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Landkreis Neu-Ulm: Vollbremsung für das Weihnachtsgeschäft: Das sagen Einzelhändler zum Lockdown

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    Shopping vor dem Lockdown: Viele nutzten den Montag noch, um Geschenke einzukaufen. Denn ab Mittwoch ist der Einzelhandel dicht.
    Shopping vor dem Lockdown: Viele nutzten den Montag noch, um Geschenke einzukaufen. Denn ab Mittwoch ist der Einzelhandel dicht. Foto: Matthias Balk/dpa

    Auch wenn sie abzusehen war, trifft die Nachricht vom erneuten Lockdown die Einzelhändler in der Region wie ein Schlag in die Magengrube. Am letzten Adventswochenende, an dem üblich Spätentschlossene die Geschäfte abklappern, um Geschenke zu kaufen, werden die Ladentüren geschlossen bleiben. Wie lief das Weihnachtsgeschäft bisher – und wie steht es um die Stimmung der Einzelhändler?

    Dass sein Spielwarengeschäft ausgerechnet in der Woche vor den Feiertagen dichtmachen muss, „tut weh ohne Ende“, sagt Reinhard Ebner aus Babenhausen. Dabei sei er bisher recht zufrieden mit den Verkaufszahlen gewesen: „Man hat gespürt, dass die Leute ihre Einkäufe erheblich früher getätigt haben.“ Angesichts der Neuinfektionen haben wohl viele den zweiten Lockdown kommen sehen. Hätte das Geschäft weiterhin öffnen können, wäre es im schwierigen Corona-Jahr wohl mit „einem blauen Auge davongekommen“, trotz der Frühjahrspause und abgesagten Babenhauser Marktsonntage. Denn – und das gibt Ebner Zuversicht – viele wollten die Einzelhändler vor Ort unterstützen und deren Beratung mit einem Einkauf wertschätzen.

    Mit einem Abhol- und Lieferservice versuchen die Ebners erneut, die Einbußen abzufedern – und dem Online-Handelsriesen Amazon etwas entgegenzusetzen. „Man kämpft um jeden Kunden“, sagt Reinhard Ebner. „Es macht aber auch Spaß, die Leute zu überzeugen.“

    Sonja Fischer von Florales Handwerk in Vöhringen will ihren Kunden eine Freude machen

    Zwiegespalten geht Sonja Fischer in den Lockdown. Sie betreibt das Blumen- und Dekogeschäft Florales Handwerk in Vöhringen und sagt: „In erster Linie geht es jetzt um die Gesundheit.“ Da müssten nun alle zusammenstehen und sich an die Regeln halten. Doch das Weihnachtsgeschäft ist auch in der Floristikbranche das wichtigste im Jahr und heuer trotz allem gut angelaufen in Fischers Geschäft. „Jetzt geht da natürlich abartig viel Umsatz flöten“, sagt sie. Die Maßnahmen können existenzbedrohend werden.

    Dennoch will die Ladeninhaberin das Beste aus der Situation machen. Sie verkauft ihre Blumen gerade zum halben Preis, um sie nicht wegwerfen zu müssen. So habe sie wenigstens ein bisschen etwas davon und könne den Kunden eine kleine Freude machen, sagt die Floristin. Sie hofft, dass sie wenigstens wieder die Möglichkeit hat, ihre Blumen auszuliefern. Das habe im Frühjahr gut funktioniert. Ein Lichtblick sind für Fischer auch die Kunden, die das Geschäft so gut wie möglich unterstützen: „Die haben sich wirklich ein großes Lob und ein dickes Bussi verdient.“

    Die Hoffnung, das Weihnachtgeschäft zu retten, ist dahin

    Gerade einmal eineinhalb Wochen ist es her, da hat die Schwaben-IHK von Neu-Ulm aus eine klare Botschaft an die Politik geschickt: „Bitte keinen erneuten Lockdown.“ Nun kommt er doch. Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar klingt ein wenig resigniert, wenn er sagt: „Es war absehbar, aber es ist ein Schlag ins Kontor.“ Der passiere ausgerechnet in dieser für den Handel umsatzstarken Zeit. „Nun ist alle Hoffnung dahin, das Weihnachtgeschäft doch noch zu retten.“

    Dennoch hoffe er, dass es im kommenden Jahr besser werde und die Verluste ein Stück weit aufgeholt werden können. Im Moment habe es eben keine andere Chance gegeben, als den erneuten Lockdown. Allerdings müssten nun die finanziellen Unterstützungen zügig fließen. Stipar hofft, dass die Anträge schnell abgearbeitet und nicht von der Bürokratie gebremst werden.

    Das Modehaus Rimmele in Illertissen bietet ein digitales Schaufenster

    Den Montag nutzten viele Menschen noch, um sich mit warmen Pullis und schicker Kleidung für die Feiertage einzudecken – so viele, dass das Modehaus Rimmele in Illertissen bereits vor 11 Uhr einen halben Tagesumsatz erwirtschaftet hat. Geschäftsführer Adrian Nas sagt: „Ab dem 14. Dezember beginnt bei uns die Hauptzeit des Weihnachtsgeschäfts.“ Die Stimmung unter seinen Mitarbeitern ist bedrückt, auch er klingt hörbar enttäuscht über die Entscheidung der Bundesregierung. „Im Einzelhandel gab es keine Infektionsherde“, sagt er.

    Seit der Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown sei der Umsatz seines Modehauses in Ordnung gewesen, doch dauert die Schließung nun über den Februar hinaus, werde es kritisch. Man merke, dass sich das Kaufverhalten der Menschen verändert: Mehr und mehr kaufen im Internet ein. „Wir haben durch die Pandemie schon viele Kunden verloren“, sagt Nas, der das Modehaus Rimmele vor drei Jahren komplett übernommen hat. Trotz der erneuten Umsatzverluste und der Ungewissheit zeigt sich Nas zuversichtlich: „Wir kämpfen wie alle anderen. Aber wir schauen positiv in die Zukunft.“ Eine Maßnahme: Bald können Kunden auf ein digitales Rimmele-Schaufenster mit großem Angebot an Waren zugreifen und diese nach Hause bestellen.

    Goldschmiede dürfen als Dienstleister weiterhin tätig sein

    Auf Markus Skirka, Goldschmiedemeister aus Weißenhorn, trifft eine besondere Situation zu: Sein Ladengeschäft Goldschmied Martin muss er zwar ab Mittwoch schließen. Als Dienstleister darf er aber weiterhin tätig sein: „Da ich einen Handwerksbetrieb habe, darf ich die Arbeit in meiner Werkstatt aufrechterhalten. Das wissen aber viele Leute nicht“, sagt Skirka, der auch einen Auszubildenden beschäftigt. Reparaturen und Neuanfertigungen – Aufträge in der Goldschmiedewerkstatt – können die beiden nach wie vor annehmen. Nichtsdestotrotz: „Das Weihnachtsgeschäft ist unwiederbringlich weg“, sagt Skirka.

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