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Landkreis Neu-Ulm: Verkehrszählung im Kreis Neu-Ulm: Ein Blitzmarathon, den kaum einer bemerkt

Landkreis Neu-Ulm

Verkehrszählung im Kreis Neu-Ulm: Ein Blitzmarathon, den kaum einer bemerkt

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    Wie stark sind die Menschen in Illertissen vom Verkehr auf der A7 belastet? Darum ging es in einer Studie, die jetzt im Stadtrat vorgestellt wurde. Derzeit werden solche Daten erneut großflächig in Bayern erfasst.
    Wie stark sind die Menschen in Illertissen vom Verkehr auf der A7 belastet? Darum ging es in einer Studie, die jetzt im Stadtrat vorgestellt wurde. Derzeit werden solche Daten erneut großflächig in Bayern erfasst. Foto: Rebekka Jakob

    Der eintägige Blitzmarathon ist gerade vorüber - doch ein anderer Verkehrsmarathon hat gerade erst begonnen. Ohne es zu bemerken, werden Verkehrsteilnehmer mit ihren Fahrzeugen in den kommenden Monaten an 9500 Messstellen in ganz Bayern erfasst. Dabei interessiert die Initiatoren allerdings nicht das Tempo, in dem gefahren wird. Die Daten helfen vielmehr bei der Planung - und können auch Auskunft darüber geben, wie stark die Menschen im Landkreis Neu-Ulm von Lärm belastet sind.

    Immer wieder kommt es auf der A7 im Kreis Neu-Ulm zu schweren Unfällen. Könnte ein Tempolimit helfen?
    Immer wieder kommt es auf der A7 im Kreis Neu-Ulm zu schweren Unfällen. Könnte ein Tempolimit helfen? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Eigentlich wäre die Messung schon im vergangenen Jahr angestanden, denn die Zählung findet alle fünf Jahre im Freistaat statt. Doch dann kam die Corona-Pandemie, die das öffentliche Leben und damit auch die Verkehrsbewegungen praktisch zum Stillstand brachte. Im zweiten Lockdown ist es dagegen auf den Straßen wieder annähernd so voll geworden wie vor Corona. Deshalb startet jetzt die Zählung, die bis in den Oktober dauern soll.

    Verkehrszählung in Bayern: Hier wird dieses Jahr gemessen

    Gemessen wird dabei an fast allen Straßen im Freistaat: den Autobahnen, Bundesstraßen, Staatsstraßen sowie dem Großteil der Kreisstraßen. Im Landkreis Neu-Ulm gibt es nach Angaben des bayerischen Verkehrsministeriums 98 Zählstellen, an denen manuell oder automatisch gemessen wird. Im Landkreis Unterallgäu sind es deutlich weniger: Hier sind 38 temporäre Messstellen mit Seitenradargerät und sieben manuelle Zählstellen, also insgesamt 45, eingerichtet. Der Grund: Der Landkreis Unterallgäu zählt die Verkehrsbelastung seiner Kreisstraßen eigenständig, da diese nicht im Auftrag des Landkreises vom Staatlichen Bauamt betreut werden. Auch die Stadt Memmingen zählt an ihren Staats- und Kreisstraßen in eigener Baulast selbstständig, heißt es aus dem Verkehrsministerium.

    Hier gibt es Messstellen im Kreis Neu-Ulm

    Im Landkreis Neu-Ulm liegen insgesamt 98 Messpunkte. Während der Verkehrszählung wird dort die Anzahl und Art der Fahrzeuge gemessen, die dort unterwegs sind. Dabei kommen sowohl automatische Geräte zum Einsatz wie auch Mitarbeiter, die manuell das Verkehrsaufkommen in einem bestimmten Zeitraum erfassen.

    Gemessen wird unter anderem hier:

    • Illertissen: Ulmer Straße in Illertissen (kurz nach der Abzweigung zum Saumweg)
    • Vöhringen: Rue de Vizille (kurz vor der Einmündung am Bahndamm), Illerstraße im Kurvenbereich (kurz vor dem Wolfgang Eychmüller Haus)
    • Weißenhorn: Illerberger Straße (Höhe Neuffenplatz), an der Reichenbacher Straße, an der Oberhauser Straße (kurz nach der Einmündung Kammerlanderstraße) sowie an der Staatsstraßen-Spange in der Nähe des Freibades
    • Senden: Kemptener Straße/Ecke Brahmsstraße, Hauptstraße (Höhe Polizeistation) und in der Königsberger Straße.
    • Neu-Ulm: Memminger Straße, Reuttier Straße (Abzweigung Heinkelstraße/Albrecht-Berblinger-Straße) sowie Höhe Zentralschulplatz, Wiblinger Straße Höhe Orange Campus sowie an fünf Messpunkten entlang der Europastraße. Außerdem in der Leipheimer Straße Höhe Rosenweg in Pfuhl.

    Vor allem innerorts zeichnet eigens geschultes Personal an den Messstellen den Verkehr auf. Hauptsächlich außerorts kommt ein Seitenradar zum Einsatz. Diese Geräte werden in Leitpfosten eingebaut und mit einer Erfassungseinheit und einem Akku versehen. Die Seitenradargeräte können nach Ministeriumsangaben vorbeifahrende Fahrzeuge nach sechs Fahrzeugklassen unterscheiden - Pkw, Lkw, Lastzüge, Omnibusse, motorisierte Zweiräder und Fahrräder werden jeweils separat gezählt.

    Im Unterschied zu „Blitzern“ erfassen sie dabei keinerlei Detailinformationen zu Einzelfahrzeugen. Die Zähltermine werden bayernweit einheitlich festgelegt und finden neben bestimmten Wochentagen auch sonntags, feiertags und an Ferientagen statt. Die Organisation und Abwicklung der Zählungen erfolgt durch das Staatliche Bauamt Krumbach, zu dessen Zuständigkeitsbereich die Straßen in den Landkreisen Günzburg, Neu-Ulm und Dillingen gehören.

    Aus den gezählten Fahrzeugen wird die Lärmbelastung ermittelt

    Die damit erhobenen Verkehrsdaten verwenden die Behörden, um den Bedarf im Neu-, Ausbau- und Erhaltungsbereich der Straßen zu ermitteln. Außerdem bekommt die Straßenbauverwaltung dadurch wichtige Informationen zur effizienten Betreuung und Verwaltung des Straßennetzes. Die Daten geben aber auch Auskunft über die Lärmbelastung durch den Verkehr. Denn die wird nicht vor Ort in Dezibel gemessen - sondern berechnet sich daraus, wie viele Fahrzeuge in einem Straßenabschnitt unterwegs sind, wie hoch der Anteil des Schwerlastverkehrs ist und wie hoch die Durchschnittsgeschwindigkeit der Fahrzeuge ist.

    Lärm bietet kaum eine Grundlage für Tempolimit auf der A7

    Daten wie diese kamen auch bei der Lärmuntersuchung an der Autobahn 7 zum Einsatz, welche die Städte Illertissen und Weißenhorn zusammen mit der Gemeinde Altenstadt durchgeführt haben. Simon Ziegler stellte die Ergebnisse in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses Illertissen vor. Der Klimaschutzmanager zog dabei ein ernüchterndes Ergebnis: "Bezogen auf die Autobahn wurden kaum Werte erreicht, die für ein Tempolimit sprechen." Die gefühlte Belastung durch den Lärm der A7 liege also offenbar höher als die durch die Daten berechnete. Um Tempo 130 auf der A7 beantragen zu können, müssten also wahrscheinlich andere Faktoren ins Feld geführt werden - beispielsweise die hohen Unfallzahlen im Streckenabschnitt der Autobahn, der durch den Landkreis Neu-Ulm führt.

    Ausgewertet wurden dabei die Daten mehrerer Messstellen auf der A7 zwischen Dettingen und Hittistetten, aber auch der Kreisstraße NU9 und der Staatsstraße 2031. Außerdem an einer von 400 fest installierten Dauermessstellen in Bayern, an denen permanent gemessen wird: An der A7 auf Höhe Witzighausen liegt die einzige Dauermessstelle im Landkreis Neu-Ulm.

    Tempolimit auf der A7: Auch in Illertissen gehen die Meinungen auseinander

    Die Meinungen darüber, ob das Tempo auf der A7 reduziert werden soll oder nicht, gehen ohnehin stark auseinander, so Bürgermeister Jürgen Eisen. "Wir hatten ja auch schon im Stadtrat darüber diskutiert - die Meinungen sind breit gestreut zwischen Tempo 130 oder Vollgas."

    An anderen Punkten in der Region haben die bisher bei den Verkehrszählungen erfassten Daten jedoch aufgrund der errechneten Lärmwerte Möglichkeiten aufgezeigt, das Tempo zu reduzieren. Möglich wäre das beispielsweise mit Tempo 30 in der Ulmer Straße in Illertissen oder auch in Tiefenbach zwischen den Abzweigungen Schubertstraße und Raiffeisenstraße. Auch für Weißenhorn hatte das Lärmgutachten eine Geschwindigkeitsreduktion im Stadtteil Emershofen ergeben.

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