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Landkreis Neu-Ulm: Massive Ausfälle im Zugverkehr im Kreis Neu-Ulm: Start der Regio-S-Bahn wird zum Debakel

Landkreis Neu-Ulm

Massive Ausfälle im Zugverkehr im Kreis Neu-Ulm: Start der Regio-S-Bahn wird zum Debakel

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    Die Regio-S-Bahnen starten seit einer Woche von Ulm aus nach Weißenhorn und Memmingen. Schon vor dem Beginn kündigte die Deutsche Bahn Schwierigkeiten an.
    Die Regio-S-Bahnen starten seit einer Woche von Ulm aus nach Weißenhorn und Memmingen. Schon vor dem Beginn kündigte die Deutsche Bahn Schwierigkeiten an. Foto: Alexander Kaya

    Mit drastischen Worten beschreibt DING-Geschäftsführer Thomas Mügge die Situation der Regio-S-Bahn: „Was die Zuverlässigkeit des Bahnangebots betrifft, so sind wir im Illertal derzeit an einem Tiefpunkt angelangt.“ Personalmangel, ein rasch eingeführter Ersatzverkehr und erste Beschwerden von Fahrgästen: Der Start der Regio-S-Bahn Donau-Iller ist ein Debakel.

    Massive Ausfälle zwischen Vöhringen und Altenstadt sowie Senden und Weißenhorn

    Am Freitag vor einer Woche hatte die Deutsche Bahn massive Ausfälle und Schienenersatzverkehr auf zwei Strecken im Landkreis Neu-Ulm angekündigt. Dieser trat bereits am darauffolgenden Samstag in Kraft und soll voraussichtlich bis zum 10. Januar bestehen. Von 17.30 bis 6 Uhr verkehren keine Züge zwischen Senden und Weißenhorn sowie zwischen Vöhringen und Altenstadt.

    Ein Sprecher der Bahn nannte Personalmangel als Ursache für die Einschränkungen. Es seien viele Fahrdienstleiter zur gleichen Zeit erkrankt, jedoch nicht an Corona. Das Team sei klein und könne die fehlenden Kräfte nicht ausgleichen: „Ausfälle bei Lokführen können wir begrenzt auffangen, bei Fahrdienstleitern gar nicht.“

    Unbesetzte Stellwerke: Die Deutsche Bahn hat keinen Ersatz

    Ersatzkräfte gebe es nicht: „Wir können kein Personal umschichten, auch nicht von Illertissen nach Vöhringen beispielsweise.“ Für ihre Arbeit müssten sich die Fahrdienstleiter örtlich gut auskennen. Zudem müssten sie die Stellwerkstechnik beherrschen. Bis zum Frühjahr sollten einige Mitarbeiter umgeschult werden.

    Ohne Fahrdienstleiter dürfen Züge nicht fahren, die vier Stellwerke in Illertissen, Vöhringen, Gerlenhofen und Senden fallen im Moment aus. „Pro Arbeitsplatz brauchen wir fünf Leute, um den Betrieb rund um die Uhr aufrechtzuerhalten“, sagt der Sprecher. Die Bahn konzentriere sich darauf, die Kernzeiten des Zugverkehrs abzudecken. In den Abendstunden seien erfahrungsgemäß weniger Fahrgäste unterwegs, so der Sprecher. Für die Zeit ab 18 Uhr ist ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

    Es gibt Ärger über den Schienenersatzverkehr zwischen Ulm und Memmingen

    Dass es Schwierigkeiten in der Organisation gab, zeigt eine Beschwerde, die unsere Zeitung erreicht hat. Deren Verfasser Philipp Krammer, selbst Beschäftigter beim Verkehrsbund in Stuttgart, plante die Reise seiner 70-jährigen Mutter von Herne nach Memmingen am Sonntagabend. An gleich mehreren Stellen habe es Probleme gegeben. Die Zeiten des Ersatzverkehrs waren nicht in die gängige Fahrplanauskunft eingepflegt, auch vor Ort habe es keinen Aushang gegeben.

    Zudem sei der Bus nach den Angaben Krammers zu spät von Ulm nach Altenstadt losgefahren, der Busfahrer kündigte das nicht an und die Fahrgäste verpassten den Anschlusszug. „Ich habe beim Bahnfahren schon viel erlebt, aber das war echt die Spitze“, sagt Krammer.

    Der Verkehrsverbund DING kritisiert den Ersatzverkehr

    Der Geschäftsführer Mügge vom Verkehrsbund DING kritisiert den Schienenersatzverkehr als „ad hoc Entscheidung“, die eine deutlich längere Vorbereitungszeit gebraucht hätte. Es sei „inakzeptabel“, dass die Auskunftssysteme tagelang nicht über die Ersatzbusse informiert hatten.

    Kurze Zeit zuvor hatte es eine Sperrung zwischen Senden und Illertissen gegeben – auch wegen unbesetzter Stellwerke. Die Personalsituation erschrecke Mügge nach eigenen Angaben. Sie sei so kritisch, dass sich so eine Situation jederzeit wiederholen könne. Er sieht die Verantwortung bei DB Netz Südwest in Karlsruhe, die seit Oktober für die Stellwerke zuständig sind. „Leider zeigt sich, dass neu nicht besser bedeutet. Im Gegenteil: Es scheint, dass die Sensibilität für die Situation vor Ort fehlt.“

    Bei der Bahn seien keine Beschwerden eingegangen

    Der Sprecher der Bahn zeigt sich überrascht. Bei der Bahn seien keine Beschwerden über den Ersatzverkehr eingegangen. Zu den Problemen sagt er: „Das ist ärgerlich und sollte nicht passieren.“ Die Fahrplanauskunft ist mittlerweile online abrufbar. Der Schienenersatzverkehr zwischen Vöhringen und Altenstadt sowie Senden und Weißenhorn funktioniere. „Am Anfang kann es sein, dass er noch nicht eingespielt ist.“

    Die Zuständigkeit für die Stellwerke beeinflusse nach Angaben des Sprechers nicht, wie gut der Betrieb vor Ort funktioniere. Das Problem seien die unerwarteten Ausfälle: „Krankheit steht nicht im Kalender.“ In den Abendstunden seien während des Lockdowns ohnehin wenige Menschen im Landkreis unterwegs. „Der Ersatzverkehr ist unter den Rahmenbedingungen das Beste, das wir bieten können.“

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