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Landkreis Neu-Ulm: Trotz geschlossener Türen: In den Bürgerbüros geht die Arbeit nicht aus

Landkreis Neu-Ulm

Trotz geschlossener Türen: In den Bürgerbüros geht die Arbeit nicht aus

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    Spontan einen Behördengang zu erledigen, ist wegen des Lockdowns nicht möglich. Wer das versucht, steht bei den Bürgerbüros in der Region womöglich vor verschlossenen Türen.
    Spontan einen Behördengang zu erledigen, ist wegen des Lockdowns nicht möglich. Wer das versucht, steht bei den Bürgerbüros in der Region womöglich vor verschlossenen Türen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Termin nur nach Vereinbarung. Spontan einen Behördengang zu erledigen, ist derzeit nicht möglich. Wer das versucht, steht beim Bürgerbüro vor verschlossenen Türen. Doch wie sieht es dahinter aus – haben die Angestellten dort überhaupt noch etwas zu tun?

    Auch wenn die Bürgerbüros nur eingeschränkt geöffnet haben – zu tun gibt es immer etwas.
    Auch wenn die Bürgerbüros nur eingeschränkt geöffnet haben – zu tun gibt es immer etwas. Foto: Kai Remmers, dpa (Symbolfoto)

    Katja Zanker leitet das Ordnungs- und Standesamt in Vöhringen. Sie beantwortet das mit einem klaren Ja. Trotz Pandemie kommen die Bürger mit wichtigen Anliegen. Auch bei der Verwaltungsgemeinschaft Buch sei viel zu tun, sagt Bürgermeister Markus Wöhrle (CSU). Besonders seit Anfang des Jahres beantragen viele einen neuen Personalausweis. Der Grund: Viele sorgen sich, dass man für die Corona-Impfung einen gültigen Ausweis braucht. Das sei zumindest in einigen Gesprächen mit den Bürgern deutlich geworden, sagt Wöhrle. Sein Resümee zur neuen Arbeitsweise: "Im Handling ist das schon aufwendig. Jeder Bürger muss bei uns jetzt erst einmal telefonisch sozusagen in Empfang genommen und der Termin vorbesprochen werden."

    Termine sind schon Wochen im Voraus ausgebucht

    In Vöhringen waren bereits Ende Januar alle Termine bis Mitte Februar komplett vergeben. Und wer nun dringend ein Führungszeugnis für den neuen Job beantragen oder als Gewerbetreibender ein Dokument beglaubigen lassen muss? In Vöhringen wurde vorgesorgt: In der Terminplanung würden kurze Slots für solche Notfälle freigehalten, erklärt Zanker. Der persönliche Kontakt zu den Menschen hat sich, wie in vielen anderen Lebensbereichen, ins Digitale und ans Telefon verschoben. In Vöhringen bedeutet das, jeden Tag ist eine Mitarbeiterin quasi nur fürs Telefonieren zuständig. Sie klärt offene Fragen und brieft die Anrufer für ihre Termine. Der Apparat im Vöhringer Bürgerbüro steht tatsächlich selten still.

    Katja Zanker und Bürgermeister Michael Neher im Vöhringer Bürgerbüro. Dort steht das Telefon bald nicht mehr still.
    Katja Zanker und Bürgermeister Michael Neher im Vöhringer Bürgerbüro. Dort steht das Telefon bald nicht mehr still. Foto: Franziska Wolfinger

    Sie sieht in der neuen Situation auch Vorteile. Lange Schlangen und Wartezeiten müssen die Bürger derzeit nicht befürchten. Es ist schon im Vorfeld geplant, wer wann mit welchem Anliegen kommt und wie lange das in etwa dauern wird. Weiteres Plus: Vor Ort geht es dann oft schneller. Schließlich wird das jeweilige Anliegen am Telefon gut vorbesprochen, die Mitarbeiterinnen erklären genau, welche Dokumente die Bürger mitbringen müssen. Dass jemand noch einmal kommen muss, weil irgendeine Kleinigkeit fehlt, passiere nun nicht mehr.

    Dabei ist das Vöhringer Rathaus scheinbar fortschrittlicher, als von den Bürgern erwartet. Die Angestellten wären auch über Zoom erreichbar. Bürgermeister Michael Neher erklärt: Gleich zu Beginn der Pandemie sei im Notarzimmer ein Arbeitsplatz mit Webcam und Mikrofon eingerichtet worden.

    Nicht nur die Angestellten in den Behörden und Ämtern haben sich seit Beginn der Pandemie umgewöhnen müssen, sondern auch die, die etwas von ihnen wollen. Katja Zanker sagt dazu: "Die Bürger akzeptieren die Maßnahme inzwischen mehr als am Anfang." Zu Beginn hatte der ein oder andere am Telefon auch etwas ungehalten reagiert.

    Windelsäcke gibt es in Vöhringen coronagerecht am Fenster

    Und vieles gehe nach wie vor unkompliziert, sagt Bürgermeister Neher. Windelsäcke beispielsweise, die man in Vöhringen auch im Bürgerbüro bekommt, reichen die Mitarbeiterinnen auch mal coronagerecht durchs Fenster nach draußen.

    Auch bei den diversen Bürgeranlaufstellen des Landratsamts in Neu-Ulm stehe die Arbeit nicht still, erklärt Pressesprecherin Kerstin Weidner. In der Kfz-Zulassungsstelle kann man inzwischen sogar wieder ohne Termin spontan vorbeikommen. Anders sieht es in der Führerscheinstelle aus. Weil die Fahrschulen derzeit geschlossen sind, gehen zwar in einem Bereich weniger Anträge ein. Doch es gibt auch Rückstände aufzuarbeiten.

    Außerdem werden Mitarbeiter der Führerscheinstelle seit dem ersten Lockdown eingesetzt, um andere Fachbereiche mit erhöhter Arbeitsbelastung zum Beispiel in der Zulassungsstelle, am Bürgertelefon oder im Gewerbeamt bei der Ahndung von Ordnungswidrigkeiten zu unterstützen. Beantragen kann man einen Führerschein derzeit nur postalisch.

    In der Koordinierenden Kinderschutzstellen (Koki), einer Familienberatung des Landkreises, habe sich nicht viel verändert. Bereits vor Corona wurde dort in der Regel nur nach Terminvereinbarung beraten. Persönliche Gespräche gibt es noch, wenn diejenigen am Telefon nicht ausreichen. Im Bereich des Allgemeinen Sozialen Dienstes werde das Wächteramt uneingeschränkt wahrgenommen, so Weidner. Auch mit persönlichem Kontakt und gegebenenfalls in Schutzkleidung.

    Buch erweitert Online-Angebot

    Die Verwaltungsgemeinschaft Buch hat die Pandemie zudem genutzt, um ihr digitales Angebot für die Bürger auszubauen. Das Rathaus-Service-Portal, das vor einigen Jahren eingeführt wurde, ist jetzt ausgebaut worden. Damit könnte nun alles online erledigt werden, was auf kommunaler Ebene von den Bürgern erledigt werden darf, informiert der Bucher Bürgermeister Wöhrle.

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