergangenen Jahr trotz schwieriger Ausgangsbedingungen einen Vorstoß. So stehen die Chancen für ein Tempolimit.

    Vor einem Jahr schlossen sich Illertissen, Altenstadt und Weißenhorn zusammen

    Illertissen, Altenstadt und Weißenhorn beschlossen im vergangenen Jahr, sich für ein Tempolimit auf ortsnahen Abschnitten der A7 einzusetzen. Vorrangiger Grund ist der enorme Lärm, unter dem Bürger der drei Kommunen leiden. Auch der Ausweichverkehr, der sich nach Unfällen oder Staus durch die Orte schiebt, führt zu Beschwerden der Anwohner. Gemeinsam packten die Kommunen das Problem an. Seitdem bemühen sie sich um die Durchsetzung eines Tempolimits von 120 Stundenkilometern.

    Simon Ziegler, Klimaschutzmanager von Illertissen, ist Ansprechpartner für das Projekt. „Ich halte ein Tempolimit für sinnvoll und nötig“, sagt Ziegler. In Zusammenarbeit mit einem auf Verkehr spezialisierten Ingenieurbüro legten die Kommunen im vergangenen Jahr geeignete Messstandorte zwischen Emershofen und Altenstadt fest, um den Lärmpegel zu ermitteln. Dazu gehörten unter anderem Betlinshausen, Jedesheim und Tiefenbach. Im März begannen die Messungen – bis ein anderer Faktor den Verkehr von ganz alleine ausbremste: Corona.

    Wegen Corona mussten die Messungen auf der A7 pausieren

    Während der Zeit der Ausgangsbeschränkung war die Autobahn nahezu leer. „Wir mussten die Messungen pausieren“, sagt Ziegler. Jetzt, in den Sommerferien, sei der Verkehr auf der A7 auch nicht repräsentativ. Deswegen folgen die letzten Messungen erst im September. Mit den Ergebnissen errechne das Ingenieurbüro die Lärmpegel auf den Abschnitten der Autobahn. Überschreiten diese die geltenden Grenzwerte, sei ein Tempolimit möglich. Die Zahl der Unfälle sei kein Grund dafür: „Nach Aussagen der Autobahndirektion geschehen auf dem Abschnitt der A7 nicht überdurchschnittlich viele Unfälle“, sagt Ziegler, „auch, wenn es sich so anfühlt.“ Über den Unfall bei Dettingen lesen Sie hier mehr: Unfallserie auf A7: Acht Fahrzeuge krachen ineinander.

    Das Vorhaben bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Viele ähnliche Vorstöße von anderen Kommunen seien in der Vergangenheit gescheitert, wie Ziegler ausführt. So habe sich etwa Dettingen um ein Tempolimit auf der A7 bemüht, Nersingen auf der A8. Beide Kommunen blieben erfolglos. „Die Autobahndirektion bewegt sich nicht so leicht“, sagt der Klimaschutzmanager. Ziegler erhofft sich jedoch einen Aufschwung durch die deutschlandweite Debatte über das Tempolimit. In allen anderen Staaten der Europäischen Union gibt es bereits strenge Geschwindigkeitsbeschränkungen.

    Auf der Autobahn ohne Tempolimit - Ist das noch zeitgemäß?

    „Es stellt sich vielen die Frage, ob unser System noch zeitgemäß ist“, sagt Ziegler. Es sei nachgewiesen, dass die meisten Unfälle auf eine erhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen seien. Zudem rückt der Umweltschutz zunehmend in den Fokus. Durch ein geregeltes Tempolimit von 120 Stundenkilometern können einer Studie des ADAC zufolge in Deutschland 2,9 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr eingespart werden.

    Ziegler kann die Chancen eines Tempolimits für den Abschnitt der A7 nur schwer einschätzen. „Es ist relativ offen“, sagt er. Gegen die vielen Schwierigkeiten gebe es Umstände, die ein Tempolimit zwischen Emershofen und Altenstadt begünstigten: das allmähliche Umdenken in der Gesellschaft, die wachsende Präsenz des Themas und das geschlossene Auftreten der drei Kommunen. Ziegler sagt: „Ich bin ein bisschen optimistisch.“

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