Viele Schüler, Eltern und Lehrer haben das Homeschooling inzwischen satt. Momentan dürfen die Kinder und Jugendlichen zwar zum Präsenzunterricht in ihre Klassenzimmer. Mit Sorgen blicken die Familien und Lehrkräfte aber auf den Herbst, der im vergangenen Jahr mit steigenden Inzidenzen im Gepäck kam. Heuer kommt noch die Delta-Variante hinzu. Einige Eltern setzen ihre Hoffnungen auf Luftfilter, die in allen Klassenzimmern aufgestellt werden sollen. Doch nicht alle im Landkreis Neu-Ulm sehen die teuren Geräte als Heilsbringer, vor allem nicht diejenigen, die dafür zahlen müssten.
Unsicher, ob die Luftfilter gut angenommen werden
Der Vöhringer Bürgermeister Michael Neher (CSU), der kürzlich in einer Sitzung des Hauptausschusses mit einer Anfrage eines Stadtrats zum Thema Luftfilter konfrontiert wurde, erklärte dazu: "Wir sind an dem Thema dran." Die Stadt behalte sowohl die Fördermöglichkeiten als auch Studien zur Wirksamkeit im Blick. Am 22. Juli wird über die mögliche Anschaffung von Luftfiltern ausführlich im Stadtrat beraten. Bei seiner Antwort im Hauptausschuss stellte Neher vorneweg klar: "An unseren Schülern wollen wir nicht sparen."
Doch noch sei schwer einzuschätzen, ob die Luftfilter am Ende tatsächlich ein Garant für Präsenzunterricht sind. Zudem ist ungewiss, ob die Geräte in der Realität tatsächlich gut von Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schülerschaft angenommen werden würden. Hochwertige Geräte sind zum Teil so groß wie Kühlschränke, können ziemlich laut sein und unangenehm riechen, erklärte Neher.
Uneindeutige Studienlage zu Luftfiltern in Klassenzimmern
Zu dieser Erkenntnis kommt auch eine Studie, die der Stuttgarter Gemeinderat in Auftrag gegeben hat. Die Forscher sprechen von einer Geräuschkulisse, die mit mehr als 35 Dezibel die akzeptable Schwelle überschreite. Auch der Luftzug, den die Filter im laufenden Betrieb verursachen, könnte als unangenehm wahrgenommen werden.
Anders sieht es der Münchner Aerosol-Forscher Christian Kähler, der in einem Bericht des BR für die Luftfilter plädiert: "Diese Geräte bieten vor allen Virusvarianten einen guten Schutz."
Neu-Ulmer Eltern fordern Luftfilter
Auch Eltern in Neu-Ulm folgen Empfehlungen für den Kauf von Luftfiltern. Sie wenden sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger. In dem Schreiben fordern sie die Bürgermeisterin sowie alle Stadträtinnen und Stadträte auf, für die Anschaffung geeigneter mobiler Luftfilter zu stimmen und die Klassenräume aller städtischen Schulen in Neu-Ulm damit auszustatten. "Die Gesundheit, die Bildung und die soziale Entwicklung unserer Kinder müssen der Stadt Neu-Ulm die Kosten der Anschaffung und des Betriebs der Luftfilter wert sein", heißt es in dem Schreiben, mit dem Unterschriften für den Luftfilterkauf gesammelt werden.
Wie Neher hatte sich auch Albsteiger zuvor skeptisch zu dem Thema geäußert und auf die nicht eindeutige Studienlage verwiesen. Bei der Stadt Neu-Ulm stehen rund eine Million Euro Anschaffungskosten im Raum. Im seinem aktuellen Förderprogramm übernimmt der Freistaat immerhin die Hälfte der Kosten.
Kreistag Neu-Ulm beschäftigt sich am 16. Juli mit Luftfiltern
Städte und Kommunen sind als Sachaufwandsträger nur an Grund- und Mittelschulen zuständig für die Anschaffung solcher Geräte für diese Schularten. Für Gymnasien und Realschulen ist der Landkreis verantwortlich. Aufgrund des neu aufgelegten Förderprogramms steht die mögliche Anschaffung von Luftfiltern auch im Kreistag wieder zur Debatte. Es soll in der Sitzung am Freitag, 16. Juli, besprochen werden. Klassenzimmer, die nicht über Fenster gelüftet werden können, wurden an vielen Schulen im Landkreis bereits mit Filtern ausgestattet.