Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Neu-Ulm: Locken geöffnete Baumärkte die Baden-Württemberger jetzt nach Bayern?

Landkreis Neu-Ulm

Locken geöffnete Baumärkte die Baden-Württemberger jetzt nach Bayern?

    • |
    Einkaufen in Pandemiezeiten: Vor einem Baumarkt in Ulm stehen Menschen in einer Schlange.
    Einkaufen in Pandemiezeiten: Vor einem Baumarkt in Ulm stehen Menschen in einer Schlange. Foto: Stefan Puchner, dpa (Symbolfoto)

    Rund ein Jahr dauert die Pandemie bereits. Sie hat uns in viele neue, ungewohnte und bizarre Situationen geführt. So viele, dass manche davon zwischenzeitlich scheinbar in Vergessenheit geraten sind. Zum Beispiel die, dass sich vor Baumärkten so lange Schlangen bildeten, wie man sie sonst nur von Fußballstadien und Helene-Fischer-Konzerten kennt. Zumindest in Baden-Württemberg war das im vergangenen April so. In Bayern hingegen herrschte gähnende Leere auf den Parkplätzen von Hornbach, Obi und Co. Die waren noch geschlossen. Nun droht sich die Situation mit wechselnden Rollen zu wiederholen.

    Bayern brüskiert sein Nachbarbundesland mit der Entscheidung zu schnelleren Lockerungen. Während in Baden-Württemberg zum 1. März nur Blumenläden und Gartencenter öffnen dürfen, ist die bayerische Landesregierung vorgeprescht und erlaubt auch Baumärkten wieder Kunden in ihre Geschäfte zu lassen. Der Zutritt ist auf einen Kunden je zehn Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche beschränkt und darüber hinaus einen Kunden je 20 Quadratmeter. Befürchtet werden nun extra lange Schlangen vor den Geschäften in Neu-Ulm, Senden, Vöhringen, Illertissen und all den anderen grenznahen Städten.

    Einkaufen in Ulmer Baumärkten war für bayerische Bürger verboten

    Vor nicht ganz einem Jahr war das genau umgekehrt der Fall. Baden-Württemberg zeigte sich lockerungswillig, während Markus Söder sich mit einem strengen Corona-Management profilieren wollte. Doch die offenen Geschäfte haben viele Bürger auf die andere Seite von Donau und Iller gelockt - obwohl diese Form des Shoppingtourismus verboten war. Die damals geltende Verordnung zur Ausgangsbeschränkung erlaubte nur Versorgungsgänge für Gegenstände des täglichen Bedarfs. Schrauben, Glühbirnen, Wandfarbe und das weitere Sortiment von Baumärkten zählten da nicht dazu.

    Wer bei seinem unerlaubten Einkaufsausflug erwischt wurde, musste mit hohen Bußgeldern rechnen. Einzelne Fälle seien tatsächlich aufgenommen und zur weiteren Klärung an die bayerische Polizei übergeben worden, sagt ein Sprecher der Polizei Ulm. Groß angelegte systematische Kontrollen, also, dass sämtliche bayerischen Kennzeichen auf baden-württembergischen Parkplätzen notiert worden waren, habe es aber nie gegeben, bestätigt sowohl die Polizei in Ulm als auch das Präsidium in Kempten, das auch für den Landkreis Neu-Ulm zuständig ist. Die Gerüchte halten sich aber hartnäckig und zeigen deutlich, wie hoch die Verunsicherung in der Bevölkerung angesichts der ungleichen Regeln von Bundesland zu Bundesland war.

    Kurswechsel bei Markus Söder?

    Doch das scheint das bayerische Kabinett bei seiner Entscheidung nicht bedacht zu haben. Auch ein Jahr nach Pandemiebeginn schaffen es die Bundesländer nicht, sich auf eine grundlegende gemeinsame Linie zu einigen. Kritik an Bayern kommt von Baden-Württemberg auch, weil es zwischen den Nachbarn keine Abstimmung gegeben hatte. Ministerpräsident Markus Söder hätte doch zumindest die Ministerpräsidentenkonferenz am 3. März abwarten können, so der Tenor. Ein dortiger Regierungssprecher zeigte sich am Dienstag vor allem von Söders Kurswechsel irritiert: "Bisher war er immer der harte Hund, jetzt fängt er an, eine Sache nach der anderen Sache zu öffnen. Ich weiß nicht, was das soll."

    Zumindest in einer Aussage ist sich Söder treu geblieben. Bei einem Termin Ende April in Ulm sagte er zum damaligen Baumarkt-Debakel: Er habe mitbekommen, dass Ulmer Baumärkte gefragt waren, während sie in Neu-Ulm noch geschlossen bleiben mussten. Doch man müsse ja nicht immer alles gleichzeitig machen, so der bayerische Ministerpräsident. Er hatte sich damals in der Doppelstadt mit seinem Amtskollegen Winfried Kretschmann getroffen. Thema des Termins: Der Zusammenhalt und das gemeinsame Vorgehen in der Krise.

    Einkaufen in Bayern ist für alle erlaubt

    Öffnen die bayerischen Baumärkte nun am kommenden Montag müssen Kunden aus Baden-Württemberg immerhin mit keiner Strafe rechnen. In dem Bundesland gibt es keine allgemeine Ausgangsbeschränkung und solange sie sich in Bayern an die geltenden Corona-Gesetze halten, steht einem Einkauf im Baumarkt nichts entgegen.

    Doch am Ende bleibt die Frage, ob die vorzeitigen bayerischen Öffnungen nicht unnötigen Einkaufstourismus fördern und wie sich das gegebenenfalls auf die Infektionszahlen insbesondere in Grenzgebieten auswirkt. Das wird sich erst im Laufe der kommenden Wochen zeigen. Offen ist schließlich auch, was die Ministerpräsidenten bei ihrer Konferenz am 3. März beschließen.

    Lesen Sie auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden