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Kellmünz: Wie der mutmaßliche Bahndamm-Brandstifter von Kellmünz geschnappt wurde

Kellmünz

Wie der mutmaßliche Bahndamm-Brandstifter von Kellmünz geschnappt wurde

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    Viermal hat es am Bahndamm bei Kellmünz gebrannt. Nun gibt es einen Tatverdächtigen.
    Viermal hat es am Bahndamm bei Kellmünz gebrannt. Nun gibt es einen Tatverdächtigen. Foto: Zita Schmid

    Aufmerksame Zeugen und der berühmte "Kommissar Zufall" haben am Sonntagnachmittag dazu geführt, dass der mutmaßliche Bahndamm-Brandstifter von Kellmünz festgenommen wurde. Wie berichtet, hatte ein bis dahin unbekannter Täter am 24. und 26. Februar sowie am 3. und 13. März entlang der Bahnlinie Ulm-Memmingen viermal Feuer gelegt.

    Brände an Kellmünzer Bahndamm: Zugstrecke musste gesperrt werden

    Jeweils rund 200 Quadratmeter trockenes Gras am Bahndamm wurden von den Flammen erfasst, sodass die Feuerwehr Kellmünz jedes Mal ausrücken musste, um den Flächenbrand zu löschen und dessen Ausbreitung womöglich bis zum Illerauwald zu verhindern. Zweimal musste wegen der starken Rauchentwicklung sogar der Zugverkehr zwischen Ulm und Memmingen für jeweils eine knappe Stunde gestoppt werden, was hohe Folgekosten – die Bundespolizei sprach von bis zu 1000 Euro pro Minute – nach sich zog. Auch der fünfte Versuch, ein Gelände am Bahndamm südlich des Haldenweges, auf der Westseite der Bahn gegenüber dem Wanderparkplatz, anzuzünden, wäre trotz des schlechten Wetters beinahe gelungen - wenn nicht achtsame Spaziergänger aktiv geworden wären.

    Mehrmals hat es in der vergangenen Zeit bei Kellmünz gebrannt.
    Mehrmals hat es in der vergangenen Zeit bei Kellmünz gebrannt. Foto: Wilhelm Schmid

    Wie die Polizei berichtet, waren vier Personen am Sonntag gegen 15 Uhr auf dem Weg zwischen der Bahnlinie und der Iller unterwegs, als sie in der Nähe der früheren Brandstellen einen ihnen zunächst unbekannten Mann sahen. Dieser trat vom westlichen Bahndamm her auf den Feldweg und fuhr mit einem dort bereitliegenden Fahrrad in Richtung Pleß, also nach Süden, davon. Unmittelbar danach sahen die Zeugen – dem Vernehmen nach handelte es sich um zwei Frauen und zwei Männer – Rauch von der Böschung aufsteigen.

    Drei aus der Gruppe rannten zu der Stelle, wo sich der Brand gerade auszubreiten begann. Es gelang ihnen, die Flammen auszutreten, sodass sie die Feuerwehr nicht mehr alarmieren mussten. Allerdings setzten sie sofort einen Notruf an die Polizei ab. Der vierte Zeuge rannte derweil dem flüchtenden Radfahrer zunächst etwa einen Kilometer weit hinterher. Dann hatte der Verfolger das Glück des Tüchtigen und "Kommissar Zufall" kam ihm zu Hilfe: Infolge eines technischen Defekts an seinem Fahrrad musste der mutmaßliche Brandstifter seine Flucht abbrechen. Der Zeuge konnte ihn stellen.

    Inzwischen, so erfuhr unsere Redaktion aus anderer Quelle, hatte auch der zweite Mann aus der Vierergruppe, offenbar mit seinem Hund, die Verfolgung aufgenommen. Er half dem ersten Zeugen, den Verdächtigen zum Tatort zurückzubringen, wie die Polizei schreibt. Die beiden Männer hatten sich angeblich mit einem Holzstock und Hundeleinen ausgerüstet und "überredeten" so den mutmaßlichen Brandstifter – natürlich ohne Gewaltanwendung – zur Rückkehr zum Tatort. Es müssen filmreife Szenen gewesen sein, denn zwischenzeitlich, so wird erzählt, seien drei Streifenwagen von allen Seiten her zum Ort des Geschehens gefahren, wo die dort gebliebenen zwei Frauen warteten.

    Brände: Tatverdächtiger von Kellmünz weist Vorwürfe von sich

    Die Polizei nahm den Mann, bei dem es sich um einen 62-Jährigen handelt, vorläufig fest. Anschließend wurden sofort "umfangreiche Maßnahmen zur Beweissicherung eingeleitet", wie es im Bericht der Beamten heißt. Der 62-Jährige stritt demnach bei einer ersten Befragung die Verantwortung für die Feuer ab. Nach Abschluss der Beweisaufnahme wurde der Verdächtige nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft am späten Sonntagabend wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Ermittlungen zu dem Fall dauern an.

    Weiter schreibt die Polizei: "Die Polizei bedankt sich insbesondere für das vorbildliche, besonnene und dennoch mutige Verhalten der Zeugen. Ohne ihr couragiertes Einschreiten wäre dieser Fahndungserfolg nicht möglich gewesen." Diesem Dank schließt sich der Kellmünzer Bürgermeister Michael Obst an. Im Gespräch mit unserer Redaktion lobte er die Zeugen sowie die Feuerwehr. In der Marktgemeinde, so Obst, sei man nun doch sehr erleichtert, da zu befürchten gewesen sei, dass der Brandstifter womöglich auch einmal andere Objekte als den Bahndamm in Brand setzen könnte. Er werde auch, so versicherte der Bürgermeister, zu gegebener Zeit den Zeugen öffentlich danken und kleine Geschenke als Anerkennung für deren Hilfsbereitschaft und entschlossenes Eingreifen überreichen. Das Vorgehen sei ein "Musterbeispiel an Zivilcourage".

    Er werde allerdings, so gab Michael Obst bekannt, neben der strafrechtlichen Verfolgung durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht vonseiten der Marktgemeinde auf zivilrechtlichem Wege gegen den Mann vorgehen, sobald dieser als Brandstifter verurteilt werde. Gemäß der gemeindlichen Gebührensatzung für die Inanspruchnahme der Feuerwehr werde da sicherlich ein gehöriger Kostenersatzbetrag für die geleisteten Dienst- und Fahrzeugstunden zustande kommen.

    Auch Jäger beteiligten sich an der Suche nach dem Brandstifter

    Weiter wird vermutlich, wie ein Beamter der Bundespolizei beim letzten Brand gegenüber unserer Redaktion erklärte, auch noch eine Kostenrechnung der Deutschen Bahn für die Betriebsunterbrechungen gestellt werden. Diese hatten Zugverspätungen auf der gesamten Strecken Ulm–Oberstdorf sowie insbesondere in den Anschlussbahnhöfen Ulm, Memmingen, Kempten und Oberstdorf verursacht. Ob der mutmaßliche Brandstifter über entsprechende Finanzmittel verfügt, ist nicht bekannt. Klar dürfte nur sein, dass die geradezu unheimliche Brandserie nun allem Anschein nach ein Ende gefunden hat.

    Die Suche nach dem Brandstifter hatte viele Menschen in Kellmünz und Umgebung beschäftigt. So war eigens eine Wildkamera in die Bäume nahe des Bahndamms gehängt worden – diese war jedoch von einem Unbekannten entdeckt und zerstört worden. Jäger aus der Region hatten ihre Streifzüge ebenfalls in das Gebiet verlegt, um dem Täter auf die Spur zu kommen.

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