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Landkreis Neu-Ulm: Das lange Warten auf einen Schwimmkurs im Landkreis Neu-Ulm

Landkreis Neu-Ulm

Das lange Warten auf einen Schwimmkurs im Landkreis Neu-Ulm

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    Dass Kinder richtig schwimmen lernen, ist - gerade in einer Region wie dem Landkreis Neu-Ulm mit vielen Baggerseen und Flüssen - wichtig für die Sicherheit der Kinder. Wasserwacht und private Anbieter geben ihr Bestes, um jedem Kind einen Platz im Schwimmkurs anzubieten.
    Dass Kinder richtig schwimmen lernen, ist - gerade in einer Region wie dem Landkreis Neu-Ulm mit vielen Baggerseen und Flüssen - wichtig für die Sicherheit der Kinder. Wasserwacht und private Anbieter geben ihr Bestes, um jedem Kind einen Platz im Schwimmkurs anzubieten. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivfoto)

    Junge Mütter bekommen ja viele gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg. Ihre gerade einmal sechs Monate alte Tochter gleich zum Schwimmkurs anzumelden, ist da einer der kurioseren Tipps, die eine Frau aus Wullenstetten bekommen hat. Was zunächst etwas absurd klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Plätze in Schwimmkursen waren schon vor der Corona-Pandemie rar und sind es jetzt noch mehr. Bei manchen Organisationen betrage die Wartezeit zwischen drei und vier Jahren, berichten Eltern.

    Kurse für 2022 sind im Landkreis Neu-Ulm bereits ausgebucht

    Alfons Sailer ist Mitglied der Wasserwacht Senden und Sprecher für die Ortsgruppen im ganzen Landkreis Neu-Ulm. Er weiß, wie wichtig es ist, dass Kinder schwimmen lernen. "Wir beobachten seit einigen Jahren wieder einen Anstieg bei den Einsatzzahlen. Das betrifft zum Glück noch sehr selten Kinder und Jugendliche", sagt er. Und er freut sich eigentlich über viele Anmeldungen und viele Eltern, die wollen, dass ihr Kind Schwimmen lernt. Die Flut der Anfragen sei momentan aber tatsächlich kaum zu stemmen. Denn in der Corona-Pandemie hat sich ein großer Rückstau gebildet. Wartezeiten von drei bis vier Jahren sind zwar zu hoch gegriffen. Die Schwimmkurse der Wasserwacht Senden seien bereits für 2022 vollständig ausgebucht, obwohl die Kapazitäten bereits verdoppelt wurden, sagt Sailer.

    Ein Modellprojekt: Beim Schwimmkurs der Wasserwacht im Hallenbad Bäumenheim lernen Eltern, wie sie ihren Kindern die Grundlagen des Schwimmens beibringen.
    Ein Modellprojekt: Beim Schwimmkurs der Wasserwacht im Hallenbad Bäumenheim lernen Eltern, wie sie ihren Kindern die Grundlagen des Schwimmens beibringen. Foto: Barbara Wild (Archivbild)

    Er versichert aber: "Alle Wasserwacht-Ortsgruppen, aber auch die privaten Anbieter, versuchen mit allen ihren Möglichkeiten, so viele Kinder wie möglich in die Kurse aufzunehmen." Im Nautilla in Illertissen versucht Andrea Hintermeier neue Wege zu gehen. Ihre Idee: Schwimmkurse in das Programm der Kindergärten zu integrieren. Dazu sei sie gerade in Gesprächen mit einigen Einrichtungen. Sie hofft, so viele Kinder auf einmal zu erreichen, die dann am Vormittag die begrenzten Hallenbad-Kapazitäten nutzen könnten. Daneben sei auch der Fachkräftemangel in der Branche ein Grund, warum das Angebot nicht so einfach dem gewachsenen Bedarf angepasst werden könne, erklärt Hintermeier. Wartelisten führt das Nautilla nicht. In den kommenden Wochen werden die neuen Kurse auf der Website zur Anmeldung freigeschalten. Wer noch einen Platz sucht und schnell ist, könnte dort Glück haben.

    In Senden seien mittlerweile immerhin die Kinder, die vor oder während Corona mit dem Kurs begonnen haben, durch, sagt Sailer. Die Wasserwacht Senden will versuchen, ihr Angebot noch weiter auszubauen, doch dabei stößt sie auf ganz ähnliche Probleme wie Hintermeier im Nautilla: Die begrenzten Hallenbad-Zeiten, bei denen die Stadt die Wasserwacht aber gut unterstütze. "Gleichzeitig braucht es auch eine Schar von Ehrenamtlichen, die die Kurse durchführen. Trotz des großen Engagements und der starken Mannschaft, die wir hier haben, können wir leider nicht unbegrenzt erweitern", sagt Sailer.

    Schwimmkurse in Neu-Ulm: Hallenbad verdreifacht Kapazitäten

    Nach der monatelangen Zwangspause durch Corona ist die Nachfrage nach Schwimmkursen auch im Hallenbad in Neu-Ulm riesig. „Wir haben dreimal so viele Teilnehmer wie in früheren Jahren“, erläutert Ralph Seiffert, Leiter des Dezernats für Bildung, Kultur, Sport und Soziales. Vor Corona haben in dem städtischen Bad neben dem Landratsamt 60 Kinder pro Jahr das Schwimmen gelernt. In diesem Jahr waren es bereits 96 Buben und Mädchen, obwohl das Bad erst im Juni wiedereröffnet wurde. Wenn alle Kursblöcke beendet sind, werden heuer 192 Kinder im

    Die Schwimmkurse werden für Kinder ab fünf Jahren angeboten, die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sechs Jahre alt. Sie kommen überwiegend aus der Stadt Neu-Ulm, ein paar aus dem übrigen Landkreis sowie aus

    Die Wasserwacht Weißenhorn hat für ihre laufenden Schwimmkurse die Kapazität verdoppelt. "Wir haben jetzt mit 100 Kindern angefangen", berichtet Michaela Niehaus, die Vorsitzende der Ortsgruppe. Bisher seien es 50 gewesen. Probleme oder Konflikte bei der Nutzung der örtlichen Kleinschwimmhalle gebe es aber nicht, sagt Niehaus. Diese sei Freitagnachmittag für die Wasserwacht reserviert. Bis Oktober 2022 sind die Schwimmkurse bereits ausgebucht. Wartelisten hat es der Vorsitzenden zufolge aber schon vor der Pandemie gegeben. Wer sich im Oktober melde und einen Schwimmkurs für den Winter wolle, der habe schon immer ein Problem gehabt, fügt sie hinzu.

    Ausnahmsweise hat die Wasserwacht Weißenhorn in diesem Jahr zwei Schwimmkurse im Freibad ausgerichtet. So habe man die Kurse abschließen könne, die wegen des Lockdowns im Winter abgebrochen werden mussten, sagt Niehaus. Eigentlich sei das Freibad nicht der ideale Ort, um Schwimmen zu lernen. "Da sind die Kinder zu sehr abgelenkt." Und heuer sei es auch wetterbedingt mit den Kursen im Freien nicht einfach gewesen.

    Appell an die Politik: Bäder sollen nicht schließen!

    Wasserwacht-Sprecher Sailer appelliert im Gespräch mit unserer Redaktion auch an die Politik. Unbestritten ist, dass Kommunen in den allermeisten Fällen drauf zahlen, wenn sie ein Schwimmbad betreiben. Sailer sagt: "In der Vergangenheit wurden immer wieder Lehrschwimmbecken geschlossen, auch im Landkreis Neu-Ulm." Die Wasserwacht rufe dazu auf, die Priorität zum Erhalt der Hallenbäder in unserer Region hoch zu halten. Die Investition in die Bäder ist für ihn eine Lebensversicherung für Kinder und Jugendliche und auf lange Sicht gesehen auch für die gesamte Bürgerschaft. Im Sendener Stadtrat etwa hat man diesen Appell gehört. Dort wurden, auch mit Verweis auf die Problematik des Schwimmen Lernens, kürzlich einige Sanierungsmaßnahmen am See- und Hallenbad beschlossen.

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