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Kirchhaslach: Von einem tragischen Tod am Gründonnerstag

Kirchhaslach

Von einem tragischen Tod am Gründonnerstag

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    Die stattliche Kirchhaslacher Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt ist weithin sichtbar.
    Die stattliche Kirchhaslacher Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt ist weithin sichtbar.

    Der prächtige Hochaltar, die spätromanische Marienstatue mit Jesuskind, die Apostelfiguren an den Wänden: In der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Kirchhaslach gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt an Kostbarkeiten zu bewundern. Da wirkt die an einem Pfeiler zwischen den nördlichen Bankreihen angebrachte Gedenktafel eher unscheinbar. Wer der lateinischen Sprache mächtig ist, erfährt, dass es sich um ein Grabdenkmal handelt.

    Ein Geistlicher verunglückte tödlich

    Es ist Kaplan Johann Baptist Pater gewidmet, der am Gründonnerstag des Jahres 1752 in der Kirche auf tragische Weise ums Leben gekommen war. Der damals 52-Jährige hatte die Arbeit des Kirchhaslacher Pfarrers zwei Jahre lang als Kaplan unterstützt und sich maßgeblich für die Errichtung eines neuen Heiligen Grabes eingesetzt. Kurz vor der Fertigstellung des Kunstwerks jedoch verunglückte der Geistliche tödlich.

    Das hat Herbert Huber vom Historischen Verein Babenhausen in Erfahrung gebracht. Während eines Besuchs im Staatsarchiv und Diözesanarchiv Augsburg wurde der ehemalige Studiendirektor beim Durchblättern einer Schrift auf das Schicksal jenes Kaplans aufmerksam. Demnach stammte Johann Baptist Pater aus Haigerloch in Baden-Württemberg und hatte sich damals im 20. Jahr seines Priestertums befunden.

    Ein Brief gibt Aufschluss über die Auftragsarbeit

    Da ihm das Heilige Grab in der Kirchhaslacher Wallfahrtskirche allzu erbärmlich erschienen war, hatte er die Errichtung einer neuen Grabstätte initiiert. Das erfuhr Herbert Huber anhand eines Briefs, den der Fuggersche Oberamtmann Johann Anton Zwerger 1752 an Graf Franz Karl Fugger geschickt hatte. Der Patronatsherr hatte den Auftrag für das Heilige Grab kurz darauf dem berühmten Weißenhorner Maler Franz Martin Kuen erteilt. Dieser zeichnete dann auch für das Projekt verantwortlich und beauftragte einen Weißenhorner Handwerker mit Schreinerarbeiten. Die Schlosserarbeiten sollte ein Babenhauser übernehmen, so die Aufzeichnungen.

    Wer die lateinische Sprache beherrscht, kann die Gedenktafel lesen.
    Wer die lateinische Sprache beherrscht, kann die Gedenktafel lesen.

    Der Standort des damaligen Heiligen Grabes ist unbekannt. Vermutlich hatte es seinen Platz im Chorraum, mutmaßt Herbert Huber. Das Kunstwerk bestand aus einem durch Klammern, Stifte und Bänder zusammengehaltenen Holzgerüst, das mit einer von Kuen bemalten Leinwand bespannt wurde. Die Gesamtkosten betrugen rund 176 Gulden. Neben Kaplan Pater, der 75 Gulden beisteuerte, unterstützten Spender, wie die Rosenkranz-Bruderschaft Kirchhaslach, die Filiale Olgishofen und Kollekte das Vorhaben. Den Restbetrag beglich Patronatsherr Fugger.

    Ein Sturz kostete den Kaplan das Leben

    In seiner Weißenhorner Werkstatt bemalte Franz Martin Kuen die Leinwand mit einer Grabeshöhle und schlafenden Soldaten. Über dem Grab wurde eine Nische für die mit einem Seidentuch bedeckte Monstranz errichtet. Außerdem sollte die Grabeshöhle mit beleuchtbaren, bunten Glaskugeln ausgestattet werden. Aufzeichnungen zufolge hat der Weißenhorner Maler Vorbereitungen für die Verdunklung der Kirchenfenster getroffen. An Ostern sollte die Figur des Auferstandenen die Monstranz ersetzen.

    Das Innere des Gotteshauses ist prächtig ausgestattet.
    Das Innere des Gotteshauses ist prächtig ausgestattet.

    Um die Aufstellung des Heiligen Grabes zu überwachen, reiste Franz Martin Kuen zu Beginn der Karwoche 1752 nach Kirchhaslach. In einer Notiz soll er sich damals über die üblen Straßen beklagt haben, auf denen das Material transportiert werden musste. Voller Vorfreude nahm Kaplan Pater das Kunstwerk schließlich näher in Augenschein, um nachzuschauen, wie die Monstranz in der Nische über dem Grab deponiert werden könnte. Beim Betreten der noch nicht genügend befestigten Stiege stürzte der Geistliche jedoch. Er fiel so unglücklich, dass er sich das Genick brach und am Gründonnerstag seinen Verletzungen erlag. Er wurde im Gotteshaus gegenüber dem linken Seitenaltar der 14 Nothelfer beigesetzt.

    Das Heilige Grab wurde nicht mehr öffentlich aufgestellt

    Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts wurde das von Franz Martin Kuen gemalte Heilige Grab nicht mehr öffentlich aufgestellt, erfährt man aus einem Inventarverzeichnis der Wallfahrtskirche. Darin ist auch die Anschaffung eines neuen Heiligen Grabes im Wert von 200 Mark im Jahr 1898 verzeichnet. „Was letztlich noch vom vorherigen Werk vorhanden war, ist beim Brand des Kirchhaslacher Pfarrstadels in den 1950er Jahren wohl endgültig vernichtet worden, vermutet Herbert Huber.

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