In den Töpfen auf dem Herd brodelt Wasser. In einem kocht eine klein geschnittene Rote-Beete-Knolle, im anderen liegen einige Blätter Spinat. Im dritten Topf schwimmen Teile einer Kurkumawurzel. Julia Faulhaber bereitet gerade drei Sude zu, in denen sie später Eier rötlich, gelb und grün färben will. Die Tafertshoferin nutzt nicht zum ersten Mal natürliche Farben, um bunte Ostereier zu bekommen - auch wenn diese Methode etwas aufwendiger ist, wie sie sagt. Wir haben ihr über die Schulter geschaut.
Wieso gibt es Ostereier an Ostern?
Das Ei galt in antiken Kulturen als ein Symbol für die Fruchtbarkeit und Wiedergeburt.
Im Christentum wurde diese symbolische Deutung aufgegriffen. Von außen wirkt ein Ei kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit stand das Ei symbolisch für das Grab, aus dem Jesus am Ostermorgen von den Toten auferstand. Deshalb diente das Ei den frühen Christen auch als Grabbeigabe.
Da Eier bis zum achten Jahrhundert als „flüssiges Fleisch“ galten und in der Fastenzeit nicht verspeist werden durften, mussten sie haltbar gemacht werden. So wurden sie gekocht und angemalt, um sie von den rohen Eiern zu unterscheiden. Daraus könnte der Brauch der bunten Ostereier entstanden sein. (zisc)
Kurkuma hat Julia Faulhaber bisher noch nie verwendet. Deshalb hat sie sich vor der Premiere informiert und erfahren, dass man mit einem Esslöffel Kurkuma pro einem Liter Wasser rechnen sollte. „Ansonsten geht es bei mir nach Gefühl“, sagt sie, lacht und kontrolliert mit einem Löffel die Farbintensität der drei Sude. Mit dem dunkelroten Roten-Beete-Wasser ist sie zufrieden. Ebenso mit dem kräftigen Gelb, dass die Kurkumawurzel inzwischen abgegeben hat. Nur das Wasser mit dem Blattspinat will nicht so richtig grün werden. Nach etwa 15 Minuten werden die Aufgüsse durch ein Sieb gegeben und in Gläser gefüllt.
Auf dem Tisch stehen schon vier weitere fertige Farbwasser, die die Tafertshoferin am Vortag zubereitet hat. Die gekochten Schalen von jeweils vier bis fünf gelben und roten Zwiebeln haben einen braun-gelben und einen dunkelroten Sud ergeben. Blaukraut färbte das Wasser lila und Brennnesseln braun-gelb. Ob letztere tatsächlich zu den gewünschten grünen Eiern führen, bleibe abzuwarten, meint Julia Faulhaber ergänzt: „Grüne Eier findet man im Gras sowieso schlecht“. Im Gespräch wird deutlich, dass man sich bei dieser Art des Eierfärbens auch mal von der Natur überraschen lassen darf, welchen Farbton das weiße oder braune Ei am Ende tatsächlich annimmt.
Tafertshoferin färbt Ostereier nur aus Naturmaterialien
Natürliche Farben sind dabei zwar nicht so intensiv wie Lebensmittelfarben aus dem Supermarkt. Dafür sind sie nachhaltig erzeugt. Das Gemüse hat die Tafertshoferin von ihrem Vater, der Bio-Gemüse vertreibt. „Und alles wird nur in Wasser gekocht“, sagt sie. Deshalb müsse etwa die Rote Beete hinterher auch nicht in der Tonne landen. Aus ihr lässt sich ein Salat zubereiten. Die Zwiebelschalen sind sowieso Biomüll und Brennnesseln für viele Unkraut, das nicht gern im Garten gesehen wird. Über das Blaukraut, das als Basis für blaue Eier diente, freuen sich die Hasen der Familie Faulhaber.
Inzwischen kochen die Eier auf dem Herd. Sie wurden zuvor mit Essig und Küchenkrepp gesäubert. Auch ins Kochwasser und in die fertigen Sude kommt ein kräftiger Schuss Essig. Denn er greift die Kalkschale der Eier an, sodass sie die Farbe besser aufnehmen können.
Dann beginnt der spannende Teil: Nun wird sich herausstellen, ob die selbst hergestellten Farben tatsächlich das gewünschte Ergebnis bringen. Bei diesem Arbeitsschritt bekommt Julia Faulhaber tatkräftige Unterstützung von ihren Kindern Felix und Laura. Geschickt tauchen die beiden mit einem Löffel die noch heißen Eier in die Farbe. Auch die Eier, die ihre Mama zuvor besonders verpackt hat, gleiten in das bunte Wasser. Für eine Verzierung mit Streifen hat sie Eier mit einer Kordel umwickelt. Um ein filigranes Pflanzenmotiv zu erhalten, hat sie kleine Blüten und Blätter auf das Ei gedrückt, dieses anschließend in einen ausgedienten Feinstrumpf gesteckt und verknotet.
Zwischendurch werden die Eier im Glas gewendet. Wenn sie die gewünschte Farbintensität haben, dürfen sie aus dem Wasser. Julia Faulhaber ist zufrieden - nur nicht mit dem Brennnessel-Sud, der keine wirklich grünen Eier hervorgebracht hat. Die Zwiebeln, das Blaukraut oder auch die Kurkumawurzel haben ihre Aufgabe hingegen bestens erfüllt. Die umwickelten Eier werden von ihren Schnüren und Strümpfen befreit. Hier hat die Natur zusätzlich noch ein wunderschönes Pflanzenmotiv aufs farbige Osterei gezaubert.
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