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Landkreis Neu-Ulm: Durch Schutt und Asche: Wie Brandermittler nach Spuren suchen

Landkreis Neu-Ulm

Durch Schutt und Asche: Wie Brandermittler nach Spuren suchen

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    Ein Brandermittler der Polizei berichtet von seiner Arbeit.
    Ein Brandermittler der Polizei berichtet von seiner Arbeit. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa (Symbolbild)

    Sie bleiben, wenn die Feuerwehr die Schläuche einrollt, staksen durch Schutt und Asche, den beißenden Rauchgeruch in der Nase: die Brandermittler der Polizei. Ihre Aufgabe ist es, die Ursache eines Feuers aufzuspüren. So auch nach dem Großbrand bei Osterberg in der vergangenen Woche, bei dem eine Maschinenhalle und die Blockheizkraftwerke einer Biogasanlage den Flammen zum Opfer gefallen sind. Wie gehen die Beamten nach solchen Ereignissen vor? Das erklärt Roland Maier von der Kriminalpolizei Neu-Ulm.

    Der Leiter des Kommissariats 1 hatte es schon mit Hunderten Brandfällen zu tun. Der erste Schritt sei es, sich frühestmöglich einen Überblick am Ort des Geschehens zu verschaffen. Dazu halte die Polizei Rücksprache mit den Einsatzkräften. Sie können einschätzen, ob der Brandort schon betretbar ist oder ob Einsturzgefahr herrscht. Ist das nicht der Fall, machen sich die Beamten ein erstes Bild von den Spuren des Feuers, nach Bedarf ausgestattet mit Equipment wie Atemschutz. "Wir schauen: Wo ist der Abbrand geringer als an anderen Stellen? Wo könnte das Feuer ausgebrochen sein?", erklärt Roland Maier. Auch Augenzeugen werden befragt, etwa die Löschkräfte und der Entdecker des Brandes. Wenn dieser zum Beispiel sagt, er habe zunächst Flammen am Küchenfenster des Hauses beobachtet, wäre dies ein Anhaltspunkt.

    Polizist Maier: "Wir greifen auch selbst zur Schaufel und wühlen im Dreck."

    Die Polizeiarbeit nach Bränden kann sich über mehrere Tage erstrecken. Manchmal zieht die Kripo Sachverständige des Landeskriminalamts zurate. Sogar Tiere können bei der Ursachenforschung mithelfen: Je nach Ereignis werden ausgebildete Brandmittelspürhunde von der Leine gelassen. Das war laut Maier auch am Dienstag bei Osterberg so. Außerdem schaffe dort ein Bagger Schutt zur Seite. "Das ist nicht selten der Fall, weil die Brandursache ja von Material verdeckt sein könnte", sagt der Kriminalhauptkommissar. "Wir greifen da auch selber zur Schaufel und wühlen im Dreck." Neben den Beamten nehmen für üblich auch Gutachter von Versicherungen entstandene Schäden in Augenschein.

    Die Feuer-Forscher der Polizei sichern Spuren, die sie im Labor untersuchen lassen. Das können angeschmolzene Elektrokabel oder Rückstände von Brandbeschleunigern wie Benzin sein. "Manchmal wird der Ort selbst sichergestellt und mit Flatterband abgesperrt", sagt Maier. "Hochsensible Bereiche können auch bewacht werden."

    Die Polizei geht nach dem Ausschlussverfahren vor

    Drei Faktoren beeinflussen die Spurensicherung. Da ist einmal das Ausmaß des entstandenen Schadens. Hinweise können schlichtweg verbrannt sein. Zweitens erschweren die Hinterlassenschaften der Löscharbeiten die Nachforschungen. "Wir hatten einen Fall, da ist der Löschschaum am Boden festgefroren", berichtet Maier. Drittens spielt die Witterung eine Rolle: "Nicht, weil wir uns vor schlechtem Wetter scheuen. Aber dichter Schneefall, Sturm und Starkregen können Spuren beeinträchtigen."

    Die Polizei geht nach dem Ausschlussverfahren vor: Was scheidet als mutmaßliche Brandursache aus? Im Osterberger Fall etwa wird laut Maier ein Blitzschlag von vornherein ausgeschlossen. Im Sommer ist ein solcher witterungsbedingter Auslöser aber nicht abwegig. Auch technische Defekte sind stets eine Option. Zum Beispiel ein Kurzschluss an einem verschlissenen Eierkocher, ein Nagerbiss an einem Kabel oder ein Handyakku, der einmal zu Boden gefallen und danach heiß gelaufen ist. "Überall, wo Technik eingesetzt wird, kann mal etwas kaputt gehen", sagt Maier. Deshalb sei es wichtig, zu erfahren, welche Geräte oder Installationen es am Brandort gab.

    Außerdem ist grobe Fahrlässigkeit eine Möglichkeit, die es nach Bränden zu prüfen gilt. "In einer Produktion zum Beispiel kann ein falscher Gebrauch von Maschinen oder eine mangelnde Maschinenpflege eine Rolle spielen", erklärt der Polizeibeamte. Und dann wäre da noch der Tatbestand der vorsätzlichen Brandstiftung. Maier skizziert verschiedene Fragestellungen: Hatte der Geschädigte vielleicht ein Motiv, das Feuer selbst zu legen, etwa, um Versicherungsbetrug zu begehen? Oder gab es in seinem Umfeld vorab Drohungen, die auf eine Brandstiftung hindeuten könnten? Haben sich andernorts ähnliche Vorfälle ereignet, die den Verdacht auf eine Serie und einen sogenannten "Feuerteufel" rechtfertigen?

    Aktuelle Vorfälle, bei denen die Polizei von Brandstiftung ausgeht, sind die Feuer am Kellmünzer Bahndamm. Wie berichtet, musste die Feuerwehr dort vier Mal innerhalb weniger Wochen Flächenbrände löschen. Details zu konkreten Ermittlungen möchte Maier freilich nicht verraten, um die Polizeiarbeit nicht zu gefährden. Allgemein sei es eine Möglichkeit, Nachbarn zu befragen, Handydaten festzustellen, gezielte Observationen an künftigen Tatorten durchzuführen und den Personenkreis immer weiter einzugrenzen.

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