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Landkreis Neu-Ulm: Landrat Freudenberger zu Corona: "Uns steht eine schwere Zeit bevor"

Landkreis Neu-Ulm

Landrat Freudenberger zu Corona: "Uns steht eine schwere Zeit bevor"

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    Landrat Thorsten Freudenberger glaubt nicht an eine schnelle Entspannung der Corona-Lage. Trotzdem denkt er auch schon an die nächsten Öffnungsschritte.
    Landrat Thorsten Freudenberger glaubt nicht an eine schnelle Entspannung der Corona-Lage. Trotzdem denkt er auch schon an die nächsten Öffnungsschritte. Foto: Alexander Kaya

    Erst zum Test, dann in die Sitzung: Den Krankenhausausschuss des Neu-Ulmer Kreistags traf diese Regelung am Freitag als ersten. Kurzfristig hatte das Landratsamt Vorgaben des Robert-Koch-Instituts umgesetzt und bat Kreisräte wie Pressevertreter vor Sitzungsbeginn zum Schnelltest. Weitere Verschärfungen der Maßnahmen dürften auf den Landkreis zukommen. Landrat Thorsten Freudenberger glaubt nicht an eine schnelle Entspannung der Corona-Lage. Trotzdem denkt er auch schon an die nächsten Öffnungsschritte.

    Die Lage hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verschärft. "Kurz vor Ostern waren wir noch bei einer Inzidenz von unter 50", erinnerte Freudenberger in der Sitzung. Am Freitag lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Neu-Ulm bei 173,5. Der Landkreis liege hier zwar meistens unter dem bayernweiten Durchschnitt, trotzdem gehe auch hier der Wert stark nach oben. Besondere Hotspots, zum Beispiel in Betrieben oder Unterkünften, habe es dabei nicht gegeben. "Wenn es Einzelfälle gab, wurden diese sofort isoliert."

    Sitzung nur mit negativem Corona-Test: Im Landratsamt Neu-Ulm gelten jetzt verschärfte Regeln.
    Sitzung nur mit negativem Corona-Test: Im Landratsamt Neu-Ulm gelten jetzt verschärfte Regeln. Foto: Rebekka Jakob

    Freudenberger spricht von einem diffusen Geschehen, das sich hauptsächlich im Privatbereich, in Firmen und auch in Behörden ergebe - eben überall dort, wo noch Treffen stattfinden. Deshalb auch die Tests vor dem Sitzungssaal. Die Gefahr durch die Mutationen des Coronavirus, vor allem durch die britische Variante, sei offenbar viel größer. "Schon eine kurze Begegnung reicht aus, um sich anzustecken."

    So sieht die Lage in den Kliniken im Landkreis Neu-Ulm aus

    Freudenberger will den Inzidenzwert allerdings nicht zum alleinigen Gradmesser für die Corona-Lage im Landkreis machen. "Das eigentlich Entscheidende ist die Be- und Auslastung der Intensivstationen", so der Landrat. 13 Corona-Patienten würden derzeit in der Neu-Ulmer Klinik behandelt, sechs in Weißenhorn. In Neu-Ulm liege ein beatmeter Corona-Patient auf der Intensivstation, in Weißenhorn sind es fünf Menschen. Es ärgere ihn, wenn gesagt werde, das seien ja in Relation zur Landkreisbevölkerung "nicht so viele": "Tatsächlich reden wir hier von sechs Intensivplätzen, die für eine längere Zeit und von jüngeren Personen belegt werden."

    Laut Stiftungsdirektor Marc Engelhard müssen bis auf Weiteres 50 Prozent der Intensivkapazitäten für Corona-Patienten vorgehalten werden. Aber es gebe eben auch noch andere Patienten, die auf die Intensivstation angewiesen seien, sagt Landrat Freudenberger. Er sieht die Auslastung als Grundproblem der Pandemie an. "Das ist der Flaschenhals, mit dem wir umgehen müssen." Er wolle, dass auch nach Unfällen, Notfällen oder Operationen entsprechender Platz für die Patienten vorhanden sei.

    Landkreis Neu-Ulm arbeitet an Einführung der Luca-App

    Der Landkreis arbeite derzeit an der Einführung der Luca-App, mit der Kontakte nachvollzogen werden sollen. "Wir werden die App brauchen, wenn wir Öffnungsschritte angehen", sagt Freudenberger. An solche Schritte sei derzeit zwar noch nicht zu denken. Im Gegenteil. "Ich glaube, uns steht jetzt eine schwere Zeit bevor, die noch härter werden wird, als wir das bisher kennen." Doch der Landrat hofft auch auf den Sommer und eine entspanntere Situation, die auch wieder Öffnungen ermögliche. Dabei sollen vor allem zusätzliche Impfungen helfen.

    Etwa 40.000 Impfungen wurden im Kreis Neu-Ulm schon verabreicht

    Derzeit seien im Landkreis Neu-Ulm etwa 40.000 Impfungen verabreicht worden, teilte Freudenberger dem Krankenhausausschuss mit. Durch die Mitarbeit der Hausärzte sei die Zahl der Impfungen schnell gewachsen und soll jetzt deutlich Fahrt aufnehmen. "Wir rechnen damit, dass wir jetzt mehr Impfstoff bekommen werden." Der Landkreis möchte dann auch Betriebsärzte in die Impfungen mit einbeziehen. An der Reihenfolge, in der geimpft werden darf, könne der Kreis natürlich nichts ändern. "Die Priorisierung ist gesetzlich vorgeschrieben, da gibt es nur einen Weg."

    Impfungen: Die Gruppe der Priorität 1 ist fast komplett

    Impfarzt Dr. Peter Czermak oder von ihm beauftragte Ärzte träfen die Entscheidung, wer geimpft werde. "Bei uns gibt es keine politische Impfentscheidung", so Freudenberger. Derzeit seien praktisch alle Menschen in der Prorisierungsgruppe 1 aus dem Landkreis geimpft, es gebe noch wenige Nachimpfungen. Derzeit sei die Priorisierungsgruppe 2 dran.

    Die Testung des Krankenhausausschusses endete übrigens mit ausschließlich negativen Ergebnissen. Landrat Freudenberger hatte bereits am Morgen im Testzentrum sein negatives Ergebnis erhalten. Er freue sich, wie leicht das mittlerweile im ganzen Landkreis funktioniere. "Wir haben eine Testlandschaft aufgebaut, die sich sehen lassen kann." Ausgeweitet werden sollen die Tests nun in den Firmen und in den Schulen. Zumindest da dürfte im Landkreis Neu-Ulm nächste Woche jedoch nicht mehr getestet werden: Weil die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag deutlich über 100 lag, wird auch ab Montag Präsenzunterricht nur für einen Teil der Schülerinnen und Schüler stattfinden.

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