In Kempten hat man diesen Experten in Gestalt von Kriminaloberkommissar Marius M. bereits gefunden. Der Diplom-Informatiker arbeitet seit Mai dieses Jahres bei der Kriminalpolizeiinspektion Kempten im Arbeitsbereich Cybercrime. Bekommt er einen Fall auf den Schreibtisch, recherchiert er im Internet, wo er versucht, Spuren des Täters zu finden und somit den Weg zu ihm zurückzuverfolgen. Das sei zunehmend schwieriger, weil sich die Kriminellen statt Bargeld elektronische Währungen wie Bit-Coins von ihren Opfern ergaunern oder sie zu einer Sepa-Überweisung bringen. „Das ist ein riesiges Problem“, so M..
Die Opfer ziehen sich dabei durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten. Bei den Tätern sieht es anders aus: Das seien in den meisten Fällen jüngere Männer, so Spezialist M.. Dabei müssten die Kriminellen noch nicht einmal besondere Voraussetzungen mitbringen, „es reicht schon, wenn jemand motiviert ist und sich länger mit dem Material auseinandersetzt“, sagt M.. In der Regel seien die meisten von ihnen auch keine Einzeltäter, sondern Gruppen.
„Es gibt im Bereich Internetkriminalität viele kleine Delikte, aber davon eine große Anzahl“, erklärt Jürgen Faust, Leiter des Neu-Ulmer Arbeitsbereiches Cybercrime. Von Mai vergangenen Jahres bis heute gab es präsidiumsweit mehr als 2600 solcher Internetstraftaten. „Oft ist die größte Schwachstelle jedoch der Nutzer selbst“, gibt er zu.
M. ist bei seiner Arbeit aber nicht nur am Schreibtisch im Internet unterwegs – durch eine einjährige Ausbildung, die jeder auf dieser Stelle durchlaufen muss, wurde er zu einem vollwertigen Kriminalbeamten, kann also auch Vernehmungen oder Durchsuchungen eigenhändig durchführen. Zudem steht für die Spezialabteilung neben der Verbrechensbekämpfung auch die Schulung von Kollegen an.
Im Mai vergangenen Jahres hat die Spezialabteilung der Neu-Ulmer Kriminalpolizei ihre Arbeit aufgenommen, bald soll ein Informatiker das Team komplettieren. Es ist nicht so, dass niemand diesen Job haben wolle, so Jürgen Schweizer, Leiter der Kriminalpolizei. „Es gab eine hohe Anzahl von Bewerbern im vergangenen Jahr, am Ende gab es auch eine Stellenbesetzung“, erklärt er. Der junge Mann habe damals jedoch wieder gekündigt, jetzt läuft wieder eine Stellenausschreibung.
Ausschreibung: Informationen auf www.polizei.bayern.de, unter „wir über uns“ bei „aktuelle Stellenangebote“.